Wemlighausen. Keine Schule, keine Kita und minimalistische Kinder-Geburtstage: So erlebte Familie Frettlöh aus Wemlighausen den Shut-Down.

Die ersten grünen Blätter sprießen aus dem neu angelegten Beet der Familie Frettlöh in Wemlighausen. Dort, wo sich vor wenigen Wochen noch ein Erdhügel befand, wachsen nun unter anderem eigens angebaute Kartoffeln, die die Jungs Johannes und Alexander gemeinsam mit ihrem Vater setzten. Papazeit – für die Kinder in den vergangenen Wochen etwas ganz Besonderes.

Die Westfalenpost hat die Familie Frettlöh während der Coronakrise begleitet. Ein Besuch in Wemlighausen und ein Gespräch darüber, wie die Familie die vergangenen Wochen erlebt hat.

Die Anfänge

„Zu Beginn war der Kindergarten ein großes Thema“, erinnert sich Bianca Frettlöh. Die 36-Jährige ist Lehrerin an der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule in Bad Berleburg, ihr Mann arbeitet in einer Schmallenberger Firma. Das bedeutete vor allem eins: Gute Absprachen. „Ich war zu Beginn immer früh

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morgens in der Schule, bzw. zur Notbetreuung, so dass ich gegen 10 Uhr dann zuhause war. Dann konnte mein Mann zur Arbeit – es war wie ein fliegender Wechsel. Wir hatten Glück, dass unsere beiden Vorgesetzten auf unsere Bedürfnisse eingingen und wir unsere Arbeitszeit gut aufteilen konnten.“

Für Sohnemann Alexander ging es dann morgens an die Aufgaben, die die Grundschule wöchentlich per Mail schickte. Und auch für Johannes, der eigentlich den Kindergarten besucht, gab es kleine Aufgaben-Ideen.

Ungewohnte Situation

Für die ganze Familie eine zunächst ungewohnte Situation. Nicht nur was den Alltag betrifft: Beide Jungen hatten während der Beschränkungen Geburtstag – eine große Familienfeier war da leider nicht drin. „Natürlich gab es Kuchen und ein wenig Besuch, das Wetter spielte mit, so dass die Geschenke

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draußen übergeben werden konnten – dieses Mal nur ohne Umarmung oder Händeschütteln.“

Und auch sonst ging es für die Familie oft nach draußen in die Natur. „Wir haben hier ein wenig die Umgebung erkundet, sind Rad gefahren und haben die Goldeiche besucht“, so Frettlöh. „Wir haben das Glück, dass wir hier in der Natur leben und jederzeit raus können.“

Schule und Kita

Trotz allem aber freute sich die Lehrerin sehr, als die neuen Lockerungen kamen und sie ihre Schüler endlich wiedersehen konnte. „Lernen auf Distanz kann funktionieren, ist aber auch nicht für jeden geeignet. Manchen fehlt einfach die nötige Voraussetzung, sei es ein Drucker oder ein vernünftigen Internetanschluss.“

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Sohn Alexander ist ebenfalls froh, dass er wieder in die Schule darf – auch wenn dort neue Hygieneregelungen gelten. „Wir müssen uns vor dem Pausenfrühstück und nach den Pausen immer die Hände waschen“, sagt er. „Und auf dem Schulhof sind Punkte markiert, auf die wir uns stellen müssen.“

Stück Normalität kehrt zurück

Und auch Sohn Johannes freut sich, wenn am Montag ein Stück Normalität wieder einkehrt. Denn dann heißt es: Alle Mann aus dem Haus – zur Arbeit, in die Schule und endlich auch in den Kindergarten. „Gerade für die Kinder ist es schwer, ihre Freunde nicht zu sehen“, so Frettlöh. Statt gemeinsam im Zimmer zu spielen, wurde sich über ein Walkie-Talkie unterhalten oder eine gemeinsame Schnitzeljagd mit den Nachbarn auf Distanz unternommen. „Mal gingen sie vor, mal wir“, so Frettlöh.

Nach den Lockerungen durften dann auch endlich wieder die Großeltern besucht werden. „Inzwischen sind die Großeltern auch wieder in die Kinderbetreuung eingebunden. Wir sind froh, dass alle so nah wohnen

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und aushelfen. Ansonsten wäre die Betreuung der Kinder wesentlich schwieriger. Natürlich ist man immer noch wachsam. Wir beschränken auch heute noch den Kontakt auf die Familie und wenige Freunde“, sagt die 36-Jährige. „Ich habe in meinem Beruf Kontakt mit vielen Menschen und mein Mann auch. Da ist man ein wenig vorsichtiger.“

Das Konjunkturpaket

Die Diskussionen rund um das neue Konjunkturpaket hat die 36-Jährige in den Medien mitverfolgt. „Als Familie freut man sich natürlich über einen Bonus. Was am Ende davon übrig bleibt, wird man sehen“, sagt sie. „Noch haben wir zum Glück keine finanziellen Einbußen durch Corona, da sowohl mein Mann als auch ich ja weiterhin arbeiten durften.“

Dennoch machte sich auch Familie Frettlöh ab und an Gedanken über die Zukunft. „Mein Mann arbeitet in einer Firma in Schmallenberg. Noch kamen sie um die Kurzarbeit drum herum und das bleibt hoffentlich

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auch so.“ Den finanziellen Bonus würde die Familie daher gerne für den geplanten Sommerurlaub mit ihren zwei Kindern nutzen.

„Irgendwie ist ja jede Familie in gewisser Weise betroffen. Ich finde es schön, dass auch an die Kinder gedacht wird. Wir Erwachsenen durften ja zum Teil wieder arbeiten – wenn auch vielleicht im Homeoffice, oder eben mal zum Einkaufen – die Kinder mussten da schon auf einiges verzichten.“ Dennoch erinnert sie auch an die Paare ohne Kinder. „Es gibt auch Menschen ohne Kinder, die durch Corona Einbußen haben und schauen müssen, wie sie weiterhin alles zahlen können“, so Frettlöh.