Bad Laasphe. Amelie Flesch gewinnt mit ihrer Facharbeit den ersten Platz der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft. So fand sie ihr Thema.

Amelie Catherine Flesch sitzt zuhause, als sie in einem alten Fotobuch stöbert. Dass sie nur wenige Minuten die passende Idee für ihre Facharbeit haben würde – das ahnt die 16-Jährige Bad Laaspherin zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Gleich mehrere Fotos zeigen ihre Verwandten, die heute in Amerika leben. Was folgt sind E-Mails mit ihrer Cousine vierten Grades in den USA und Nachforschungen bei ihren Eltern. Das war im Sommer 2019.

Was dann folgte: Eine Facharbeit im Fach Englisch. Thema: Auswanderungen aus Wittgenstein in die Vereinigten Staaten von Amerika im 18. und 19. Jahrhundert. Und genau für diese Arbeit wurde die 16-Jährige Schülerin des Städtischen Gymnasium Bad Laasphe nun mit dem ersten Preis der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft Siegerland-Wittgenstein ausgezeichnet – für die Schülerin, aber auch für die Schule ein ganz besonderer Moment.

Geschichte der eigenen Familie erforschen

Doch zurück zur Arbeit – eine, die der 16-Jährigen sehr viel Spaß bereitete, auch, wenn es nicht gerade immer leicht war. „Man darf nicht vergessen, dass im Fach Englisch nicht nur der Inhalt bewertet wird, sondern auch die Sprache“, sagt Jörg Menzenbach, Amelies Englischlehrer. Zu Beanstanden jedoch hatte der Lehrer kaum etwas. „Wenn überhaupt, dann waren es Kleinigkeiten.“ Kein Wunder also, dass die talentierte Schülerin volle 15 Punkte für ihre Leistung erhielt (Eins Plus). Menzenbach war es auch, der Amelie nach der Beurteilung fragte, ob er die Arbeit bei der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Siegerland-Wittgenstein einreichen dürfe.

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Dass sie am Ende auch gewinnt – damit hätte Amelie nicht gerechnet. „Auf der Internetseite stand, dass man bis zum 19. Mai eine Benachrichtigung bekommt. Da bis dahin nichts ankam, dachte ich, dass ich nicht gewonnen habe.“ Dann aber kam ihr Vater mit einem Brief zu ihr. „Ich war einfach nur sehr, sehr froh und erstaunt zugleich“, so die 16-Jährige. „Es ist schon etwas Besonderes für einen, wenn man auch ein persönliches Interesse an seiner Arbeit hat. Ich wollte mehr über die Geschichte meiner Familie herausfinden. Fast ein Drittel meiner Arbeit habe ich über sie geschrieben.“ 1894 und 1895 sind ihre Vorfahren aus Liesen (Sauerland) nach Kalifornien und Illinois ausgewandert.

Über Risiken und Konsequenzen

Die restlichen Informationen sammelte sie unter anderem im Auswanderer-Museum in Bremerhaven, im Alexander-Mack-Museum in Schwarzenau und in der Uni-Bibliothek in Siegen. Denn neben der Geschichte ihrer Familie geht es in der Facharbeit vor allem auch um die Wittgensteiner, die im 18. und 19. Jahrhundert nach Amerika gingen, um ihre Lebensbedingungen und um die Auswirkungen von Kriegen auf das Leben. Es geht um Risiken und Konsequenzen, die eine Auswanderung in der damaligen Zeit mit sich brachte und darum, wie die Überfahrt verlief.

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Einzige Problem dabei: Die Arbeit sollte auf zwölf Textseiten begrenzt sein. „Das war am Ende gar nicht so einfach, weil ich so viele Informationen hatte.“ Dass sie die Arbeit auf Englisch verfassen musste – das störte Amelie nicht. „Es dauerte ein wenig, bis mein rein kam, da die Quellen mal auf Deutsch mal auf Englisch waren, aber ich konnte mich zum Teil auch an ihnen orientieren.“

Wie es für die 16-Jährige nach der Schule weitergeht, weiß sie aktuell noch nicht. Ein Besuch in Amerika aber – den wird es sicher geben.