Bad Laasphe. . Helma Wagener hat eine ganze Optiker-Familie um sich. Gemeinsam leiten sie vier Filialen

Selbst nach fast 40 Jahren Berufserfahrung kann Helma Wagener nicht genau sagen, warum es an einem Tag betriebsam ist und am anderen wieder nicht. Die Türklingel läutet an diesem Nachmittag fast pausenlos, bei Optik Wagener in Bad Laasphe suchen ziemlich viele Menschen den Durchblick. Wagener, das wird im Gespräch schnell klar, behält ihn in jeder Lebenslage. Auch wenn sie mit minus vier Dioptrien auf dem einen Auge und minus zwei auf dem anderen „nicht gerade wenig“ hat, wie sie zugibt. Kurzsichtig ist die 55-Jährige. Ihren Beruf dagegen übt sie mit Weitsicht aus, gemeinsam mit Mann Michael, 58, mit dem sie sich das Laaspher Tagesgeschäft teilt.

Ende März geht es für die beiden ins Ruhrgebiet, zu einer Fortbildung in Essen. Der Regelfall? „Früher war ich auf ein bis zwei Fortbildungen im Jahr.“ Jetzt besucht sie nur noch jene, die weniger produkt-orientiert sind. Stattdessen will sie ihren Horizont erweitern.

1998 eröffnete das Ehepaar ihren Neubau am Laaspher Wilhelmsplatz, es ist eine von vier Filialen, die die Wageners leiten. Er kommt aus Fischelbach, sie aus Haiger, Lahn-Dill-Kreis, das dortige Stammgeschäft ihrer Eltern läuft bis zum heutigen Tag. Dazu kommt eines in Dillenburg und eines in Eibelshausen, Eschenburg. Letzteres führt im Übrigen der Schwiegersohn. Die Optiker-Familie Wagener ist mittlerweile in die dritte Generation gegangen: Jede der drei Töchter ist in der Branche tätig, die älteste ist in Teilzeit in Laasphe beschäftigt. Trifft sich die Familie zum gemeinsamen Essen, ist Helma Wagener auch mal ganz froh, wenn das Gesprächsthema, nun ja, nicht das augenscheinliche ist.

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In der Werkstatt hängt ein leicht beißender Geruch, verbranntem Haar nicht unähnlich. Helma Wagener schleift ein Paar Gläser zurecht. Am Wandschrank darüber grinsen einen ihre Enkelkinder an. „Dem Kleinen habe ich neulich auch eine hübsche Brille gefertigt.“ Die Zeiten, in denen in der Schule „Nasenfährräder“ Grund für Spott und Hohn waren: längst vorbei. „Zum Glück“, sagt die erfahrene Augenoptikerin, „ist die Brille auch Modeartikel geworden.“ Sie selbst besitzt mehrere Modelle, darunter welche mit austauschbaren, verschiedenfarbigen Bügeln. „Man muss den Kunden schließlich auch Anreize bieten“, sagt sie. Die dezente Stilberatung gehört eben auch zu ihrem Handwerk.

Service inklusive

Wieder die Türklingel. Wagener steuert schnellen Schrittes, ohne aber auch nur einem Moment gehetzt zu wirken, zurück in den Verkaufsraum. Mit einer Fassung in der Hand kommt sie wieder: „Entschuldigung, jetzt wird es laut.“ Eine Maschine surrt wie ein Haartrockner los, der Brillenbügel wird erhitzt und dadurch formbar. „Service, Inklusivleistung“, erklärt sie. Der Tee, den sie sich vorhin aufgesetzt hat: kalt. Die Dame an der Kasse verabschiedet sich mit warmen Worten. „Perfekt?“, erkundigt sich die Chefin, „das höre ich gern.“