Siegen-Wittgenstein. In den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe realisieren Unternehmen fast 20 Milliarden Umsatz. Es stehe also viel auf dem Spiel.

Mit einem gigantischen Hilfsprogramm will die Bundesregierung die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise zu bewältigen helfen. „Wichtig ist, dass vor allem kleinen Betrieben und Soloselbstständigen auf schnellstem Weg geholfen wird. Für sie geht es innerhalb kürzester Zeit um ihre Existenz“, betont Felix G. Hensel. Der Präsident der IHK Siegen fordert in einer Pressemitteilung daher, dass die Bundesregierung Kredite bei den Sonderprogrammen mit einer Staatsgarantie von 100 Prozent absichert. Nur auf diese Weise sei sichergestellt, dass die heimische Kreditwirtschaft in der Lage ist, die Finanzhilfen direkt durchzureichen. „Überlegungen, das staatliche Kreditrisiko von 80 auf 90 Prozent zu erhöhen, reichen angesichts der Tragweite der Krise nicht aus!“ Ankündigungen aus Berlin, „nicht zu kleckern, sondern zu klotzen“, müssten konsequenterweise auch in dieser Frage umgesetzt werden, damit die Betriebe vor Ort überleben können.

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Von Tim Haacke, Jürgen Schadeund Kai Osthoff

„Alleine in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe realisieren Industrieunternehmen jährlich Umsätze von über 17 Milliarden Euro. Weitere 2,6 Milliarden Euro Umsatz entfallen auf den Einzelhandel. Jeder kann sich somit leicht ausrechnen, was hier auf dem Spiel steht. Schnelligkeit muss jetzt eindeutigen Vorrang vor administrativer Perfektion haben“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. Insbesondere Selbstständigen und kleinen Betrieben drohe schnell die Luft zum Überleben auszugehen. Kleine Gastronomiebetriebe und Geschäfte, selbstständige Eventmanager, Künstler – die Bandbreite derjenigen, die auf sich gestellt sind und derzeit Aufträge verlieren, ist auch im heimischen Wirtschaftsraum groß.

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Die vielen Anfragen, die in den vergangenen Tagen die IHK Siegen erreichten, hätten eindringlich gezeigt, wie dramatisch die Lage sei, betont Klaus Gräbener: „Ganze Existenzen und Lebenswerke stehen plötzlich vor dem Aus. Manch einem gelingt es nicht mehr, seine persönliche Betroffenheit im Gespräch zurückzuhalten. Die überwiegende Erwartung ist, dass die Hilfen unbürokratisch und schnell bereitgestellt werden. Wem das Wasser bis zum Hals steht, dem hilft der Rettungsring nicht, der ihm in vier oder fünf Wochen zugeworfen wird!“ Deshalb komme es jetzt darauf an, dass die Banken vor Ort das Geld umgehend und zinsgünstig weiterreichen könnten. Die Hausbanken stünden den Betrieben als Ansprechpartner zur Verfügung. Eine maximale staatliche Kreditabsicherung sei unerlässlich, damit den Betrieben maximale Liquidität ermöglicht werde. „Sie haben einfach nicht die Zeit, die Banken und Kreditinstitute in üblichen Zeiten benötigen, um die Tragfähigkeit von Krediten und die geschäftlichen Zukunftsaussichten der Betriebe zu prüfen“, ergänzt Felix G. Hensel. „Es ist nicht nur kontraproduktiv, sondern auch unglaubwürdig, höchsten Druck auf den Kessel zu geben und gleichzeitig die Bremsen nicht komplett zu lösen!“