Bad Laasphe. . Wohlhabende Bürger und viele Männer wurden Opfer der Hexenverfolgung. Reinhard Schmidt führt beim Stadtrundgang durch die Geschichte.

Auf eine Reise in die Zeit der Hexenverfolgung ging es am Samstag in der Bad Laaspher Altstadt. In einem Rundgang nahm Reinhard Schmidt die Teilnehmer mit auf die Spuren des Hexenwahns – und räumte dabei mit einigen Alltagsmythen auf.

Die angeblichen „Zauberer“ und „Hexen“ in Wittgenstein und Umgebung waren oft Opfer einfacher Willkür. „Sie waren meist nur zur falschen Zeit am falschen Ort“, so Schmidt. Ab dem 15. Jahrhundert ging es in Mitteleuropa steil bergab – Pest, Frost und schlechte Ernten stimmten die Bürgerschaft missmutig.

Für diese Unglückswelle brauchte es unbedingt Schuldige. So begannen die Bürger in den eigenen Reihen nach Frauen und Männern zu suchen, die die Missstände zu verantworten hatten. Angebliche Verhältnisse mit dem Teufel sollten sie eingegangen sein und so Unheil über die Menschheit gebracht haben.

Im Steinweg

Auch auf Laasphe ging diese Hysterie aufgrund der schlechten Wirtschaftslage im 17. Jahrhundert über. Auf dem Rundgang durch die Altstadt machte Reinhard Schmidt an einigen Häusern halt, in denen die angeblichen Schuldigen gewohnt haben sollen. Im Steinweg, der damaligen Hauptstraße von Laasphe, traf es 1609 gleich zwei Frauen.

Luzia Reichmann und ihre Schwägerin Katharina Gans, beide aus gutem Hause, sollten Dienerinnen des Teufels sein. Beide mussten sich in einem langwierigen Prozess vor Gericht verantworten. Auch vor Folter schreckte niemand zurück. Zwar kam es bei beiden Frauen zur Freilassung, Luzia Reichmann trieben die Folgen der Folter allerdings schließlich in den Selbstmord.

Ein paar Meter weiter lebte Gottliebe Wilge, Witwe eines ebenfalls hoch angesehenen Bürgers. Auch sie stand auf der schwarzen Liste. „In Laasphe traf es oft die Highsociety, selten die armen Menschen“, so Reinhard Schmidt.

In der Mauerstraße

Für gewöhnlich waren es meist Frauen, die im 17. Jahrhundert der Hexerei beschuldigt wurden. In Laasphe traf es jedoch verhältnismäßig viele Männer. In der Mauerstraße lebte ein vermögender Metzgermeister, auch er sollte Schuld an Frost und schlechten Ernten haben. Er wurde Opfer der zweiten Welle des Hexenwahns im Jahr 1628 – genauso wie Johännchen Gernard.

Der Hirte soll in einem Verhältnis zu Magarete von Altershausen gestanden haben, die sich angeblich ebenfalls mit dem Teufel eingelassen hatte. Bei Johännchen Gernand kam es schließlich zur Hinrichtung. Geköpft und verbrannt auf dem Scheiterhaufen „im Brühl“. Damit ist heute das Tal um die Laaspher Feuerwehr gemeint. Hier sollen Scheiterhaufen, Richtplatz und Siechenhaus gestanden haben. Ein alter Brunnen deutet noch darauf hin.

Sein Ende fand der Rundgang in der Bahnhofsstraße, wo Reinhard Schmidt originale Dokumente und Foltergeräte aus den Zeiten des Hexenwahns in der Ausstellung hatte. Beim nächsten Gang durch die Altstadt werden die Teilnehmer mit Sicherheit an die unschuldigen Männer und Frauen denken, die dort vor 400 Jahren dem Hexenwahn zum Opfer fielen.