Bad Berleburg. Vom Motto „Abios Amigos - zwölf Jahre Siesta, jetzt kommt Fiesta“ ist keine Spur. Nichts läuft nach Plan, die Corona-Krise gibt den Ton an.
So hatten sich Marit und Elina Zumrodde aus Bad Berleburg ihr Abitur nicht vorgestellt. Die Zwillinge besuchen die zwölfte Klasse des Johannes-Althusius-Gymnasiums und stehen kurz vor den Abiturprüfungen. Von ihrem Motto „Abios Amigos - zwölf Jahre Siesta, jetzt kommt Fiesta“ ist vorerst keine Spur. Nichts läuft nach Plan, die Corona-Krise gibt derzeit den Ton an. Alle Aktivitäten rund um das Abitur - Mottowoche, letzter Schultag, Abi-Gag, Abschlussfeier - sind nun ins Wasser gefallen. Die Prüfungen verschob das Schulministerium NRW auf Mitte Mai.
„Auf einen richtigen Abschluss freut man sich ein Leben lang“
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Seit dem 15. März sitzen Marit und Elina - so wie alle anderen Abiturienten auch - im Home-Office und arbeiten Prüfungs- und Unterrichtsstoff auf. Die Schließung der Schule war zwar für beide nicht ganz unerwartet gekommen - dennoch machte sich leichte Enttäuschung breit: „Das Gefühl vom richtigen letzten Schultag fehlt. Auf einen richtigen Abschluss freut man sich ein Leben lang. Wir waren auf die Situation nicht richtig vorbereitet“, zeigt sich Stufensprecherin Elina Zumrodde leicht frustriert.
Auf freche Streiche werden sie verzichten müssen
Wenn alles nach Plan läuft, werden die Abiturienten nach den Osterferien noch drei Wochen in ihren Prüfungsfächern unterrichtet werden. Der 8. Mai wird somit der letzte Schultag der Q2 sein — aber er wird wohl nicht so sein, wie in den Jahren zuvor. Und er wird auch nicht so sein, wie es sich die Abiturienten wünschen - denn die Hygiene-Vorschriften sind streng. Auf freche Streiche und Schüler abstempeln werden sie wohl oder übel verzichten müssen. Marit Zumrodde stimmt das zwar traurig — aber sie nimmt die Lage relativ gelassen: „Es ist zwar sehr schade, aber es gibt Schlimmeres. In unserem Leben werden wir noch sehr viel und oft feiern können.“
Ablenkung und fehlende Struktur
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Trotz der misslichen Umstände fühlen sich die Zwillinge im Home-Office gut aufgehoben. Sie lernen zusammen, helfen sich gegenseitig — und auch mit der Organisation und der Kommunikation des JAGs sind beide rundum zufrieden. Über die Plattform „Microsoft Teams“ versorgen die Lehrer ihre Schüler mit Unterrichtsmaterialien. Für Rückfragen stehen die Lehrkräfte sowohl in dem Forum als auch telefonisch zur Verfügung.
Im Homeoffice fällt Konzentration schwerer
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„Die Schule ist wirklich sehr bemüht. Die Lehrer sind hilfsbereit und senden uns Aufgaben und Zusammenfassungen, um uns auf das Abitur vorzubereiten. Herr Binder (Schulleiter am JAG) ist immer zu erreichen und versorgt uns mit Updates“, lobt Elina die Organisation der Schule. Trotzdem würde sie sich freuen, wenn nach den Osterferien normaler Unterricht stattfinden würde. „Zuhause fällt es mir oft schwer, konzentriert zu bleiben. Man lässt sich leichter ablenken. Und man muss sich vieles selbst erklären. Zum Beispiel waren wir in Biologie noch gar nicht mit allen Themen durch. Außerdem hat man Zuhause nur den eigenen Blickwinkel auf ein Thema. Die mehrseitige Betrachtung und die direkte Beratung von Lehrern fehlt“, so Elina Zumrodde.
Die berufliche Zukunft der Schwestern
Prüfungsfächer Marit: Deutsch, Mathe, Englisch, Religion
Prüfungsfächer Elina: Biologie, Mathe, Deutsch, Religion
Um ihre berufliche Zukunft machen sich die Schwestern keine Sorgen.
Elina möchte studieren und Marit hat bereits seit letztem Jahr eine Einstellungszusage bei der Landespolizei NRW.
„Ich freue mich schon sehr und kann es kaum mehr abwarten“, blickt Marit Zumrodde voller Vorfreude in den Sommer.
Schwester Marit sieht das ein bisschen anders. Sie kann sich Zuhause besser konzentrieren, als im Klassenzimmer: „Zuhause habe ich mein eigenes Tempo. Ich entscheide selbst, wann ich lerne. Andererseits vermisse ich aber auch eine gewisse Struktur und einen geregelten Tagesablauf.“
Eigenes Konzept für Homeschooling
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Damit das Home-Schooling gelingt, haben die Zwillinge ein kleines Konzept entworfen. Sie lernen nach Zeitplan und nehmen sich als erstes die Fächer vor, die für sie am anspruchsvollsten sind. Das ist bei Elina Biologie und bei Marit Mathe. Gemeinsam gelingt ihnen das Lernen recht gut. Sie tauschen regelmäßig Wissen und Unterrichtsmaterialen aus. Gelegentlich telefonieren sie auch mit Mitschülern, mit denen sie verschiedene Themen ausarbeiten und Mind-Maps oder ähnliches entwerfen.
Dass die Abschlussprüfungen sich nun um ein paar Wochen nach hinten verschieben, dass finden die Schwestern nicht schlimm. Sie seien froh, dass sie nun mehr Zeit zum Lernen und Vorbereiten haben.
Fragezeichen hinter dem Abiball
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Ob und in welchem Rahmen der Abiball der Q2 stattfinden kann, das steht zurzeit noch in den Sternen. Geplant sei er derweil für den 26. Juni. „In der Hinsicht können wir leider momentan aber noch nicht planen - das muss dann kurzfristig passieren. Ich habe aber noch Hoffnung, dass es einen Abiball geben wird“, zeigt sich Elina Zumrodde zuversichtlich. „Alleine ein Kleid für den Abschluss zu kaufen - das ist ein besonderes und einmaliges Erlebnis“, so die Abiturientin.
Wir wünschen den beiden - und natürlich allen anderen Abiturienten - viel Erfolg für die Prüfungen, alles Gute für ihre Zukunft und trotz allen Umständen einen unvergesslichen Abschluss.