Erndtebrück-Womelsdorf. „Es ist ein anspruchsvolles Projekt, von dem die gesamte Region Wittgenstein profitieren kann“, findet Holger Saßmannshausen, LAG-Vorsitzender.
Der Bewilligungsbescheid ist quasi Wasser auf die Mühle Womelsdorf. Die Betreiber Bernd Föllmer und Johannes Wickel, auch Inhaber der Hydrostrom Wittgenstein GmbH, verfolgen dort ein Ziel mit hoher Aktualität: Die Mühle als Lieferant für Energie aus Wasserkraft soll modellhaft reaktiviert und öffentlich zugänglich werden. Jetzt bekamen sie die Zusage, dass ihr 73.000 EuroProjekt zu 65 Prozent aus Leader-Mitteln gefördert wird. das geht aus einer Pressemitteilung hervor.
Das Mühlen- und Müllereiwesen ist ein fast vergessenes Handwerk. Nur am jährlichen Deutschen Mühlentag rückt die alte Kulturtechnik wieder in den Fokus: Dann können die Besucher auch die Mühle Womelsdorf als funktionierendes technisches Denkmal erleben. Das Angebot soll nun erweitert werden: Dazu soll regelmäßig ein Tag der offenen Tür eingerichtet und bei Führungen die Geschichte der Mühlen- und Wasserkrafttechniken erlebbar gemacht werden.
Anspruchsvolles Projekt
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„Es ist ein anspruchsvolles Projekt, von dem die gesamte Region Wittgenstein profitieren kann“, findet Holger Saßmannshausen, Vorsitzender der Leader-Region Wittgenstein. „Neben der geschichtlichen und kulturellen Aufarbeitung ist es auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz durch die Förderung der erneuerbaren Energie Wasserkraft.“ Dabei gehen Gesellschaft und Wissenschaft Hand in Hand: Zum einen soll die Womelsdorfer Mühle für ein breites Publikum geöffnet werden und die Besucher über die Mühlengeschichte und die Wasserkraftnutzung am Oberlauf der Eder informieren. Zum anderen will die Hydrostrom Wittgenstein GmbH in Zusammenarbeit mit Prof. Jensen vom Forschungsinstitut Wasser und Umwelt (fwu) der Universität Siegen ein Reallabor und einen Lehrpfad „Wasserkraft“ mit Schautafeln einrichten.
Charme alter Technik
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Als Mühlenbetreiber sind Bernd Föllmer und Johannes Wickel mit der Unterhaltung bzw. Wartung der Anlage sowie mit allen Komponenten der Wasserkrafttechnik sowie des Mühlenbauwerks bestens vertraut und bringen ihre fachliche Erfahrung in das Projekt ein. Neben dem Charme alter Technik möchten sie die Kooperation zwischen Gesellschaft und Wissenschaft in den Vordergrund stellen. Dabei kommt dem Forschungsinstitut Wasser und Umwelt der Universität Siegen eine zentrale Rolle zu. „Die Mühle eröffnet uns ein interessantes Forschungsumfeld“, sagt Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jensen. „Spielt die Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle bislang eine eher untergeordnete Rolle, so verfügt sie doch über enormes Potenzial.“
Experimentierfreude wecken
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Durch ein experimentelles Umfeld sollen die Akzeptanz und Etablierung moderner Wasserkraftmaschinen verbessert werden. Interessierte wie z.B. auch Schüler und Studierende kommen dort zusammen, um gemeinsam Lösungen für Zukunftsfragen rund um Klimawandel und Energiewende zu erarbeiten und auszuprobieren. „Damit sollen nachhaltige Entwicklungen und Lösungen für die Energiewende unterstützt und in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft etabliert werden“, so das Ziel der Mühlenbetreiber. Weiterer Bestandteil dieser Führungen sind Vorträge und Seminare zum Thema Wasserkraft und Wasserkraftnutzung.
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Ein weiteres Ziel ist die Errichtung eines dauerhaften Reallabors zur Untersuchung und Weiterentwicklung von Wasserkrafttechniken im Bereich der kinetischen Energieumwandlung. Zur aktiven Gestaltung der Mühle soll am Obergraben, der Zulauf der vorhandenen 34-kW-Kaplanturbine, ein Testbereich geschaffen werden. So kann der Mühlenstandort in die Lehre des Forschungsinstituts miteingebunden werden und als Ziel für Exkursionen/Praktika zum Thema „Wasserkraft“ dienen.