Bad Berleburg. Eigentlich wollte Kilian Hof die Schokolade von Amsterdam aus nach Bad Berleburg liefern. Dann kam Corona und sein Weg führte ihn nach Essen.
Mit einem Lächeln im Gesicht biegt Kilian Hof mit seinem Fahrrad in die Graf-Casimir-Straße in Bad Berleburg ab. Dann stoppt er – Ziel erreicht. 130 Kilometer liegen bereits hinter ihm. Von Witten aus ging es über Arnsberg und Schmallenberg bis nach Jagdhaus und schließlich bergauf nach Berleburg. „Das war mein Endgegner“, sagt der 28-Jährige und lacht. Schweißperlen laufen über sein Gesicht. „Es war echt warm heute. Ich hatte schon Angst, dass mir die Schokolade in den Kisten schmilzt.“
Kilian Hof ist nicht umsonst den weiten Weg bis nach Berleburg geradelt. Er hatte einen Auftrag: Zwölf Kilogram Schokolade der niederländischen Manufaktur der Chokolate-Makers zu liefern. Das entspricht in etwa 120 Tafeln süßes Naschwerk.
Essen statt Amsterdam
Doch warum schickt er die Süßigkeiten nicht per Post? Ganz einfach: Kilian Hof ist Teil der Schokofahrt – einer dezentral organisierten, privaten Radgruppe, die sich dafür einsetzt, die Schokolade emissionsfrei auszuliefern. Der Bio-Laden Naturale und das Landhaus Wittgenstein haben die Tafeln bei der Amsterdamer Manufaktur bestellt. Bereits am 11. April sollten die Schokofahrer dort die Ware abholen – auch Kilian und seine Freundin hatten bereits die Tour geplant. „Wir wollten uns ein Zelt mitnehmen und alles mit einem Urlaub verbinden“, so der 28-Jährige. Doch dann kam Corona und die Tour wurde abgesagt.
Statt nach Amsterdam ging es für Kilian nun nach Essen. Dort befindet sich ein zentrales Basislager der Schokofahrt. „Die Manufaktur hat kurzerhand die bestellten Tafeln dorthin geschickt. Sie waren ja bereits bezahlt.“ Dennoch: Ein wenig traurig, dass die ursprünglich geplante Fahrt nicht stattfinden konnte, ist der angehende Lehrer schon. „Wir haben uns natürlich darauf gefreut. Es sollte unsere erste Schokofahrt werden.“ So ging es für ihn alleine von Witten aus nach Essen und am gleichen Tag wieder zurück. Seit einiger Zeit lebt der Berleburger in Witten und beginnt dort nun sein Referendariat in den Fächern Sport und Mathematik.
Von der Schokofahrt selbst hat er von einer guten Freundin erfahren. „Für mich war sofort klar, dass ich das irgendwann einmal auch machen werde“, sagt der 28-Jährige, der schon von klein auf gerne radelt. „So richtig habe ich mit den langen Strecken aber erst vor gut acht Jahren begonnen.“
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Doch warum bringt der angehende Lehrer die Schokolade nun nach Bad Berleburg und nicht nach Witten – seiner neuen Heimat? „Ich komme aus Bad Berleburg, bin hier aufgewachsen und habe meine Familie hier. Es ist und bleibt immer noch meine Heimat.“ Doch das ist nicht der einzige Grund für die lange Tour. „Ich habe öfters hier mit meinen Freunden und meiner Familie darüber gesprochen, dass alternative Aktionsformen in Berleburg fehlen. Sie sind hier nicht so ausgeprägt, wie beispielsweise in Großstädten, wo Foodsharing völlig normal ist.“
Klimafreundliche Lieferung
Zudem gefällt dem 28-Jährigen der Gedanke, den Weg der Schokolade CO2-frei zu gestalten. „Heutzutage ist fast alles verfügbar. Kaum einer macht sich Gedanken darüber, wie unsere Konsumgüter eigentlich entstehen. Dass manche Dinge eben nicht in Deutschland auf den Bäumen wachsen, sondern dass viele Sachen einen weiten Weg hinter sich haben. Man sollte sich dessen bewusster werden und die Dinge mehr genießen“, sagt er.
Dinge, wie eben ein Stück Schokolade. Daher wundert es auch nicht, dass sich Kilian vorab auf der Homepage der Manufaktur über die Herstellung schlau machte. „Nicht für mein Gewissen, sondern weil es mich wirklich interessiert. Der Kakao für die Schokolade hat den Weg aus der Karibik nach Europa emissionsfrei per Segelschiff ausschließlich mit Windkraft zurückgelegt. Das ist schon beeindruckend.“
Die nächste Schokofahrt ist für den Herbst geplant. „Ich hoffe sehr, dass sie stattfinden kann“, sagt Kilian Hof. Er möchte auch weiterhin Teil der Schokofahrt sein und eines Tages die Tafeln direkt in Amsterdam abholen – natürlich mit dem Rad. „Wer mitkommen möchte, kann sich mir gerne anschließen. Vielleicht finden sich ja noch mehr Geschäfte in Wittgenstein, die die Produkte in ihrem Sortiment aufnehmen möchten.“
Für den 28-Jährigen aber geht es nach der Fahrt erst einmal zu seiner Familie, wo er sich einen Tag Pause gönnen kann.