Wemlighausen. Geschäftsführerin Grübener ist zuversichtlich, dass es nach Corona mit den Buchungen wieder aufwärts geht. Im Moment sei die Lage eher „surreal“.

Mit einem Defizit von immerhin rund 103.000 Euro schloss das Abenteuerdorf Wittgenstein, eine Einrichtung des evangelischen Kirchenkreises, die Jahresbilanz 2019 ab – also rund 12.500 Euro höher als jene 90.800 Euro, die in der Herbstsynode 2018 bereits als Fehlbetrag eingeplant waren. Für 2020 rechnete Silke Grübener mit einem Fehlbetrag von „nur“ 90.000 Euro – doch wegen Corona wird es vermutlich mehr werden. Dennoch bleibt die Abenteuerdorf-Geschäftsführerin im Gespräch mit unserer Redaktion optimistisch.

Die Buchungen

„Im Moment heißt mein Lieblingswort ,surreal‘“, verrät Grübener: „Das Wetter ist schön, die Mitarbeiter motiviert, aber die herumtollenden Kinder fehlen irgendwie.“ Mit 30 Prozent weniger Gästen rechne man derzeit im Abenteuerdorf bis zum Sommer. Klassenfahrten im April, Mai und Juni – alles abgesagt. Im September, Oktober sehe es besser aus – und auch im November, auf den manche Schule jetzt so eine Tour verschoben habe. Oder gleich auf 2021.

Die Vorbereitungen

Viel Zeit im Moment, um Material zu verbauen

Und was gibt‘s sonst noch Neues? „Auf dem Dorfplatz wird es demnächst zusätzlich zum neuen Glockenturm einen Brunnen geben“, sagt Silke Grübener, Geschäftsführerin des Abenteuerdorfs Wittgenstein. „Das Material liegt schon seit einem Jahr bereit, um in Eigenleistung verbaut zu werden. Jetzt ist dafür Zeit.“ Und im Bereich Spielgeräte gebe es „schon einiges an Spenden“, etwa für eine Schaukel oder eine Seilrutsche.

Und dann „wollen wir noch eine Team-Wippe für 15 bis 20 Leute bauen“, kündigt die Geschäftsführerin an – ideal nutzbar im Rahmen der angebotenen Erlebnispädagogik. Da sollte eigentlich eine Austauschgruppe der „Young Ambassadors“ aus den USA ran – wenn sie wegen Corona überhaupt über den großen Teich nach Wittgenstein kommen darf.

Und in der Zwischenzeit? Sind die Mitarbeiter des Abenteuerdorfs überall auf dem rund 30.000 Quadratmeter großen Gelände unterwegs, sorgen hier und da für einen neuen Anstrich, übernehmen Ausbesserungsarbeiten in den ungenutzten Zimmern der Anlage. Oder bauen draußen am neuen Glockenturm. Er konnte dank dem Engagement des Fördervereins, einer großzügigen Spende der Rotarier und einer von der evangelischen Kirchengemeinde Gleidorf kostenlos überlassenen Glocke aus der alten Bad Fredeburger Kirche errichtet werden. Und gestiftete Fußballtore sind auch noch zu installieren. „Das machen wir alles, damit es wieder schön ist, wenn die nächsten Gruppen kommen“, sagt Silke Grübener.

Die Ziele

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Die Geschäftsführerin kalkuliert schon für Mai wieder mit kleineren Gruppen und Familien. Aber auch ein Pärchen, das die Planungen für eine Hochzeitsfeier auf dem Gelände noch nicht aufgegeben hat, wird für August erwartet. Das Ziel für Grübener im Moment: „Vermehrt Tagesveranstaltungen anzubieten, zusammen mit der Jugendarbeit des Kirchenkreises. Innovative und spannende Dinge, um aus dem Alltag herauszukommen, kreativ und spielerisch umzusetzen.“

Die Treffpunkte

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Platz genug dafür gebe es ja im Abenteuerdorf. Die „Halle Luja“ zum Beispiel gebe normalerweise Raum für 100 Menschen. Da könne man sich bei Einhaltung der Corona-Regeln schon mit bis zu 50 Personen treffen. Oder auch in der offenen „Spiel-Halle“ für normalerweise 200 Menschen an der Grillstelle. Grübener: „Wir haben ja diesen weiten Raum, wo ich denke: Den kann man auch wirklich nutzen.“

Die Finanzen

Stichwort Finanzen: Nach „null Einnahmen in den letzten Wochen“ setzt Geschäftsführerin Grübener auf das Land NRW, das hoffentlich bei den Storno-Kosten für die Klassenfahrten mit Geld einspringe. Immerhin „reden wir für den Zeitraum von Mitte März bis Mitte April schon über rund 35.000 Euro an Mindereinnahmen“. In Düsseldorf werde aber wohl auch überlegt, wie ein Hilfsprogramm für gemeinnützige Häuser wie das Abenteuerdorf aussehen könnte.

Das Geld zur Überbrückung

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Für einige der Mitarbeiter im Team, bei denen das möglich sei, habe man bereits Kurzarbeitergeld beantragt – und natürlich auch die Soforthilfe des Landes NRW, für die es bereits eine Zusage gebe. Und der Kirchenkreis als Träger „gibt uns Überbrückungsmittel, so dass Gehälter und offene Posten bezahlt werden können“. Darüber hinaus „werden wir jetzt auch über unseren Förderverein vermehrt Spenden anfragen“. An dieser Stelle erzählt Silke Grübener von einem „Gästezuspruch“ der ganz besonderen Art: „Eine Schule aus Siegerland, die öfter hier ist, möchte für uns sammeln. Da fühlt man sich wirklich ermutigt.“

Die Hausaufgaben

„2020 wird ja sowieso ein Ausnahmejahr werden“, schätzt die Geschäftsführerin. Dabei habe das Jahr so schön angefangen: „Wir hatten schon 13.200 Übernachtungen, die angefragt oder gebucht waren. Vier Wochen später kam Corona – und und nichts war mehr beim Alten.“ Alle Bereiche neu kalkulieren – das seien jetzt „die Hausaufgaben für 2021“. Den ausgearbeiteten Wirtschaftsplan werde das Abenteuerdorf bei der Sommer-Synode des Kirchenkreises vorlegen. Voller Zuversicht rechnet Grübener damit, „dass 2021 noch mehr Buchungen kommen“ als üblich. Nachgeholte und neue.

Die Schlaglichter

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Kreative Ideen, auf die zum Beispiel Geschäftsleute während der Corona-Krise angewiesen sind, um zu überleben, hat das Abenteuerdorf-Team allerdings in die zweite Jahreshälfte geschoben: ein Krimi-Dinner etwa, Schulungstage für Mitarbeitende in der kirchlichen Arbeit, Kreativ- und Spielangebote für Kinder und Jugendliche oder auch ein Weinabend als „Schlaglichter“ stehen dann im Kalender. Dann ist das Abenteuerdorf bei Wemlighausen ja hoffentlich auch schon längst wieder geöffnet.