Kreuztal. Verein Ifpake übergibt Kreuztaler Mädchenberatungsstelle an den Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen.

„Der Besuch“: Wer in der Beratungsstelle für Mädchen in Not diese zwei Worte ausspricht, muss nichts erklären. Gemeint ist der Besuch, den Elke Büdenbender, aus Netphen stammende Ehefrau des Bundespräsidenten, dem Haus in der Kreuztaler Moltkestraße abstattete. „Das war der entscheidende Umschwung“, sagt Dr. Verena Lüttel. Kreis, Stadt Kreuztal und Stadt Siegen verabredeten danach ein Finanzierungsmodell, das es dem von Dr. Verena Lüttel geführten Verein Ifpake erlaubt, die Einrichtung an einen neuen Träger zu übergeben: den Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen. „Ich bin erleichtert“, sagt die Gründerin der Beratungsstelle, „es war an der Zeit, schnell etwas zu machen — in ein paar Monaten werde ich 80.“

Das Projekt

Dr. Verena Lüttel erinnert sich an den 15. Dezember 1989, als Kreuztals damalige Gleichstellungsbeauftragte Ursula Spengelmeier sie auf freistehende Räume im Provinzial-Gebäude aufmerksam machte. „14 Tage später haben wir die Beratungsstelle eröffnet.“ Kreuztal? Ja, sagt die Ifpake-Gründerin: Alles, nur nicht Siegen. Damit die Ratsuchenden nicht erkannt werden, wenn sie vor der Tür stehen. Zwei Stichworte begleiten die Arbeit von Anfang an:

Stigma: „Mit dem Thema will sich keiner schmücken“, sagt Dr. Verena Lüttel. Deshalb findet sie zwar Spender, die ihre Arbeit unterstützen. Aber keine Sponsoren, die mit dieser Unterstützung für sich werben möchten. Das „Thema“: Das sind 100 bis 120 weibliche Ratsuchende im Jahr, die meist sexualisierte, psychische und physische Gewalt erfahren haben. Im vorigen Jahr zwölf unter sechs und 14 zwischen 7 und 10, auf der anderen Seite 14 über 21 Jahre. Wenn junge Frauen sich erst spät entschließen, gegen die Täter vorzugehen, ist das im Sinne der Beraterinnen. Für junge Kinder bedeute der Strafprozess „nichts anderes als eine zusätzliche Traumatisierung“. Die Mehrzahl der Beschuldigten stammt aus dem engsten Umfeld, und da sind es dann meist die („Ersatz“-)Väter.

Geld: Eine Stelle, die der Kreis bezahlt. „Und den Rest mussten wir zusammenbetteln.“ So beschreibt Dr. Verena Lüttel die alte finanzielle Grundlage, an der frühere Trägerwechsel scheiterten. Nun sind zwei Stellen durch Kreis (eine und zwei Drittel) und Stadt Siegen (ein Drittel) fest finanziert, der Träger muss „nur“ noch Mittel für die halbe Verwaltungskraft aufbringen.

Ifpake und VAKS

Träger von „Mädchen in Not“ war der Verein Ifpake: „Initiative zur Förderung personenzentrierter Aktivitäten in Kultur und. Erziehung“.

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Von Steffen Schwab

Übernommen hat VAKS, der Verein für soziale Arbeit und Kultur, 1985 als „Ausländerhilfe“ gegründet, heute Träger von offenen Ganztagsschulen, Flüchtlingsberatungsstellen, Kindergärten, aber auch des Eine-Welt-Forums und des Werkstatt- und Probenhaus. Das passt, findet VAKS-Geschäftsführer Michael Groß: Zum einen, weil für die von den VAKS-Projekten erreichten Kinder und Jugendlichen nun ein Beratungsangebot direkt erreichbar ist. Zum anderen, weil Groß die Missbrauchsthematik schon als junger Schulsozialarbeiter kennen gelernt hat: Die Schulen haben ihn eingeladen, um ein Angebot für die Jungen zu machen, während die Mädchenberatungsstelle zu Gast war. „Seitdem kennen wir uns.“

Die Perspektive

„Wir werden erst mal gar nichts ändern“, sagt Michael Groß. Auch nicht Telefon- und Kontonummer. „Wir sind froh, dass Verena Lüttel nun in unserem Vorstand ist.“

Beratung in Kreuztal und Siegen

Duygu 0 und Melissa Thor haben montags von 13 bis 15, mittwochs von 9 bis 11 und donnerstags von 16 bis 18 Uhr offene Sprechzeiten in Kreuztal, Moltkestraße 11. Wechselnd montags von 14 bis 17 oder mittwochs von 9 bis 11 Uhr gibt es offene Sprechstunden in Siegen, Sandstraße 12.

Kontakt: 02732/4133, www.maedchen-in-not.de

Sie könnte noch etwas Neues anstoßen: die Jungenberatung. „Dass wir die hier brauchen, habe ich von Anfang an gesagt.“ Auch die sieben Jungen, die 2017 in Kreuztal anklopften, mussten nach dem Erstgespräch weitergeschickt werden. Nicht sofort, aber nach 2020 wird VAKS sich dieser Zielgruppe annehmen, kündigt Michael Groß an: Missbraucht zu werden und dann keine Hilfe zu finden, „zerstört das Leben eines Menschen nachhaltig“.

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