Bad Berleburg. Leitbulle Egnar ist der Stammvater vieler Tiere in der freilebenden Herde am Rothaarsteig. Jetzt musste der stattliche Bulle getötet werden.

Die frei lebende Wisentherde im Rothaargebirge hat ihren Leitbullen verloren. Er musste am Montag von schwerer Krankheit erlöst werden. Das meldete der Trägerverein des Artenschutzprojektes am Samstagmorgen in einer Pressemitteilung.

Der erste Vorsitzende des Wisent-Vereins, Bernd Fuhrmann, erklärt: „Der Verlust von Egnar stimmt uns sehr traurig. Denn Egnar ist der Stammvater der wiederangesiedelten Wittgensteiner Wisente in dem in Westeuropa einzigartigen Artenschutzprojekt.“

Wisent von Krankheit erlöst

Die ersten Krankheitssymptome hatte Egnar bereits im Sommer dieses Jahres gezeigt. Die beiden Wisent-Ranger Henrik Brinkschulte und Henrik Trapp beobachteten den Wisentbullen – wenn sie ihn zu Gesicht bekamen – sehr genau. Dabei stellten sie fest, dass Egnar das linke Augenlicht eingebüßt hatte.

Im Herbst verschlechterte sich der Zustand des Tieres weiter, da Egnar immer öfter von seinem ältesten Sohn in Rangkämpfe verwickelt wurde. Der Sohn übertraf den Alten mittlerweile an Stärke und vertrieb ihn dann in diesen Wochen auch immer wieder von der Winterfütterung.

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Blinder Bulle vereinsamte

Bei weiteren Beobachtungen war den Wisent-Rangern in den vergangenen Tagen aufgefallen, dass Egnar inzwischen komplett erblindet und ein Auge angeschwollen war. Der Wisentbulle konnte sich offenkundig nur noch über sein Gehör einigermaßen orientieren. Zudem war er zeitweise alleine unterwegs. Der Allgemeinzustand des Tieres verschlechterte sich zunehmend.

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Daraufhin wurde das weitere Vorgehen mit dem Kreisveterinär abgestimmt. Dieser erteilte die erforderliche artenschutzrechtliche Genehmigung.

Tier soll präpariert werden

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Am Abend des 23. Dezember wurde Egnar schließlich in der Nähe des Forsthauses Homrighausen von seinen Leiden erlöst. Da der Bulle aufgrund seiner Desorientierung eine mögliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit dargestellt hat, war dafür eine waffenrechtliche Erlaubnis nicht erforderlich.

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Nun hat der Wisent-Verein das Ziel, Egnar als Präparat zu erhalten und der Öffentlichkeit in der Wisent-Erlebnisausstellung zur Verfügung zu stellen. Dazu wurde ein Tierpräparator zu Rate gezogen. Damit soll dem Begründer der Wittgensteiner Wisente ein Denkmal gesetzt werden.

Erinnerungen an den Start des Projektes

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Von Kerstin Eigendorf und Christoph Vetter

Egnar war am 24. März 2010 als erster Wisent in Bad Berleburg eingetroffen – als Stammhalter des einzigartigen Artenschutzprojektes. Schon bei seinem ersten Auftritt zeigte Egnar seinen eigenwilligen Charakter. Im Beisein des damaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers büxte das mächtige Tier erst einmal aus und bahnte sich seine eigenen Wege im Rothaargebirge.

Egnar hätte das Rothaargebirge eigentlich in den kommenden Wochen verlassen sollen. Denn um die genetische Vielfalt in der kleinen Herde zu sichern, sollte der Bulle umziehen. Die Wissenschaftliche Koordinatorin des Wisent-Projektes, Kaja Heising, hatte sich dafür bereits in intensiven Gesprächen mit internationalen Wisent-Projekten – u.a. in Russland – befunden.