Banfe. „Es kommt also nicht aus heiterem Himmel, aber doch plötzlich“, beschreibt Ortsvorsteherin Elvira Haßler die Hiobsbotschaft.
Der Schock sitzt tief im Ort. Die Nachricht von der Schließung der WKW-Produktionsstätte haben die meisten erst am Samstag aus der Tageszeitung erfahren. 220 Arbeitsplätze werden verschwinden. Damit fällt der größte Arbeitgeber am Ort weg. „Das ist alles sehr traurig“, sagt Ortsvorsteherin Elvira Haßler.
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Ganz unvorbereitet trifft die Banfer die Nachricht dennoch nicht: Viel sei Dorf spekuliert worden, weiß die Ortsvorsteherin. Immerhin ist die Krise der Autoindustrie über den Zulieferer WKW auch nicht am beschaulichen Banfe vorbeigezogen. „Die Verlagerung der Produktion war schon einmal Thema“, erinnert sich Elvira Haßler. „Es kommt also nicht aus heiterem Himmel, aber doch plötzlich“.
Gespräche zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat
Seit Montag laufen Gespräche zwischen der Geschäftsführung der Betriebsleitung und Mitarbeitervertretern, erläutert die Unternehmenssprecherin Monika Kocks. Es gebe verschiedene Ansätze, den Personalabbau so sozialverträglich wie möglich zu machen. Im Gespräch mit der Redaktion fallen die Begriffe Abfindungsregelungen und Transfergesellschaft. „Das hängt davon ab, was der Betriebsrat möchte“, erläutert Kocks. „Wir werden von Person zu Person verhandeln“, sagt sie und erläutert, dass es viele Mitarbeiter mit sehr langen Betriebszugehörigkeiten gebe. Viele seien auch Anfang 50 oder 60. Da gelte es in Abstimmung mit dem Betriebsrat passende Lösungen zu finden.
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Unter den Mitarbeitern gibt es eine hohe Anzahl an angelernten Kräften. „Darunter sind viele Spezialisten“, sagt Kocks. Einem Teil davon biete man auch Weiterbeschäftigungen an anderen Standorten an, so Kocks, wohl wissend, dass „die Situation für viele schwierig ist“.
Erinnerung an Unternehmer Gert Mayer
Kocks verweist darauf, dass dies alles auch für die Firma WKW kein einfacher Prozess sei, weil das Werk eng mit der Unternehmerpersönlichkeit des 2014 verstorbenen Gert Mayer verbunden ist: „Banfe war sein Augenstern und er kannte ganz viele Mitarbeiter persönlich“, formuliert es Monika Kocks.
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Der Produktionsstandort Banfe war durch die persönliche Beziehung des 2014 verstorbenen Firmengründers Gert Mayer entstanden. Mayer hatte über seine Jagdleidenschaft nach Wittgenstein gefunden und sich zusammen mit seiner Ehefrau Susanna ein Haus in Herbertshausen gekauft. „Das Haus ist auch nach wie vor im Familienbesitz und Frau Mayer nutzt es auch“, erläutert Monika Kocks. Weil aber Mayer auch in seiner Freizeit nicht von seiner Firma lassen konnte, gründete er kurzerhand in Banfe eine Produktionsstätte. „Er hat dort sehr viel persönliches Engagement und Geld hineingesteckt“, so Kocks weiter.
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2016 ist das unternehmerische Erbe von Gert Mayer in eine Stiftung überführt worden. Aber auch wenn diese Stiftung gemeinnützige Zwecke verfolge, müsse sie sich auf ein starkes und stabiles Unternehmen stützten, heißt es bei WKW.
Stichtag 31. März 2021
Stiftung hält die Mehrheit
Als der Unternehmer Gert Mayer im Juni 2014 mit 83 Jahre starb, hatte er sein Vermächtnis geregelt. Der Inhaber der Walter Klein GmbH & Co. KG und Vorstand und Mehrheitsaktionär bei der Velberter Erbslöh Aktiengesellschaft legte fest, dass die WKW Gruppe künftig im Besitz einer gemeinnützigen Stiftung liegen solle. Dieses Vermächtnis wurde im Januar 2016 mit der bei der Bezirksregierung in Düsseldorf angemeldeten „Gert und Susanna Mayer Stiftung“ in die Tat umgesetzt.
Die als gemeinnützig anerkannte Stiftung verfolgt ausschließlich mildtätige Zwecke. „Die Erträge werden in erster Linie zur Förderung krebskranker Kinder eingesetzt. Dabei geht es insbesondere darum, die Heilungschancen zu erhöhen, die Versorgung zu verbessern und die Sorgen von Betroffenen und ihren Angehörigen zu mindern“, heißt es dazu auf der Internetseite der WKW Gruppe.
Vermächtnis geregelt
Neben dieser Aufgabe habe es aber auch einen zweiten Vorteil: Das Unternehmen hat keine „Nachfolgeschwierigkeiten“, weil es in den Händen der Stiftung als Mehrheitseigentümer liege.
Gert Mayer wurde 1931 als Sohn eines Besteckherstellers in Solingen geboren. Der Kaufmann arbeitet zunächst im elterlichen Unternehmen, bevor er 1954 nach Wuppertal in die Firma seines Schwiegervaters, die Walter Klein GmbH & Co. KG wechselte. 1962 übernahm Mayer nach dem Tod des Schwiegervaters die Geschäftsführung.
Heute arbeiten in der Gruppe, die Zier- und Funktionsbauteile sowie Dachrelingsysteme fertigt, mehr als 5000 Menschen.
Wann die Produktion am Standort Banfe tatsächlich ausläuft, ist noch nicht abschließend geklärt. Das angepeilte Datum 31. März 2021 war schon in der Pressemitteilung vom Freitag ganz bewusst mit einem „voraussichtlich“ versehen worden. Das hänge davon ab, welche Produktionen auslaufen, oder ob einzelne Produkte verlagert werden können.
Bad Laasphes Bürgermeister,. Dr. Torsten Spillmann teilt die Sorgen der Belegschaft und bietet seine Hilfe an. „Das Hilfsangebot richtet sich an die Geschäftsführung und an die Arbeitnehmer. Allerdings stehen wir noch am Anfang des Prozesses“, sagt Spillmann im Ge spräch mit der Redaktion. Als positiv wertete der Verwaltungschef, dass zunächst die Mitarbeiter informiert worden seien, bevor sich die Nachricht verbreitete. Auch er sei vom Unternehmen erst danach informiert worden. Auch Spillmann macht keinen Hehl daraus, dass der Abbau von 220 Arbeitsplätzen „sehr viel“ ist und auch Bad Laasphe vor eine „Herausforderung“ stellt.