Wittgenstein. Im Altkreis liegen die Bodenrichtwerte für Bauland oft nur bei nur 20 Euro – und insgesamt oft deutlich niedriger als im benachbarten Siegerland.

Noch nie in den letzten 20 Jahren sind im Kreis Siegen-Wittgenstein ohne die Stadt Siegen so viele Kaufverträge für Grundstücke abgeschlossen worden wie im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden dem Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis 2501 Kaufverträge mit einem Geldumsatz von 340 Millionen Euro vorgelegt – darunter 548 allein aus Wittgenstein. Das sind kreisweit ohne Siegen 246 Kauf-Fälle oder elf Prozent mehr als im Jahr 2018, als nur 2255 Verträge abgeschlossen wurden, 515 davon im Altkreis. Dabei zeigt sich: Im Wittgensteiner Land sind Grundstücke in manchen Lagen unschlagbar günstig zu haben.

Kauf-Fälle

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In Bad Berleburg ist die Zahl der Kauf-Fälle seit 2010 mit einigen Schwankungen tendenziell von 198 auf 245 im Jahr 2019 gestiegen – den höchsten Wert im Vergleich. In Bad Laasphe liegt die Fallzahl mit 189 ähnlich hoch wie 2010 mit 188, sie stieg aber 2018 auch schon auf 203 und fiel 2012 auf 151. In Erndtebrück ist die Fallzahl seit 2010 fast durchgängig einstellig – die Jahre 2012 und 2019 mit 117 und 114 einmal ausgenommen.

Bodenrichtwerte

Zum Grundstücksmarktbericht haben die Gutachter auch durchschnittliche Lagewerte für Baugrundstücke ermittelt – sogenannte Bodenrichtwerte.

Beispiel individueller Wohnungsbau: In Bad Berleburg hat sich der Richtwert in mittleren Lagen seit einer Steigerung um fünf auf 80 Euro pro Quadratmeter 2017 nicht verändert. In guten Lagen liegt der Wert weiterhin bei 110, in mäßigen Lagen bei 20 Euro. In Bad Laasphe ist der Wert für gute Lagen von 95 auf 100 Euro geklettert, während die Werte für mittlere und mäßige Lagen weiterhin bei 75 und 20 Euro liegen. Gleichbleibend günstig die Werte der letzten drei Jahre in Erndtebrück: 75, 55 und 20 Euro in guten, mittleren und mäßigen Lagen.

Beispiel gewerbliche Bauflächen: Hier liegen die Richtwerte für Bad Berleburg und Bad Laasphe in mittleren und mäßigen Lagen nach wie vor bei 40 und 20 Euro sowie in Erndtebrück bei 30 und 20 Euro, in Bad Laasphe darüber hinaus in guten Lagen weiterhin bei 60 Euro.

Die Preise

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Während für gute Lagen etwa in der Freudenberger Fließenhardt mittlerweile bis 230 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden, sind in ländlichen Lagen Baugrundstücke bereits für 20 Euro zu erwerben.

Beispiel Bad Berleburg: Geringe Richtwerte gibt‘s hier mit 20 Euro in Rinthe oder Beddelhausen, hohe natürlich in der Kernstadt – wobei die Werte für Grundstücke mit mehrgeschossiger Bebauung auch mal 180 Euro pro Quadratmeter erreichen können.

Beispiel Bad Laasphe: Grundstücke in Steinbach oder Bernshausen werden hier mit einem Quadratmeter-Richtpreis von 20 Euro bewertet, solche in der Kernstadt mit bis zu 100 Euro.

Beispiel Erndtebrück: Im Birkelbacher Böhl liegt der Richtwert sogar bei nur 15 Euro pro Quadratmeter, im Kernort bei 100 Euro.

Landwirtschaftliche Flächen

Hier sind die Bodenrichtwerte in Wittgenstein 2019 gegenüber dem Vorjahr durchgängig gestiegen: in Bad Berleburg um fünf Cent auf 1,20 Euro pro Quadratmeter, in Bad Laasphe ebenfalls um fünf Cent auf 1,15 Euro und in Erndtebrück sogar um zehn Cent auf 1,30 Euro.

Forstwirtschaftliche Flächen

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Der Durchschnittswert für forstwirtschaftliche Grundstücke einschließlich Aufwuchs im Kreis Siegen-Wittgenstein (ohne Stadt Siegen) lag im Jahr 2019 bei rund 1,63 Euro pro Quadratmeter. Und aus den Vergleichspreisen der Jahre 2017 bis 2019 hat sich ein Durchschnittswert für Forst-Grundstücke ohne Aufwuchs von rund 60 Cent pro Quadratmetern im Altkreis Wittgenstein ergeben. Zum Vergleich der Altkreis Siegen: Hier liegt der Wert bei nur 50 Cent.

Ein- und Zweifamilienhäuser

Hier ist der durchschnittliche Kaufpreis in Bad Laasphe auf 152.500 Euro (2018: 135.000) und in Erndtebrück auf 163.000 Euro (2018: 150.500) gestiegen. Leicht gesunken ist er dagegen in Bad Berleburg - auf 146.000 Euro (2018: 146.500).

Baugenehmigungen

Die ermittelten Werte für 2019 basieren nicht zuletzt auf der Zahl der erteilten Baugenehmigungen für neue Wohngebäude.

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In Bad Laasphe stieg die Zahl neuer Wohngebäude 2018 im Vergleich zum Vorjahr auf zwölf (2017: 7), in Bad Berleburg und Erndtebrück sank sie auf zehn (2017: zwölf) und 4 (2017: 14). Damit sind 2018 in Bad Berleburg 38 (2017: 38), in Bad Laasphe 16 (2017: zehn) und in Erndtebrück zehn (2017: 16) neue Wohnungen entstanden.

Das sagt der Gutachter

Insgesamt sei Wittgensteins Immobilien-Markt „noch immer sehr positiv zu sehen“, sagt Georg Lange, Sparkassenfachwirt aus Erndtebrück und Mitglied des Gutachterausschusses. Es gebe nach wie vor eine „vernünftige Nachfrage“. Und wenn die Corona-Krise einigermaßen glimpflich abgehe und die Kreditzinsen unten blieben, bleibe das bei moderaten Preisen auch so.

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Im Trend sieht Lange Ein- und Zweifamilien-Häuser – nicht nur in den Wittgensteiner Kernorten, sondern durchaus auch im noch günstigeren Umland. Allerdings müsse man bei gebrauchten Wohnhäusern natürlich oft energetisch aufrüsten. Die Bodenrichtwerte seien zwar „moderat gestiegen“, lägen aber immer noch deutlich unter denen im Siegerland. Für Gewerbeflächen sei in jedem Fall eine gute Verkehrsanbindung nötig – wie etwa die B 62. Und dass land- oder forstwirtschaftliche Flächen öfter verkauft werden, sei sicher einerseits eine Frage der Wirtschaftlichkeit und andererseits ein Generationsproblem.