Bad Berleburg. Das Bad Berleburger Eins-A-Gebäude verwahrlost und ist vielen Bürgern ein Dorn im Auge. Ein Blick hinter die heruntergekommenen Kulissen.

Zerstörungswut und Vermüllung sind hier Tor und Tür geöffnet – und zwar nicht nur sprichwörtlich. An vielen Stellen ist der leerstehende Eins-A-Komplex in der Bad Berleburger Kernstadt zugänglich. Sicherungen wurden entfernt, Türen gewaltsam geöffnet. Fenster eingeschlagen. Die Redaktion hat sich an einem Ort umgesehen, der vielen Bewohnern der Stadt ein Dorn im Auge ist. Für andere aber ist er Abenteuerspielplatz oder ein Ort für illegale Geschäfte – für Eltern ist er schlicht ein Angstraum.

Der Eins-A-Komplex liegt mitten in der Stadt und beschäftigt seit mehreren Jahren Eigentümer, Politik und Bürger. So gesehen kann die leerstehende Bauruine eigentlich kein „Vergessener Ort“ sein. Schaut man sich im Inneren um, vermitteln der Supermarkt, die Wohnungen und das Parkhaus aber schon den Eindruck eines „Lost Places“.

Die Stadt Bad Berleburg und der Immobilienbesitzer Dieter Gawron liegen seit gut drei Jahren überkreuz.

Das sagt der Eigentümer

Den Begriff „Lost Place“ gebraucht Projektmanager Jörg Ennenbach für den Eins-A-Markt. Ennenbach ist im Auftrag von Dieter Gawron für den Markt zuständig.

Der Eins-A-Komplex wird immer mehr zum
Der Eins-A-Komplex wird immer mehr zum "Lost Place". © WP | Lars-Peter Dickel

Angesprochen auf die Situation des frei zugänglichen Komplexes mit erneut aufgebrochnen Türen sagt Ennenbach: „Im Augenblick mache ich an diesem Objekt nichts mehr.“

Er sei lange nicht in Bad Berleburg gewesen, „weil es dort für mich keine Aufgaben gibt“, sagt Ennenbach und betont mit Blick auf die Unvereinbarkeit der Pläne des Investors mit denen der Stadt Bad Berleburg, „ich weiß auch nicht, wie es weitergehen wird.“

Das sagt die Stadt

Von der Pattsituation unbeeindruckt hat die Stadt Bad Berleburg Studierende der Universität Siegen für einen Architekturwettbewerb gewonnen und das gesamte Areal einer Quartiersplanung mit Geschäften, Wohnungen, Grünflächen und Stellplätzen unterworfen.

„Nach der öffentlichen Informationsveranstaltung am 7. November 2019 sind weitere Gespräche geführt worden – mit potenziellen Investoren, aber auch mit Blick darauf, wie die Stadt Bad Berleburg in Zukunft

Die Fliesen und Spiegel sind von der Wand gerissen
Die Fliesen und Spiegel sind von der Wand gerissen © WP | Lars-Peter Dickel

weiter vorgeht“, sagt Tobias Feige, Abteilungsleiter „Wohnen, Stadt- und Dorfentwicklung“.

Die Verwaltung werde den Stadtverordneten in der kommenden Plenarwoche vorschlagen, einen städtebaulichen Masterplan zu erstellen, um die Planung selbst aktiv voranzutreiben. Dieser Masterplan soll auch auf Grundlage der bisher erarbeiteten Entwürfe entwickelt werden.

Neben der Zukunft befasst sich die Stadt aber auch mit der aktuellen Situation des Komplexes: Das Ordnungsamt der Stadt Bad Berleburg prüft die Situation an den Gebäuden in unregelmäßigen Abständen.

„Wenn den Kolleginnen und Kollegen dabei Gefahrenstellen auffallen, melden sie sie an den Kreis Siegen-Wittgenstein als zuständige Behörde“, erläutert Peter Mengel, Abteilungsleiter „Sicherheit und Ordnung“.

Das sagt der Kreis

Auf die Situation angesprochen erläutert die Bauaufsicht des Kreises: „Das Bauamt ist verpflichtet Maßnahmen anzuordnen, die den Schutz der Bevölkerung vor Schäden durch baufällige Gebäude sicherstellt. Für die Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen ist der Eigentümer verantwortlich. Erst wenn dieser nicht leistungsfähig oder –willig ist, schreitet die Bauaufsicht im Rahmen einer ‘Ersatzvornahme’ ein.

Wird eine Sicherungsmaßnahme vorsätzlich überwunden, so ist dies wie ein Einbruch in ein noch genutztes Gebäude zu werten. Auch hier steht der Eigentümer in der Verantwortung, evtl. auch die Polizei als

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Objektschützer. Dem illegalen Konsum von Drogen bzw. dem Drogenverkauf Herr zu werden, ist natürlich Aufgabe der Polizei.“

Die Polizei habe aber in jüngster Zeit keine Strafanzeigen des Immobilienbesitzers wegen Einbrüchen Zerstörungen oder Vermüllung erhalten, heißt es von der Kreispolizeibehörde.

>>> HINTERGRUND

  • Seit dem 6. November 2015 ist die GIG Immobilien GmbH & Co. KG Eigentümer der Immobilie.
  • In einem Interview im April hatte Investor Dieter Gawron noch betont: „Für mich als Investor, aber auch für die Stadt bietet das Plangebiet beste Entwicklungsmöglichkeiten für einen zukunftsfähigen Handelsstandort mit hoher Kundenakzeptanz, der auch auf benachbarte Geschäftslagen, unter anderem rund um den Marktplatz, positive Ausstrahlung haben wird.“
  • Passiert ist seit diesem Tag aber wenig. Hintergrund ist, dass die Planungen des Investors nicht in das gesamtstädtische Entwicklungskonzept passen.