Sind Mädchen in Not, dann haben sie’s schwer. Jungs übrigens auch. Ein Besuch von der Beratern aus Siegen an der Realschule Schloss Wittgenstein.

Bad Laasphe. Sind Mädchen in Not, dann haben sie’s schwer. Jungs übrigens auch. Bis zu sieben verschiedene Personen haben sie angesprochen, Stationen oder Stellen informiert, bis Hilfe kommt, meint Katharina Heinrich von der Beratungsstelle „Mädchen in Not“ in Siegen. Anlass: In der Realschule Schloss Wittgenstein ist Vorbeugung das Thema.

Und es gehe früh los, so Heinrich weiter: Sexuellen Missbrauch oder mindestens unerwünschte körperliche Annäherung gebe es oft. Und die Schwelle liege niedrig: Da, wo Kinder den Körperkontakt als unangenehm empfinden, ihn nicht wollen und er dann doch passiert.

Vertrauensvolle Gespräche – und zwar ohne Lehrer

Melissa Thor ist bei ihrem Besuch an der Realschule nicht allein. David Pellmann und eine Praktikantin begleiten sie. So ist es möglich, in kleinen Gruppen, nach Jungen und Mädchen getrennt, vertrauensvoll über Dinge zu sprechen, die sonst nicht auf dem Stundenplan stehen und zwar ohne Lehrer.

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Das seien zwar wichtige Bezugspersonen, so Katharina Heinrich, aber: Die erführen – wenn überhaupt – erst spät von sexueller Gewalt oder Belästigungen. Sie seien immer da und „zuständig“ für völlig andere Bereiche. Neutralen Gästen von außen begegneten Kinder sehr viel offener. Während der sogenannten Präventionseinheiten gehe es um die Schweigepflicht der Berater, das eigene Körpergefühl, um Berührungen und das Empfinden, ums „Nein“ sagen und auch um „böse Geheimnisse“ : Täter versuchten so oft, ihr Verhalten zu verschleiern. Wenn es zu Vorfällen solcher Art komme, dann seien oft Väter oder Ersatzväter im Spiel.

5. Klassen finden den Besuch „wirklich gut“

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Meist geschähen „Grenzüberschreitungen“ im familiären Nahfeld, weiß Heinrich. Dabei könnten auch Frauen Täterinnen sein, wenn auch seltener. Bloß: Jungs sprächen darüber noch viel weniger gerne als Mädchen. Ergäben sich Verdachtsmomente, dann werde „Mädchen in Not“ nur aktiv, wenn die Betroffenen das auch wollten. Möglich sei auch „falscher Alarm“. Aber auf jeden Fall nehme man Hinweise ernst und glaube erst einmal, was Jungen oder Mädchen erzählten.

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Die Klassen 5 der Realschule Schloss Wittgenstein fanden den Besuch „wirklich gut“. Ihre Eltern auch: Die wurden bei einer abendlichen Veranstaltung vorher darüber informiert, um was es gehen sollte. Prävention heißt Vorsorge – und die schafft mehr Sicherheit. Kinder sollen erst gar nicht in Brunnen fallen, Mädchen – und Jungen – erst gar nicht in Not geraten. Und deswegen, meint die Schule, gehöre Prävention zum Unterricht dazu.