Bad Laasphe. Das Duden-Institut ist auf Rechen- sowie Lese-Rechtschreib-Schwächen vor allem bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Und der Bedarf ist da.
Christine (Name geändert) geht seit dem Sommer in die fünfte Klasse einer Wittgensteiner Realschule. Doch der Frust bei ihr sitzt tief: In Mathematik kommt sie nicht mit. Bei den Mitschülern klappt es mit dem Rechnen, doch sie versteht nicht, was der Lehrer da vorne erklärt. Die Hausaufgaben dauern oft Stunden. Christine weint oft. Der Grund für ihren Frust: Sie leidet unter Dyskalkulie, einer Rechenschwäche. Aber es gibt Hilfe: Das Duden-Institut in Bad Laasphe, gerade in neue Räume an der Königstraße umgezogen, hat sich auf Kinde und Jugendliche mit dieser Schwäche, aber auch der Lese-Rechtschreib-Schwäche Legasthenie spezialisiert. Und der Bedarf für die Lerntherapie, die hier angeboten wird, ist ungebrochen.
Die Ausgangslage
Keine Therapie ohne Diagnose
Informationsgespräche für interessierte Eltern und Schüler, die jeweils kostenlos und unverbindlich angeboten werden und jeder Diagnose und Therapie vorausgehen, können zurzeit nach Wunsch online, aber auch gerne wieder vor Ort stattfinden.
Die erste Kontaktaufnahme sollte dabei aber weiterhin per E-Mail an badlaasphe@duden-institute.de oder telefonisch unter 02752/1617 erfolgen.
„Oft haben die Kinder eigentlich schon guten Unterricht“, weiß Institutsleiterin Marianne Oppermann aus Erfahrung – am Lehrer müsse es also nicht unbedingt liegen, so die Lerntherapeutin. Vielmehr fehlten dann oft bei den Kindern und Jugendlichen die Grundlagen.
Der Bedarf
Rund 40 Kinder und Jugendliche aus ganz Wittgenstein und dem hessischen Hinterland von der 2. bis zur 10. Klasse gehen derzeit bei Marianne Oppermann und ihrem Team mit zwei weiteren Kollegen in die Lerntherapie. In etwa zwei Dritteln der Fälle gehe es dabei um eine Lese-Rechtschreib-Schwäche und zu einem Drittel um eine Rechenschwäche. „Ich habe aber auch drei Kinder dabei, die beides frustriert“, so Oppermann. Wie genau die Schüler von den Schwächen betroffen sind, wird vor der Therapie in einem Check, einer Diagnose im Beisein der Eltern abgeklärt.
Die Dyskalkulie
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Was bei der Dyskalkulie oft die Frage sei, so die Lerntherapeutin: Wie kann man gut rechnen, wenn man nur die Zahlen sieht? „Kinder entwickeln da oft keine Mengenvorstellung.“ Dieses Gefühl versuchen die Therapeuten dann spielerisch zu vermitteln – etwa mit Holzelementen, die eine 1, eine 10, eine 100 oder eine 1000 begreifbar machen.
Die Legasthenie
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Und wie sieht es bei der Legasthenie aus? „Da bleiben die Kinder oft beim buchstabierenden Lesen stehen“, berichtet Oppermann. Hier gelte es zum Beispiel, den Kindern beizubringen, mehr in Silben zu sprechen und die Betonung nicht außer acht zu lassen.
Die Verbreitung
Legasthenie- Mit der Intelligenz hat es nichts zu tun
In der Genetik, der Neurobiologie und den Denk- und Wahrnehmungsprozessen sind laut Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie die Ursachen für die Störung zu finden. „So zeigen sich beispielsweise bei Kindern, die später eine Lese-Rechtschreibschwäche entwickeln oft schon früh Unterschiede bei der Verarbeitung von Sprache. Reize, die schnell aufeinander folgen, werden von Menschen mit Lese-Rechtsschreibschwäche (LRS) anders verarbeitet“, erklärt der Verband.
