Wingeshausen. Das Schaugehege des Auswilderungsprojektes hat einen neuen Leitbullen. Er löst Horno ab, der getötet werden musste.

Die Wisent-Familie in der „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ hat einen neuen dominanten Bullen bekommen. „Zac“ traf am Donnerstag im Besucherareal ein. Das musste zu diesem Zweck einen Tag lang für Besucher geschlossenbleiben. Denn die Integration eines Wisent-Bullen in eine vorhanden Herde ist ein komplexes und nicht risikoloses Unterfangen, berichtet der Trägerverein des Auswilderungsprojektes in einer Pressemitteilung.

Horno aus Herde genommen

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Der Wisent ist eine stark gefährdete Tierart. Die heutige Population in Europa stammt von lediglich zwölf Gründertieren ab. Das heißt: Die genetische Vielfalt ist schwachausgeprägt. Die Sozialstruktur von Wisent-Herden leistet ihr Übriges dazu. Denn üblicherweise kommt auf eine Herde nur ein Bulle. Zu starke Inzucht gilt es deshalb soweit wie möglich zu vermeiden. Daher musste der bisherige Altbulle Horno Platz machen. Er war am Montag dieser Woche aus der Herde entnommen worden. Seit fast drei Jahren hatte sich der Wisent Verein intensiv bemüht, den Bullen an ein anderes Wisent-Projekt oder -Gehege zu vermitteln. Doch Wisent-Bullen seien nichtgefragt, ältere schon gar nicht. Daher sei dem Wisent-Verein letztlich nichts anderes übrig geblieben, als das Tier zu töten.

Zac soll genetische Vielfalt bringen

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Jetzt ist es die Aufgabe von Zac, die genetische Vielfalt der Wisent-Population in der „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ zu sichern. Der Bulle war im Tierpark Sababurg im nordhessischen Reinhardswald geboren worden und dann ins ostwestfälische Wisent-Gehege Hardehausen umgezogen, wo er die vergangenen Jahre lebte. Von dort brachten ihn die beiden Wisent-Ranger Henrik Trapp und Henrik Brinkschulte am Donnerstag nach Bad Berleburg.

Transport gut überstanden

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Zac war zuvor in Kooperation mit den Experten vor Ort in Hardehausen narkotisiert und in den für die Reise vorgesehenen tiergerechten Auto-Anhänger gebracht worden. Die knapp dreistündige Fahrt hat der Bulle offenkundig gut überstanden. Um die Mittagszeit kam Zac in Bad Berleburg an. Zur Feier seiner Ankunft lockten die Wisent Ranger die anderen Tiere an. Das war vorher auch mit externen Wisent-Experten so beraten worden. Denn Wisente sind Herdentiere, sie suchen die Nähe ihrer Artgenossen. So konnte Zac gleich die Erfahrung machen, dass er nicht alleine ist, sondern auf einen Familienverbund trifft.

Erste Begegnung mit der neuen Herde

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Aber erst einmal nahm sich der Bulle gemächlich eine Auszeit, döste im Anhänger noch ein wenig vor sich hin und erholte sich von der Narkose und der strapaziösen Anreise. Dann trottete er schließlich zu seinen Artgenossen in das Besucherareal und machte sich mit seiner neuen Heimat vertraut. Der ganze Vorgang lief entspannt und ruhig ab. Auch zwei Wisent-Kühe näherten sich schon gleich mal ganz neugierig an, um den Neuen in Augenschein zu nehmen. Die ersten Stunden im Besucherareal vermittelten damit den Eindruck, dass die Alteingesessenen mit dem neuen Bullen gut klar kommen können.

Gestandenen Bullen integrieren

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Der Wisent-Verein hatte sich nach fachlichen Beratungen mit anderen Wisent-Experten dafür entschieden, mit Zac einen gestandenen Bullen in die „Wildnis“ zu integrieren. „Zac ist ein strammer Bursche, der sich auch wehren kann“, beschreibt die Wissenschaftliche Koordinatorin des Wisent Projektes, Kaja Heising, den Charakter des Neuankömmlings. Das ist wichtig, damit sich Zac in der festgeprägten Herdenstruktur durchsetzen kann. Henrik Trapp und Kaja Heising hatten Zac zuvor in Hardehausen in Augenschein genommen. Die Wissenschaftliche Koordinatorin berichtet von ihren Eindrücken: „Zac machte einen sanftmütigen Eindruck, er war sehr freundlich in seinem Verhalten gegenüber der Herde und seinen Söhnen. Erzeigte ein gutes Sozialverhalten, er sah gesund aus und physisch stabil.“

Fünf Jahre alter Bulle

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Zac ist im Juni fünf Jahre alt geworden und hat seine Reproduktionsfähigkeit in Hardehausen bereitsmehrfach unter Beweis gestellt. Er entstammt zudem einer den Wisenten in Bad Berleburg fernen genetischen Linie, was die Vielfalt in der Wisent-Gruppe erhöht.