Bad Laasphe. Der junge und der etwas ältere Kandidat im Wahlbezirk 3, Bad Laasphe 2, loten im Interview mit unserer Redaktion Trennendes und Gemeinsames aus.

Preisfrage: Was haben Volker Gautsch (84) und Clemens Markus Salz (19) gemeinsam? Antwort: Beide treten im Bad Laaspher Wahlbezirk 3, Bad Laasphe 2, als Kandidaten zur Kommunalwahl an – der Ältere für die CDU, der deutlich jüngere für die Partei „Die Partei“. Was die beiden sonst noch über die Generationen hinweg verbindet oder gar trennt, verraten sie in unserem Interview.

Wie Ihr Mitbewerber sind Sie offenbar kein gebürtiger Bad Laaspher oder Wittgensteiner. Wie sind Sie nach Wittgenstein gekommen? Und was hat Sie bewogen, bei der nun Kommunalwahl am 13. September im wichtigen Wahlbezirk Bad Laasphe 2 anzutreten?

Volker Gautsch Ich bin 1946 mit meiner Mutter aus Bad Reinerz in Niederschlesien nach Wittgenstein gekommen, als wir dort der polnischen Bevölkerung weichen mussten. Einige Jahre nach meiner Heirat hatte ich Gelegenheit, ein Gärtnerei-Anwesen an der Laaspher Gartenstraße zu pachten, das ich später kaufte. Mitte der 60er Jahre kam der damalige Bad Laaspher Bürgermeister Botho Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein an die Haustür und sagte: Sie machen jetzt Politik. Und ich habe ja gesagt. Das war so eine Bauchentscheidung von mir.

Und dann habe ich sofort meinen Wahlkreis mit Schloss und Gartenstraße für die CDU verloren, es gewann ein SPD-Mitbewerber. Aber im zweiten Anlauf klappte es – und in diesem Wahlkreis danach eigentlich ewig für die CDU. Ich wurde Partei- und Fraktionsvorsitzender und bin inzwischen eigentlich nur noch stellvertretendes Mitglied im Bau-, Denkmal- und Umweltausschuss. Jetzt soll ich aber Stimmen für einen Wahlkreis sammeln, der SPD-Hochburg ist – völlig neu für mich. Und es gibt nur ein einziges CDU-Parteimitglied in diesem Wahlkreis.

Clemens Salz Mit drei frischen Jahren bin ich mit meiner Mutter aus Köln nach Bad Laasphe gekommen. Und dann lief in der Schule alles nach Plan. Kurz nach der Europawahl im Mai 2019 habe ich dann in der Bäckerei Eckhardt an der Bahnhofstraße Markus Schmidt, Tobias Wied und Ali Mohamed Haji getroffen – und sah den rot-weißen Ordner der Partei „Die Partei“ bei ihnen liegen – die ich gerade gewählt hatte! Und dann kam die Sache in die Gänge.

Ich war bei der Gründungsversammlung im „Wittgen­steiner Hof“ Mitte Dezember dabei. Angetreten waren wir mit dem Ziel, alteingesessene Parteien zu ärgern oder zu stürzen. Außerdem wollen wir die erste Bürgermeisterin Bad Laasphes stellen. Und wir haben keine Angst zu verlieren – für uns ist jedes Prozentchen ein Erfolg.

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Was haben Sie gedacht, als Sie mit Blick in die Kandidaten-Liste feststellten: In diesem Wahlbezirk geht eine ganz junge und die schon etwas ältere Generation im Wettbewerb um Wählerstimmen an den Start?

Salz Es ist interessant, wer da so den Wunsch hat, in die Politik zu gehen – und er ist bei allen Generationen da. Das ist mutig und richtig – auch im Alter, um die Stadt nachhaltig zu verändern. Dabei haben wir verschiedene Herangehensweisen – „Die Partei“ ist da sehr digital in den Sozialen Medien unterwegs.

Gautsch Ich finde es grundsätzlich gut, dass junge Leute sich für Politik interessieren. Bei der CDU ist das leider nicht so, sonst hätte ich nicht kandidieren müssen. Wir hören erst, was die Bürger wollen – und verändern dann.

Salz (ergänzt) Unsere Partei ist aber auch sehr bürgernah. Die Zukunft liegt jedoch im Jungen – da bleiben wir auf dem Teppich.

