Feudingen. „Wir haben vor langer Zeit erkannt, dass es so, wie es jetzt seit elf Jahren läuft, nicht weitergehen kann“, sagt Günter Wagner.

Diesmal ist alles anders. Die Corona-Pandemie macht auch den Kommunalwahlkampf in Nordrhein-Westfalen zu einer Besonderheit. In Bad Laasphe hat zumindest das Jamaika-Bündnis aus CDU, FDP und Grünen das Rennen um das Rathaus eröffnet und sich mit dem gebürtigen Feudinger Dirk Terlinden auf einen gemeinsamen Spitzenkandidaten verständigt. Im Heimatmuseum Feudingen trafen sich die Fraktionsspitzen am Montag mit dem gemeinsamen Kandidaten, um über Wahlkampf in Coronazeiten zu sprechen – mit dem gebotenen Abstand und Masken.

Jamaika-Bündnis

Gegen wen der parteilose Kandidat antreten wird, ist noch gar nicht zu 100 Prozent klar: „Bis zum heutigen Datum hat die SPD noch keinen Kandidaten benannt. Wir haben Mai und auch der Amtsinhaber hat sich noch nicht zu einer Kandidatur bekannt“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Günter Wagner. „Wir sind in der glücklichen Lage, jemanden präsentieren zu können“, formuliert es der Fraktionsvorsitzende der FDP, Klaus Preis, dessen Liberale Dirk Terlinden kürzlich „in einem einstimmigen Beschluss zum Bürgermeisterkandidaten gewählt haben“. „Wir stehen voll hinter dem Kandidaten“, sagt auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Anne Bade. Damit hat der 52-Jährige nun drei von vier aktuell im Rat vertretenen Fraktionen und deren Parteien hinter sich.

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„Es ist doch richtungsweisend, wenn sich drei Parteien zusammenschließen. Wir haben vor langer Zeit erkannt, dass es so, wie es jetzt seit elf Jahren läuft, nicht weitergehen kann. Das ist so nicht mehr tragbar“, formuliert Günter Wagner den Anstoß zum Bündnis.

Günter Wagner verzichtet

Der Fraktionsvorsitzende hatte nach seiner Spitzenkandidatur vor fünf Jahren selbst lange als erneuter CDU-Kandidat für das Bürgermeisteramt gegolten. Als Klaus Preis jedoch mit dem Vorschlag Dirk Terlinden kam, war Wagner schnell klar, dass er zugunsten dieses Dreierbündnisses und eines hochqualifizierten Kandidaten verzichten würde.

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Aktuell leitet Terlinden als Diplom-Verwaltungswirt das Büro des Oberbürgermeisters von Leverkusen. Außerdem bringt der Erfahrungen als Referent des Beigeordneten für Bürgerangelegenheiten, Umwelt und Soziales mit, leitete das Umweltamt und hat – ohne Parteibuch – Verwaltungskarriere gemacht.

Flugblätter und soziale Medien nutzen

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Dass Terlinden lange für SPD-Politiker gearbeitet hat, sollte die Tür auch zur aktuell größten Fraktion im Rat öffnen. Doch die SPD hat nicht zum Telefonhörer gegriffen. „Die SPD springt nicht auf den Zug auf. Das Thema ist jetzt durch“, macht auch Dirk Terlinden deutlich, dass er das Dreierbündnis aus FDP, Grünen und CDU nicht gefährden will und für eine klare Zuordnung steht.

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Der Rheinländer mit Wittgensteiner Wurzeln ist im Wahlkampfmodus: „Wir haben uns am Wochenende zu einem Reset getroffen“, sagt Terlinden, weil es „den Straßenwahlkampf so nicht geben wird.“ Die drei Parteien und ihr Kandidat können durch die Corona-Bestimmungen nicht über die Schützenfeste touren, bei Altennachmittagen Hände schütteln oder von Haustür zu Haustür tingeln. „Wir müssen die klassischen Medien wie die Tageszeitungen nutzen und die Sozialen Medien“, sagt Terlinden. Aber auch altbekannte Mittel wie Flugblätter kommen in Betracht. Einen großen Nachteil sieht Terlinden noch nicht: „Der Amtsinhaber hat immer einen Vorteil“, sagt er, aber die Corona-Krise nütze wenig, weil die entscheidenden Weichenstellungen dafür in Berlin und Düsseldorf getroffen werden. Aber später dann, wenn die Auswirkungen in der Kommune spürbar werden, wird es auch auf den Bürgermeister ankommen.

Neidvoller Blick nach Bad Berleburg

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Und genau hier setzen Klaus Preis und Günter Wagner an: „Wir wünschen uns mehr Kommunikation“, sagt Wagner. Und Preis beneidet mit Blick in Richtung Bad Berleburg, dass dort die Politik und die Ortsvorsteher in Videokonferenzen einbezogen werden. „Wir haben jetzt erst unsere erste Telefonkonferenz gehabt“, berichtet Preis. Genau diese transparente Kommunikation und das Mitgenommenwerden soll sich mit Terlinden verbessern, sagt das Bad Laaspher Jamaika-Bündnis.