Bad Laasphe. Schüler des Städtischen Gymnasiums Bad Laasphe bringen Senioren den Umgang mit dem Computer bei. Und lernen dabei selbst noch etwas dazu.

Marianne Thomä (80) möchte ihrem Sohn gerne eine E-Mail schreiben. Lange konnte sie das nicht. Durch Artur Papoyan weiß sie jetzt, wie es geht. Der 17-jährige Schüler bringt der Seniorin im Städtischen Gymnasium Bad Laasphe den Umgang mit dem Computer bei. „Mein Sohn hat zu mir gesagt, dass ich mir den Artur mal warm halten soll“, sagt Marianne Thomä (80) lachend. Artur Papoyan lächelt und sagt: „Wenn Sie Fragen haben, können Sie mir gerne eine Mail schreiben.“

Der Kurs

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„Die Schüler sind sehr froh, mal Lehrer sein zu können“, sagt Informatiklehrer Horst Gierhardt, der den Kurs betreut. Je 19 Schüler und 19 Senioren machen bei dem Computertraining im Städtischen Gymnasium mit. Bereits seit sechs Jahren ist Horst Gierhardt für diese Kurse verantwortlich. „Die Schüler und auch die Senioren sind immer ziemlich zufrieden.“ Unterstützt wird der Computerkurs vom Kneipp Verein Bad Laasphe. Die teilnehmenden Schüler bekommen zehn Euro pro Stunde für ihr Engagement vom Verein ausgezahlt.

Sechs Mal findet der Kurs insgesamt statt, immer einmal die Woche am Donnerstag von 14 bis 15 Uhr im Computerraum des Gymnasiums. Wenn keine Krankheitsfälle dazwischen kommen, arbeitet jedes Mal derselbe Jugendliche mit demselben Senioren zusammen. Die eins-zu-eins Betreuung bietet genug Raum für Fragen. So können die Neunt- bis Elftklässler individuell auf die Wünsche der Senioren eingehen. „Es bildet sich immer ein Kern an Schülern, der den Computerkurs dann über mehrere Jahre macht“, erläutert Horst Gierhardt.

Die Schüler

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„Ich bin noch eine blutige Anfängerin“, sagt eine Seniorin. Die Elftklässlerin Amelie Metzger lässt sich davon nicht abschrecken. „Ich bin mit dem Computer aufgewachsen, für mich ist das nicht wirklich schwer“, sagt sie. Und auch sie lernt immer wieder neue Dinge dazu: „Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass man sich so viel auf den Seiten der Fernsehsender anschauen kann.“ Als die Seniorin neben ihr von einer TV-Serie erzählt, scheint auch Amelie begeistert von dem Programm der öffentlich-rechtlichen Sender zu sein. „Der Kurs hier macht mir sehr viel Spaß“, so die 19-Jährige. Den meisten Schülern im Computerraum scheint es so zu gehen, denn sie sind alle in Gespräche mit ihrem jeweiligen Teamkollegen vertieft. „Es macht mir Spaß, mein Wissen weiterzugeben“, erzählt auch Artur Papoyan.

Die Senioren

„Ich habe in alles Mögliche schon reingeschnüffelt“, sagt ein Senior. Ihn hat der Computerkurs so begeistert, dass er sich gleich ein Buch über die PC-Arbeit gekauft hat. „Wir haben vorher extra Bücher im Internet rausgesucht“, erklärt David Blöcher (14). Andere Senioren kommen direkt mit einer Liste zum Seminar, auf der alles steht, was sie diesmal wissen wollen. Marianne Thomä ist eine von ihnen. Sie hat Fragen zu einem E-Mail-Anhang, die Artur ihr geduldig beantwortet.

„Meine Söhne sind stolz, dass ich jetzt eine E-Mail öffnen und schreiben kann“, sagt Marianne Thomä. Sie freut sich, dass sie sie nun auch über diesen Kommunikationsweg kontaktieren kann. Schüler Artur hat ihr auch gezeigt, wie man etwas in einem Word-Dokument einträgt oder wo man das @-Zeichen auf der Tastatur findet. Außerdem hat er gemeinsam mit ihr den Maus-Cursor größer gestellt und schwarz eingefärbt. „So kann ich sie besser sehen“, so Marianne Thomä.

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Sie ist begeistert, dass ihr Artur Papoyan alles kurz und sachlich erklärt. „Das neu Gelernte probiere ich sofort Zuhause anzuwenden“, so die Seniorin, die sich fleißig Notizen macht. Sie beginnt eine E-Mail-
Adresse einzutippen und ruft dann: „Das ist ja phänomenal: Die E-Mail-Adresse ist ja schon eingegeben!“ Und damit hat sie gleich wieder etwas Neues gelernt: Das E-Mailprogramm vervollständigt Adressen, an die man schon mal etwas gesendet hat.