Wichtige Anzeichen für die Störung
Es gebe Anzeichen beim Lesen: niedrige Lesegeschwindigkeit, Verlieren der Zeilen, Vertauschen oder Hinzufügen von Silben und Buchstaben und Schwierigkeiten, den Inhalt des Gelesenen wiederzugeben. Beim Schreiben: Viele Fehler in Diktaten und beim Abschreiben von Texten. Schlechte Grammatik, unleserliche Handschrift. Mit mangelnder Intelligenz hat das gemäß der Fachliteratur zum Thema nichts zu tun. Betroffene können gesprochene Sprache nicht oder nur schlecht in Schrift umwandeln. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.
Verzögerte Entwicklung
Sie sind weniger fähig, Laute zu differenzieren und im Gehirn zu speichern. Es geht um die Zuordnung von Buchstaben zu Lauten und von Lauten zu Buchstaben. Kinder, die an Legasthenie leiden, sind in diesem Bereich verzögert entwickelt.
„Nicht selten haben Kinder mit Legasthenie zusätzlich psychische Probleme, die sich sowohl als Folge der Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten entwickeln können, als auch vor dem Auftreten der Legasthenie bereits vorhanden sein können“, sensibilisiert der Bundesverband dafür, auch die psychologische Komponente im Blick zu behalten. Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins Spiegel sind in Deutschland vier bis sechs Prozent der Bevölkerung von einer Lese-Rechtschreibstörung betroffen. Der Markt an Einrichtungen, die Therapien und Förderung anbieten, ist groß. Auch in Hagen gibt es derartige Einrichtungen wie das LRS-Zentrum oder das Centrum für Legasthenie Therapie.
So mancher Lehrer sage über die Schwächen bei den Kindern: „Das nimmt extrem zu.“ Doch diesen Trend kann Oppermann nicht bestätigen. „Eigentlich hatten wir das Problem immer schon.“ In Zahlen ausgedrückt: Etwa 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler seien von einer der beiden Schwächen mehr oder weniger betroffen, schätzt die Lerntherapeutin.
Die Rolle der Eltern
Die Eltern – sie spielen bei der Therapie übrigens eine wichtige Rolle, denn: Die 50-Minuten-Termine einmal pro Woche mit Schüler und Therapeut im Dialog persönlich oder online per Videoschalte sind nur die Basis des Lernerfolgs – die spielerischen Zehn-Minuten-Übungen pro Tag daheim mit Unterstützung von Vater und Mutter fast noch wichtiger.
Die Belastungen
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In mehr als zwei Dritteln der Fälle kommen psychosoziale Belastungen für die Kinder und Jugendliche dazu, erläutert Marianne Oppermann – etwa Ängste und geringes Selbstvertrauen, aber auch körperliche Beschwerden wie Bauchweh oder Mobbing in der Schule. In diagnostizierten Fällen übernehme meist der Kreis Siegen-Wittgenstein die Kosten der Therapie.
Der Umzug
Ausgerechnet im März, als die Corona-Pandemie hereinbricht, steckt das Duden-Institut im Umzug – vom bisherigen Bad Laaspher Standort Bahnhofstraße 58 in die Königstraße 2, bis Ende 2019 noch mit der Rathaus-Apotheke im Erdgeschoss. Mittlerweile hat der Vermieter die Räume jedoch denkmalgerecht umbauen lassen, erinnert nichts mehr an das frühere Ladenlokal.
Das Online-Angebot
Da das Duden-Institut wegen Corona gleichzeitig mit den Schulen seine Arbeit vor Ort einstellen musste, erhielten die Schüler bereits nach sehr kurzer Vorbereitungszeit eine Lerntherapie online. „Und die Erfahrungen damit waren so positiv, dass diese aus der Not entstandene Alternative auf Wunsch nun dauerhaft angeboten wird“, so die Institutsleiterin. Auch sie hat sich für dieses neue Angebot extra geschult.
Die Mitarbeiter-Suche
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Derzeit sucht das Institut in Bad Laasphe noch weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Honorarbasis, die an einer Ausbildung zum Lerntherapeuten haben und in der Königstraße mitarbeiten möchten. Eine pädagogische Ausbildung sei dabei von Vorteil, so Marianne Oppermann. Auch für Lehramtsstudenten sei die Arbeit beim Duden-Institut „eine tolle Vorbereitung“ auf das spätere Berufsleben.
Mehr Infos im Internet: www.duden-institute.de