Womelsdorf. . Ehrengast ist Frank Hentschel, der letzte Müllergeselle in Womelsdorf kommt eigens aus London nach Womelsdorf und hat viel zu erzählen.
Für Frank Hentschel ist es nicht nur eine weite Reise aus London nach Womelsdorf. Es ist eine Zeitreise für den 50-Jährigen. Auch in England hält der Mühlenbautechniker die Verbindung in seine Heimat aufrecht.
Per Knopfdruck am Stromnetz
Mit einem Knopfdruck hat Vize-Regierungspräsident Volker Milk (rechts) am Pfingstmontag die Mühle wieder symbolisch in Betrieb genommen. Milk hob die Bedeutung der dezentralen und lokalen Energieerzeugung für den Klimaschutz hervor und betonte: „Wasserkraft ist die einzige grundlastfähige, erneuerbare Energiequelle“. Milk appellierte auch an Mühlebetreiber, Naturschutzverbände sowie den Kreis als Genehmigungsbehörde, sich weiterhin um einen Kompromiss bei der Wasserentnahme für die Mühle zu engagieren. Nur mit solchen Kompromissen seien auch die Klimaziele einzuhalten. Mühlenbetreiber Bernd Föllmer (links) sagte, dass die Mühle regenerative Energie erzeuge und man zielgerichtet an erneuerbaren Energien arbeiten. Föllmer erinnerte auch noch einmal an den schwierigen Weg bisher: „Wir haben dicke Bretter bohren müssen“, sagt er und betonte, dass man die Mühle ohne öffentliche Fördergelder saniert habe. „Jetzt kann man hier sogar wieder Korn mahlen“, freute sich Föllmer.
Der gebürtige Auer hat aus dem Onlineauftritt der Westfalenpost erfahren, dass sich wieder etwas tut in der stillgelegten Mühle, die für ihn der Ausgangspunkt eines bewegten Berufslebens ist. Hentschel hat den Kontakt zu den beiden heutigen Mühlenbetreibern Achim Wickel und Bernd Föllmer gesucht und diese haben ihn als Experten und lebendes Bindeglied zur Vergangenheit der Womelsdorfer Mühle zum Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag eingeladen.
„Hier hat sich nichts verändert. Es ist nur alles älter geworden“, freut sich Frank Hentschel und blickt sich im Keller der Womelsdorfer Mühle um. Hier wird die Energie aus der Wasserkraft über Transmissionsriemen an die verschiedenen Maschinen der Kornmühle weitergeleitet. Begleitet wird Hentschel von den Ehrengästen des Tages. Regierungs-Vizepräsident Volker Milk wird die Mühle später per Knopfdruck wieder in Betrieb nehmen.
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Die Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach (CDU) und Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau (SPD) sind ebenso mit dabei wie Dezernentin Helge Klinkert von der Kreisverwaltung in Siegen. Im Untergeschoss berichtet Frank Hentschel von seinem außergewöhnlichen Werdegang. Der Hauptschüler hatte 100 Bewerbungen geschrieben - erfolglos. Er kam mehr oder weniger durch Zufall an die Mühle, um dort als Hilfsarbeiter Geld zu verdienen. Das war 1985. Begrüßt wurde er damals in Mundart mit den Worten: „Wos wett Dü da? Dü best doch veel zu klee.“
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Aber Hentschel biss sich durch und überredete seine Meister Werner und Bernd Spies sogar, nach 30 Jahren Pause doch noch einen Lehrling auszubilden. In den 90er Jahren berichtet die Westfalenpost dann über den Landesbesten Müllergesellen Frank Hentschel. Anschließend folgten Gesellenjahre in Korn- und Gewürzmühlen, die Meisterschule und ein Studium der Mühlentechnik. Heute ist Hentschel, der seit 23 Jahren in England lebt, selbstständig und entwickelt Mühlenbetriebe. Auch für den Ausgangspunkt seiner Müller-Karriere hat Hentschel ein paar Tipps, wie Mühlenbetreiber Achim Wickel verrät: „Wenn wir alles säubern und herrichten, könnten wir hier wieder Korn zu Mehl mahlen.“ Aber auch eine Zukunft als Gewürz- oder Ölmühle ist nicht ausgeschlossen, so Wickel. Dazu aber brauchen er und sein Kompagnon Bernd Föllmer Interessenten, die etwas in Womelsdorf mahlen wollen.
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Der Experte Frank Hentschel sieht für das Mahlen von Mehl Probleme. Die Marge sei zu gering, um damit Gewinn zu erzielen. Bei gröberem Vollkornmehl, das in der Hammermühle erzeugt werde könne, sehe das etwas anders aus. Trotzdem ist Hentschel überzeugt, dass die Mühle eine Zukunft hat, allein schon dadurch, dass sie mit der modernen Turbine so viel Strom erzeuge, dass das gesamte Dorf mit Strom versorgt werden könnte. „Ich glaube, dass sich die Mühle tragen wird“, formuliert er kurz und knapp, und ergänzt, dass dies aber immer mit sehr viel Arbeit verbunden sei, so wie damals, als Hentschel noch als Geselle hier arbeitete.