Bad Berleburg. In den sozialen Netzwerken kursieren diverse Ratschläge. Ein Gespräch mit Dr. Frank Lauber, leitender Oberarzt der Klinik für Gynäkologie.

Viele Schwangere in der Region sind derzeit verunsichert: Gehören sie zur Risikogruppe? Kann das Coronavirus in der Schwangerschaft übertragen werden? Sollten junge Mütter aktuell stillen? In den sozialen Netzwerken kursieren jede Menge Ratschläge. Aber was davon stimmt? Dr. Frank Lauber, leitender Oberarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Bad Berleburg, hat die Antworten auf einige dieser Fragen.

Herr Lauber, sind Schwangere in der Coronakrise besonders gefährdet?

Dr. Frank Lauber:
Laut den Informationen des Robert Koch-Instituts und nach aktuellem Wissenstand scheinen Schwangere kein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu haben, wenn sie an COVID-19 erkrankt sind.


Sollten Sie weiterhin wie gewohnt zu den Kontrollterminen erscheinen?

Ja. Die allgemeinen Sprechstundentermine wurden bereits so reduziert, dass der empfohlene Abstand von anderthalb bis zwei Metern zu anderen Personen im Wartezimmer eingehalten werden kann.


Kann das Virus während der Schwangerschaft übertragen werden?

Laut den Informationen, die uns das Robert Koch-Institut zur Verfügung stellen kann, gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass COVID-19 auf das Kind im Mutterleib übertragbar ist. Eine Übertragung auf das neugeborene Kind ist jedoch, wie bei allen Personen, über eine Tröpfcheninfektion möglich. Bisher gibt es keinen Nachweis von SARS-CoV-2 in der Muttermilch. Die Datenlage ist derzeit jedoch noch nicht ausreichend, um diese und andere Fragen zu COVID-19 in der Schwangerschaft sicher zu beantworten.


Dürfen werdende Väter bei der Entbindung dabei sein?

Für die Entbindung gilt eine Ausnahme von der derzeit geltenden Besuchsregelung: Die Schwangere darf nur eine Begleitperson mitbringen. Diese Person muss symptomfrei sein und darf keinen Kontakt zu Covid-19-Patienten gehabt haben. Auch vor der Corona-Pandemie durften nur Begleitpersonen mit in den Kreißsaal, die keine Infektionssymptomatik aufwiesen. Allerdings ist es heute nicht mehr möglich, dass die Begleitperson während der Geburt wechselt. Sie muss sich während der Entbindung im Kreißsaal aufhalten und darf die Klinik aufgrund des geltenden Besuchsverbotes leider nicht noch einmal betreten. So versuchen wir das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Darüber hinaus darf kein Besuch empfangen werden.
Was müssen Schwangere beachten, die zuvor Kontakt mit einer infizierten Person hatten?

Schwangere mit direktem Kontakt zu positiv getesteten Personen werden für den gesamten stationären Aufenthalt mit einem Atemschutz ausgestattet. Sollte eine Schwangere positiv auf das Coronavirus getestet werden, wird sie in einem Kreißsaal isoliert.


Was müssen Mütter beim Stillen beachten und sollten sie stillen?

Die Säuglinge bleiben nach der Entbindung bei ihrer Mutter und dürfen auch von ihr gestillt werden. Gerade der enge Hautkontakt nach der Geburt ist für Mütter und Neugeborene entscheidend, um eine emotionale Bindung aufzubauen (Bonding). Auch wenn bei der Mutter ein Infektionsverdacht besteht oder sie positiv getestet wird, müssen Bonding und Stillen nicht eingeschränkt werden. Die Mutter wird jedoch mit einem Atemschutz ausgestattet, den sie im Umgang mit ihrem Kind tragen muss. Zudem sollte sie alle möglichen Vorkehrungen treffen, um eine Übertragung des Virus auf ihr Kind zu verhindern.