Bad Berleburg. Waldbrände, Stürme, Unfälle – es gibt viele Gründe, die Feuerwehr zu rufen. Andreas und Erik Dickel aus Bad Berleburg berichten von ihrem Dienst.

Flammen, die sich in Windeseile verbreiten, Waldbrand, Feuer in Wohnhäusern, Unfälle, Stürme, die die heimischen Bäume zum Umstürzen bringen – es gibt viele Gründe, warum Menschen die örtliche Feuerwehr alarmieren. Menschen, die auch Nachts um halb drei noch aufstehen, wenn ihr Funkmelder anspringt. Die, die anderen Menschen in der Not helfen möchten – so wie Andreas (51) und sein Sohn Erik (19) Dickel aus Bad Berleburg. Seit 30 Jahren ist der 51-jährige Qualitätsmanager einer örtlichen Klinik bei der Freiwilligen Feuerwehr. Bis zu 100 Einsätze fährt der Löschzug pro Jahr. Einsätze, die Andreas und Erik gerne unterstützen.

Jeder Einsatz ist anders

Auch wenn in den vergangen Wochen in Südwestfalen häufig über Waldbrände berichtet wurde – die Einsätze der Feuerwehrleute in Berleburg variieren ständig. „Man könnte vielleicht einen Schwerpunkt auf die Naturlagen legen. Natürlich gibt es im Frühjahr/Sommer mehr Waldbrände als im Winter, dafür gibt es im Herbst mehr Stürme. Bei den alltäglichen Einsätzen aber, kann man einen solchen Schwerpunkt nicht legen – die variieren“, so der 51-Jährige.

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Und auch sonst gilt: „Jeder Einsatz ist anders“, so Erik Dickel. Sein Leben lang schon begleitet ihn die Feuerwehr. „Wir wohnen nur wenige Meter vom Feuerwehrgebäude entfernt. Dadurch bekommt man vieles mit. Zudem war ich schon früh mit meinem Vater dort“, sagt der 19-Jährige. Eingetreten aber ist er erst mit 12 Jahren. „Ich habe früher noch aktiv Fußball gespielt. Das hatte sich etwas überschnitten. Aber irgendwann bekam die Feuerwehr einen größeren Stellenwert in meinem Leben“, sagt er und lacht.

Er ist gerne bei der Feuerwehr – denn neben den negativen Erfahrungen einiger Einsätze gibt es durchaus auch einige positive Erinnerungen. „Wenn ein Einsatz gut verlief, dann geht man am Ende schon mit einem guten Gefühl ins Bett.“ Und das ist es auch, was sein Vater an dem Ehrenamt besonders schätzt. „Nicht nur reden, sondern aktiv auch einen Betrag für die Gesellschaft leisten. Symbolisch vergleichbar mit einem Stadion: Auf den Rängen stehen zahlreiche Zuschauer und unten auf dem Feld stehen die aktiven Spieler. Es macht einen schon ein wenig stolz, einer dieser Aktiven zu sein und anderen Menschen helfen zu können.“

Die Anfänge

Natürlich aber gibt es auch Einsätze, die weniger schön sind. „Dafür haben wir ein besonders geschultes Team (PSU) mit, die wir dann zu Hilfe ziehen können. An einen erfreulichen Einsatz aber erinnert sich Andreas Dickel noch gut: „Es gab hier mal eine vermisste Person, die wir mithilfe einer Wärmebildkamera in kurzer Zeit ausfindig machen konnten und somit Schlimmeres verhindert werden konnte.“

Und auch an seinen ersten Einsatz erinnert er sich noch gut: „Es war eine Brandserie. Damals ging man von einer Brandstiftung bei einem Modehaus aus. Da durfte ich mit fahren. Das war eine sehr spannende und zeitintensive Phase.“ Damals war er noch in der Grundausbildung, die – anders als heute – noch rund 13 Wochen dauerte. Heute sind es in der Regel acht bis neun Wochen.

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Durch Bekannte in der Schule ist Andreas Dickel damals zum Ehrenamt gekommen. „Sie meinten zu mir, ich solle mal mit zum Dienst kommen.“ Das tat er. 1989 ist er in die Freiwillige Feuerwehr eingetreten und blieb – bis heute. Besonders das Soziale – die geregelten Treffen – haben ihm damals gefallen. Immer donnerstags findet in Bad Berleburg der Regeldienst statt – die Jugendfeuerwehr trifft sich freitags. „Viele sagen immer „freiwillig“, aber sobald du eingetreten bist, hast du eine Verpflichtung. Dann musst du deinen Dienst leisten. Aber das ist ja auch das Schöne.“

Ohne die Unterstützung der Familie und Freunde, sei dies aber nicht möglich. „Unsere Familie steht hinter uns. Und das ist auch wichtig. Denn wenn der Melder los geht, müssen wir los.“ Und das kann unter anderem bedeuten, dass man die ganze Nacht von zuhause fern bleibt.

Dienst aus Überzeugung

Aber nicht nur die Familie steht hinter dem Ehrenamt – auch der Arbeitgeber und in Eriks Fall die Schule unterstützen das Ehrenamt. „Wenn mein Melder geht, sage ich dem Lehrer kurz Bescheid, dass ich gehen muss. Das war zumindest am Berufskolleg hier noch nie ein Problem.“ Und sein Vater fügt hinzu: „An sich kenne ich hier keinen Arbeitgeber, der dies nicht unterstützt.“ Natürlich ist es wichtig, beim Arbeitgeber kenntlich zu machen, dass man bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist.

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Trotz all der Akzeptanz bemerkt der Qualitätsmanager aber auch einen Unterschied zu früher: „Ich glaube, früher hatte die Feuerwehr einen anderen Stellenwert als heute. Ich würde tippen, dass 75 Prozent gar nicht wissen, dass wir das freiwillig machen. Oft hört man: Ich bekommt dafür doch Geld. Aber dem ist nicht so. Wir machen das aus Überzeugung.“

Nachwuchssorgen? Das haben die Kameraden in Bad Berleburg derzeit noch nicht. Stattdessen freut es Andreas Dickel und seine Kameraden umso mehr, dass gerade bei Festen immer mehr Kinder der eigenen Leute mitkommen. Kinder, die vielleicht auch in einigen Jahren zur Feuerwehr kommen.

Aktuell finden aufgrund der Coronapandemie keine Regeldienste im Feuerwehrhaus statt, um eine mögliche Infektion zu vermeiden. „Wenn wir alle krank wären, wären wir nicht mehr Einsatzfähig“, so der 51-Jährige.