Bad Laasphe. Zu finden ist bei Geschäftsleuten in der Kernstadt viel Mut und Zuversicht. Wir haben bei vier Händlern vorbeigeschaut. Ein Thema: Kurzarbeit.

Von Eberhard Demtröder

Wo ist der Bad Laaspher Einzelhandel auch in Corona-Zeiten aktiv? Martin Achatzi, Foto-Händler und CDU-Kommunalpolitiker, fährt in der Facebook-Gruppe „Zukunft für Bad Laasphe“ einmal virtuell durch die Kernstadt – und entdeckt dabei, dass Not erfinderisch macht. Zu finden ist aber auch viel Mut und Zuversicht. Wir haben bei vier Händlern vorbeigeschaut.

Beim Metzger

Die Metzgerei Reuter an der Bahnhofstraße hat als Grundversorger mit Lebensmitteln weiterhin geöffnet. Kurios: „Das Ladengeschäft ist bis letzte Woche sogar noch besser als vorher gelaufen“, berichtet Inhaber Günter Janson. „Wir hatten 50 Prozent mehr an Umsatz.“ Inzwischen aber trauten sich viele Menschen auch nicht mehr so raus, die Laufkundschaft für das ansonsten beliebte Imbiss-Angebot bleibe weg.

Sicher: „Wir werden auch teilweise Kurzarbeit anmelden“, bedauert Janson – etwa für den momentan weggebrochenen Catering-Bereich. Aber: „Wir werden keinen entlassen“, betont er im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Bad Laaspher Metzger beschäftigt derzeit 31 Mitarbeiter, darunter zehn Minijobber. Zu normalen Zeiten beliefert die Metzgerei Reuter 15 Kantinen von Unternehmen in der Umgebung. „Aber die haben fast alle eine nach der anderen zugemacht“, sagt Janson. 2000 Frikadellen pro Woche zum Beispiel finden dort derzeit keine Abnehmer.

Unterdessen hat der Hausmeister Plexiglas für die Verkaufstheken der beiden Reuter-Geschäfte in Bad Laasphe und Feudingen organisiert und montiert. Um aber das Material für die Filiale zu bekommen, habe er weit fahren müssen, erzählt Janson: bis zum Obi-Baumarkt in Marburg.

„Wir machen das nun schon seit 55 Jahren“, so der 67-Jährige über seinen Betrieb – „aber das hier mit Corona schlägt dem Fass den Boden aus“. Im Moment lebe man zum Glück vom geöffneten Ladengeschäft. Die angekündigten Zuschüsse von Bund und Land NRW seien da vermutlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch es muss weitergehen. Irgendwie.

In der Parfümerie

Die Stadtparfümerie von Christine Acker an der Bahnhofstraße ist derzeit geschlossen. Gerade nimmt die Inhaberin neue Bestellungen ihrer Kundinnen und Kunden auf – fürs „Duft-Taxi“. Und mit diesem Lieferservice der besonderen Art ist sie momentan ganz gut unterwegs. „Das Taxi wird jetzt viel öfter gerufen, was uns so ein bisschen die Stange hält“, berichtet Acker. Wie viele Händler beantragt auch sie jetzt bei der Arbeitsagentur in Siegen Kurzarbeit für ihre neun Mitarbeiterinnen.

Dass sie und ihr Team die Kundschaft im Moment nicht persönlich im Laden beraten und im Rahmen von Beauty-Behandlungen von Kopf bis Fuß pflegen kann, ist für Christine Acker „schon dramatisch“. Das sei jetzt „alles von 100 auf null heruntergefahren“. Die Ware für Ostern im Gesamtwert von rund 35.000 Euro liegt schon im Laden. „Aber man weiß ja nicht, wann es besser wird.“ Dennoch: „Ich bin happy, dass wir von unseren Kunden so gut unterstützt werden“, bedankt sich Christine Acker, die auch eine Stadtparfümerie-Filiale an der Poststraße in Bad Berleburg betreibt.

