Bad Laasphe. Um 1600 kommen binnen weniger Wochen fast 150 Menschen ums Leben. Und auch im 30-jährigen Krieg ist die Krankheit in der Stadt, sagen Historiker.

Covid-19, Maul-und-Klauen-Seuche, Spanische Grippe – Wittgenstein ist in den Jahrzehnten und Jahrhundert nicht von Epidemien und Pandemien verschont worden. Schaut man noch weiter zurück, findet man auch Aufzeichnungen von dem Unheil, das die Pest verursachte: Im Jahr 1597 in Bad Laasphe.

Der erste Tote

Der erste Mensch, der dieser Pestwelle noch 1596 in Bad Laasphe zum Opfer fiel, war „Merkel, Henchen Saßmannshausen eheweib“ – so notierte es am 17. Dezember 1596 der damalige Pfarrer und Inspektor D. Paul Crocius. Und es ist nicht die einzige Person aus der Lahnstadt, die an dieser Krankheit sterben wird – bis Januar 1598 kommen insgesamt 148 Menschen ums Leben.

Eine ganze Familie stirbt

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Der erste große und deutliche Einschnitt zeigt sich im Januar 1597, als die gesamte Familie Saßmannshausen von der Krankheit dahingerafft wird: Vater, Mutter und fünf Kinder, außerdem noch die Cousine des Vaters und deren Kind fallen der Pest zum Opfer. Nur wenig später ist die nächste Familie namens Vom Hof nahezu komplett ausgelöscht: Innerhalb von nur 24 Stunden mussten sieben Personen – eine Mutter mit ihren vier leiblichen Kindern und zwei Stiefkindern – beerdigt werden, wie Crocius in den Kirchenbüchern notierte.

Die Flucht in den Wald

Nur eine kurze Atempause schien den Laasphern vergönnt, bis am 24. Juli eine weitere Person verstarb und die Krankheit wieder in der Stadt war: „Durch Johannes, Michael Schlössers, eltesten Sohn hat Gott denen von Laasphe die Pest wieder zurück geschickt“, schrieb Crocius nieder. Die Menschen versuchten, sich durch die Flucht aus der Stadt in den Wald zu retten, doch auch das half ihnen nicht und sie starben außerhalb der Stadtmauern.

Eventuell mit Typhus oder Ruhr verwechselt

Gustav Bauer hat in dem 1965 erschienen Wittgensteiner Heimatbuch über die Pest in Bad Laasphe berichtet.

Darin merkt er an, dass es nicht zweifelsfrei feststünde, ob es sich wirklich um die „asiatische Pest“ gehandelt habe, die im Mittelalter zu so vielen Toten geführt hatte – dazu fehlten genaue Angaben zu Art und Verlauf der Krankheit.

Weil es damals keinen Arzt gegeben habe, könne es ebenso möglich sein, dass die Krankheit schlicht mit einer anderen Seuche wie Typhus oder der Ruhr verwechselt wurde.

So sind laut Crocius Mitte September „Scheffer Merkel und Peter Kroppem Loysichern im Grund“, gestorben. Kurz darauf folgte „Credo, Wilhelm Hochs Hausfrau“. Sie war aus dem Wald zurück in die Stadt Laasphe gekommen, war zu diesem Zeitpunkt aber schon erkrankt. „Sehe also, daß man doch nicht entlaufen kann“, stellte Crocius daraufhin fest.

Die Krankheit als Mahnung

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In Zeiten der Reformation und einer stark vorherrschenden Gottesfurcht der Menschen wurde die Krankheit auch als Mahnung für jene interpretiert, die sich nicht der Christenheit fügen wollten – so zeigt es der Nachruf auf Ludwig Hoch: „Dieser ist gewesen einer von den Wahrsagern so viel in der gemein betrübt hat, mit seinen vermeinten gesicht und todtendantz. Ist von Gott hart gezüchtigt worden, dieweil er ganzen 8 Tag schwerlich gelegen, von seinem Verstand kommen und jämmerlich gestorben. Gott geb, daß er seine Sünd erkannt hab, wie er derselben publizer et privatim oft erinnert worden, und das viel an diesem exempel sich stoßen mögen, Gott suchen, sein Wort lieben, und sich vor dem Teupfel und seinen Werkzeugen nicht entsetzen.“

Gottesfurcht hilft nicht

Dennoch starben auch jene, die als gottesfürchtig in Laasphe bekannt waren – wie Heinz Marpurger: „Dieser Mann hat bei seinem Leben Gottes Wort vleißig gehörtt. Davon genugt mit Christen geredt: sich an seinem Endt geduldig erzeigt.“Auch Crocius selbst blieb nicht verschont: „Am 6. Oktober starb Ennichen, mein Wäsigen, welches fünf Tage hat gelegen und des morgens zwischen 3 und 4 selig entschlafen. Auch der Opfermann und Stadtknecht, Peter Dehnleder, fiel der tückischen Krankheit zur Beute, nachdem er Gesunden und Kranken vermög seines Amtes treulich gedient hatte. Noch kurz vorher hatte er, damit er desto williger Handreichung tue, 4 Albus 3 Heller erhalten.“

Die Seuche kommt zurück

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1596 bis 1598 war nicht das einzige Mal, dass Laasphe von der Pest heimgesucht wurde, auch während des 30-jährigen Krieges war die Krankheit in der Stadt.