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Was ist Ihnen persönlich in der Bad Laaspher Kommunalpolitik besonders wichtig? Vielleicht nennen Sie ein oder zwei Beispiele.

Gautsch Die Politik in Bad Laasphe läuft nicht gut. Der Bürgermeister hat zu den meisten Arbeitgebern in der Stadt so gut wie keinen Kontakt. Die aber sind ein Riesenfaktor, da sind unsere Ar­beitsplätze. Durch den Zank in der Stadt ist leider auch die Bad Laaspher Ortsumgehung im Bundesverkehrswegeplan aus dem vordringlichen Bedarf rausgeflogen. Deshalb ist es manchmal auch unerträglich, auf der B 62 in unserer Stadt durchzukommen. Ich werde alles daransetzen, dass die Ortsumgehung im Plan wieder vordringlich wird.

Salz Wir brauchen besser sichtbare Radwege. Leider möchten die Ladenbesitzer etwa in der Bahnhofstraße das nicht, weil sie um Parkplätze vor der Ladentür fürchten...

Gautsch (wendet ein) Da gibt es aber auch noch Ideen für andere Trassen, zum Beispiel über eine Lahnbrücke...

Salz Jedenfalls möchten wir das Thema Radwege noch einmal in den Dialog bringen. Und unser zweites Thema sind WLAN-Hotspots im Stadtgebiet, die aber ganz einfach kostenlos sein müssen. Wir setzen uns außerdem bei den Freizeitmöglichkeiten dafür ein, dass die Skateboard-Halfpipe, die an der ehemaligen Hauptschule abgerissen wurde, einen neuen Standort bekommt. Dass der Bolzplatz am Tennisplatz in der Wallachei besser wird. Und wir brauchen mehr Mülleimer im öffentlichen Raum, um Ordnung zu schaffen

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Inwiefern unterstützt Ihre Familie ihr politisches Engagement?

Salz Ich habe tatsächlich familiäre Mitstreiter, die unsere Partei unterstützen. Dazu gehören meine Mutter Stephanie Bosch, die im Wahlbezirk Bad Laasphe 7/Herbertshausen/Laaspherhütte für „Die Partei“ antritt und mein Bruder Finn (22), im Wahlbezirk Bad Laasphe 4 wählbar. Und auch meine Großeltern unterstützen uns. Man muss als kleine Partei eben alle Kräfte mobilisieren.

Gautsch Ich unterstütze mich selbst – und habe eine gute Unterstützung von Martin Achatzi.

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Wenn Sie Ihrem deutlich jüngeren beziehungsweise älteren Mitbewerber im Wahlkreis einen Rat für den Wahlkampf geben müssten: Was würden Sie ihm sagen?

Gautsch Nur nicht aggressiv werden in der politischen Diskussion...

Salz (stimmt zu)...das wird dann nur eine Enttäuschung. Damit kam man noch nie weit. Aber man sollte auch einfach offen sein für Neues, den Generationswechsel annehmen – vor allem, was die neuen Technologien angeht. So sollte man bei politischen Aktivitäten dranbleiben, vor allem online – etwa bei den drei neulich abgerissenen Brücken im Stadtgebiet. Das ist ein Bürger-Thema, das man am Kochen halten muss.

Wo sehen Sie die klaren Unterschiede zwischen der CDU und der Partei „Die Partei“?

Salz Klare Unterschiede sind, dass die CDU zum Teil veraltete Konzepte verfolgt, sehr wirtschaftsorientiert handelt und dabei die Ökologie in den Hintergrund rückt. Der CDU gehört die Vergangenheit – und der sehr guten Partei „Die Partei“ die Zukunft.

Gautsch Ich sag‘ dazu nichts.

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Und wo gibt es womöglich Gemeinsamkeiten?

Gautsch Sicherlich bei der Verkehrs- und bei der Umweltpolitik...

Salz …und wir sind beide demokratische Parteien. Inhaltsleere Floskeln können wir auch – und wir teilen uns so manchen Laternenmast mit der CDU.

In Ihrem Wahlbezirk tritt auch der bekannte Bad Laaspher SPD-Politiker Samir Schneider an. Was können Sie ihm im Wahlkampf argumentativ entgegensetzen?

Gautsch Einfach reden lassen.

Salz Der Lauteste im Raum ist nicht der Gescheiteste.