Aber das Duft-Taxi mache derzeit eben nur einen Teil des gewohnten Umsatzes aus – bei zugleich hohen Kosten im Monat. „Wir merken jetzt, wie sehr unser Handel an die Menschen gebunden ist – an das Persönliche, an das Individuelle. Genau das ist wichtig für uns.“ Die Bad Laaspher Geschäftsfrau möchte trotz allem dranbleiben: „Man macht halt weiter, ist kreativ, findet seine Nischen.“ Für die Zeit danach hofft Christine Acker, „dass wir mit vielen guten neuen Ideen für unsere Kunden wieder durchstarten können“.

Beim Optiker

Im Moment nur mittwochs offen hat Optik Wagener an der Lahnstraße. Inhaberin Helma Wagener geht es dabei vor allem um den Service – etwa Brillen reparieren oder richten. „Ansonsten haben wir weitgehend heruntergefahren“, sagt sie, zumal kaum Kunden-Termine anstünden. „Wir haben jetzt so ein bisschen Notbesetzung“, so Wagener weiter, gehe für drei Mitarbeiterinnen auf Kurzarbeit.

Mit dem Steuerberater spreche man aber natürlich auch darüber, wie an Zuschüsse zu kommen ist. „Vier Wochen kann man vielleicht noch überbrücken, aber dann wird‘s natürlich eng“, schätzt Helma Wagener. Vielleicht „kommt unsere Branche etwas glimpflicher weg als andere“, hofft sie. Aber Brillen und Kontaktlinsen braucht man eigentlich immer.

Beim Computer-Fachmann

Beschäftigte vieler Firmen, aber auch Schüler gehen wegen Corona jetzt ins Homeoffice – gibt‘s das womöglich auch mehr Kunden-Nachfrage? „Es geht“, sagt Cornelis Otten jun. von Nettcor Computer an der Königstraße. „Manche Kunden möchten ihren Heim-PC auf den neuesten Stand bringen – auch, damit die Schüler zuhause besser arbeiten können.“ Aber das sei nicht vergleichbar zum Beispiel mit der Umstellung von Windows 7 auf 10.

Viele Leute bestellten Computer und Zubehör auch immer öfter per Internet, stellt Otten fest, selbst Jahrgang 1966. Und die jüngere Generation stehe eher auf Smartphone und Tablet. Kein Wunder. Das Internet per PC „wird ihnen ja auch nicht mehr so vorgelebt“. Vor zehn Jahren war das noch anders: Da hat Otten „noch viele Gamer-PCs verkauft“.

Als Handwerker und Dienstleister versteht sich Otten aufs Reparieren und Warten von PCs. „70 bis 80 Prozent sind Support, der Rest Verkauf.“ Seine Kundschaft: Leute „Mitte 30, Anfang 40. Aber auch einige Senioren, die fürchten, den Kontakt mit Angehörigen zu verlieren. Da wird geskypt und gechattet – und das merke ich hier schon sehr stark.“ Ansonsten aber sei es doch relativ ruhig auf der Königstraße.

Und was bringt die Zukunft? „Es wird immer schwieriger, obwohl ich der Einzigste bin hier in Bad Laasphe“, sagt Otten mit Blick auf fehlende Konkurrenz in seiner Branche. „Mal sehen, wie sich das weiterentwickelt. Aber ich denke, dass Fachleute wie mich noch gefragt sein werden – etwa in Büros, Praxen oder Anwaltskanzleien.“

Neu auf Facebook: „Bad Laasphe Homeshopping“

Seit ein paar Tagen neu auf Facebook: „Bad Laasphe Homeshopping“. Hier haben sich einige Bad Laaspher Gastronomen und Händler „Gedanken gemacht, wie sie trotz geschlossener Geschäfte für Euch da sein können“, heißt es dort.

Der konkrete Aufruf dazu: „Damit Ihr auch nach der Krise auf ein vielfältiges Angebot in unserer Stadt zurückgreifen könnt, benötigen wir nun Eure Hilfe.“ Im Klartext: Potenzielle Kunden werden gebeten, die Angebote zum „Homeshopping“ in der Lahnstadt jetzt auch zu nutzen – mit Hilfe der angegebenen Informationen und Links.

Händler oder Gastronomen, die sich als Anbieter beteiligen möchten, können sich per Privatnachricht bei den Organisatoren der neuen Plattform melden.