Arfeld. 29 Jahre und zehn Monate war der 64-Jährige evangelischer Seelsorger von Arfeld und Richstein. Jetzt geht der beliebte Geistliche in Ruhestand.
Fast bis auf die allerletzte Möglichkeit wurden bei diesem besonderen Gottesdienst in der Arfelder Kirche die erlaubten Sitzplätze genutzt. Am Rand zusätzlich aufgestellte Stühle und darüber hinaus neu ausgewiesene Plätze im Chorraum erweiterten unter Beachtung der derzeit gültigen Abstandsregeln das Angebot. Der Grund für die große Nachfrage: Im Gottesdienst stand die Verabschiedung von Pfarrer Horst Spillmann (64) an.
Die Termin-Verschiebung
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Die Corona-Krise hatte zunächst zur Verschiebung des Termins und jetzt beim Termin selbst zum einen dazu geführt, dass Pfarrer und Presbyterium die Gästeliste massiv kürzen mussten, zum anderen durfte im Gottesdienst nicht gesungen werden. Wer Horst Spillmann kennt, der weiß, was für eine Einschränkung allein das für ihn war. „Aber ich will jetzt nicht über Corona lamentieren, dafür ist mir die kurze Zeit, die für den Gottesdienst zur Verfügung steht, zu kostbar.“ So pragmatisch begrüßte Horst Spillmann, der 29 Jahre und zehn Monate der Pfarrer von Arfeld und Richstein war und im Juni in den Ruhestand wechselt, die Gottesdienst-Gäste. In der Vergangenheit waren zu seinem Pfarrdienst in der kleinen Kirchengemeinde Arfeld Vertretungsdienste in Schulen, anderen Gemeinden und vor drei Jahren der Auftrag zur Klinikseelsorge in der Berleburger Baumrainklinik hinzugekommen.
Die letzte Predigt
Arfeld wird pfarramtlich mit Raumland verbunden
Beim Abschiedsgottesdienst dabei waren auch Dr. Dirk Spornhauer und Berit Nolting, die Pfarrerschaft der benachbarten Kirchengemeinde Raumland. Ab Juni sind die beiden selbstständigen Kirchengemeinden Arfeld und Raumland pfarramtlich verbunden.
Vor allem Dirk Spornhauer ist künftig dann auch für Arfeld und Richstein zuständig. Horst Spillmann wird Wittgenstein verlassen und mit seiner Ehefrau Monika ins hessische Sterzhausen umziehen, wenn sein neues Haus dort fertig ist.
In seiner beeindruckenden Predigt, die man auf der Kirchenkreis-Homepage nachlesen kann, erinnerte Horst Spillmann in einem kurzen Rückblick an die große Aktion mit viel ehrenamtlichem Engagement, die der Arfelder Kirche 2008 fünf neue Glocken bescherte. Und an die Spendenaktion „12 mal X“, die bereits seit 14 Jahren die Nutzung von Richsteiner Kirche und Gemeindehaus finanziell sichert, zudem jedoch auch an kleinere Dinge: „Da waren die Gemeindefeste, Frauenhilfsausflüge. Aber was wohl noch tiefer euch als Gemeindeglieder, aber auch mich geprägt hat, ist die unendliche Zahl der Gottesdienste, der Gruppenstunden, der Begegnungen, ohne dass wir es im Einzelnen vielleicht deutlich benennen könnten. Und hier drückt sich für mich ein Merkmal des Handelns Gottes aus, dass er, indem wir ihn regelmäßig suchen, über die Jahre hinweg Tiefenschichten des Glaubens in uns ausbildet, gleichsam bleibende und damit tragende Sedimente wie in den Erdschichten. Das bleibt.“
Für die Zeit danach
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Und noch mehr wird nach dem Weggang von Horst Spillmann bleiben – vorneweg die eine große Gewissheit der Christen, an die er am Ende seiner Predigt ausdrücklich erinnerte: „Nun, der Weg dorthin – in diese Freiheit des Glaubens – ist uns in Jesus Christus gewiesen. Wenn ich anfangs gefragt habe: Was bleibt? Dann lautet die Antwort: Gott bleibt. Jesus Christus – derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit. Der bleibt. Und wenn ich bei und in ihm bleibe, dann bleibe auch ich in Ewigkeit.“
Entlassung in den Ruhestand
In den Ruhestand entlassen wurde Horst Spillmann von Pfarrer Stefan Berk. Der Wittgensteiner Superintendent erinnerte an Horst Spillmanns Einführung in Arfeld im Jahr 1990, die unter dem Jesus-Wort „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ aus dem Markus-Evangelium stand. Direkt sprach Stefan Berk Horst Spillmann an: „Mir scheint, dass Du diese Verheißung und Herausforderung gelebt hast. Die Einladung in die Nachfolge, die mit so viel Hoffnung, mit so viel Perspektive verbunden ist. Und gleichzeitig die Herausforderung, immer neu zu fragen, was für die Gemeinde hier und jetzt dran ist, was richtig ist, wie das Wort Gottes zu sagen und zu leben ist. Die Menschen in Arfeld und Richstein, aber auch viele darüber hinaus haben diese Ernsthaftigkeit bei Dir gespürt. Und gerade damit hast Du Trost und Halt gegeben. Denn es geht immer um Nachfolge. Es geht immer darum, dem Herrn des Lebens zu folgen – und das heißt eben: sich die Hoffnung, den Trost, die Perspektive auf den offenen Himmel Gottes schenken zu lassen. Wir bleiben Suchende und wissen doch: Gott hat uns gefunden.“
Worte zum Abschied
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Abschiedsworte hatten an diesem Abend auch Dr. Ulf Lückel, der frühere Organist der Kirchengemeinde, den Horst Spillmann im Januar noch selbst verabschiedet hatte, sowie Arfelds Ortsvorsteher Kai-Uwe Jochims, der auch für seinen Richsteiner Kollegen Michael Sittler sprach, und Waldemar Kiel im Namen der örtlichen Vereine. Dabei gab es Lob für die unkomplizierte Zusammenarbeit – und für Horst Spillmanns Fähigkeit, stets die richtigen Worte zu finden und zu sagen.