Girkhausen. In Girkhausen stehen Wittgensteins erste Kaffeerösterei und die erste Senfmühle. Die Gebrüder Piel bieten hier Bio-Produkte an.

Im Gladebach bei Girkhausen erwartet man so etwas sicher nicht. Aber hier steht sie: Wittgensteins bisher einzige Kaffeerösterei. Doch der Duft von aromatischem Kaffee ist nicht die einzige Besonderheit des Wittgensteiner Hofladens der Gebrüder Piel.

Neben sortenreinen Bio-Kaffees und vier, fünf geschmackvollen Mischungen bietet die Familie noch mehr an. Hier steht auch Wittgensteins bislang einzige Senfmühle. Ob scharf oder mittelscharf, der Senf passt zu den Wurstwaren von Schottischen Hochlandrindern, die Jörg, Klaus, Thomas, Thorsten und Daniel Piel ebenso anbieten wie Fruchtsecco.

Den richtigen Zeitpunkt abpassen

Thorsten Piel röstet mit großer Leidenschaft Kaffee - wichtig ist, die Rohware muss fair gehandelt und ohne Pflanzenschutz und und Kunstdünger angebaut werden.
Thorsten Piel röstet mit großer Leidenschaft Kaffee - wichtig ist, die Rohware muss fair gehandelt und ohne Pflanzenschutz und und Kunstdünger angebaut werden. © WP | Lars-Peter Dickel

Der ausgebaute Verkaufsraum im Haus der Familie ist erst wenige Monate alt. Trotzdem läuft das Geschäft im Laden selbst und im Onlineshop schon ganz gut, berichtet Thomas Piel (44). Im hinteren Teil des Ladens kann man durch eine Glastür zusehen, wie Thorsten Piel (43) Kaffee röstet. Während die Bohnen aus Kenia in der Trommel erhitzt werden, zieht Thorsten Piel immer wieder Proben und riecht an den Kaffeebohnen. „Man darf den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen“, sagt er. Das ist der Moment, in dem sich das Pergamenthäutchen löst und die Bohne aufbricht. Zwar zeichnet ein Computer die Werte des Röstvorgangs auf, aber Thorsten Piel wirft kaum einen Blick auf den Monitor. „Der bestätigt nur, was ich rieche und sehe.“ Mit seiner feinen Nase erkennt der Röster den Punkt, an dem die Bohnen auf das kühlende Gitterrost unter der Rösttrommel fallen sollen. Das wirklich erstaunliche ist, dass die Bohnen jetzt zwar heiß sind, aber der typische Kaffeegeruch fehlt. „Der kommt erst nach ein paar Stunden“, erläutert Thorsten Piel.

Idee kam im Urlaub

Wie ist er auf die Idee gekommen, Kaffee zu rösten? „Das war im Urlaub, da habe ich mir eine Rösterei angeschaut und meine Brüder haben mir später einen Gutschein für einen Kaffeeröster-Lehrgang geschenkt“. Seit fast zwei Jahren steht nun auch eine Giesen-Röstmaschine in Girkhausen. „Wir haben viel geübt, probiert“, sagt der Bruder des Rösters Thomas Piel. Stolz sind die Piels aber nicht nur auf ihren Kaffee, sondern auch darauf, dass sie ihre Rohware nicht wie üblich über den an der Börse gehandelten Kaffee beziehen, sondern über einen Hamburger Händler direkt in den Erzeugerländern kaufen und faire Preise für die Bauern dort garantieren. „Die müssen davon leben können“, sagt Thorsten Piel.

Biologische Herstellung

Daniel Piel steuert den selbst hergestellten Senf für die Wurstwaren bei.
Daniel Piel steuert den selbst hergestellten Senf für die Wurstwaren bei. © WP | Lars-Peter Dickel

Außerdem ist es den Girkhäusern wichtig, dass die Kaffees ohne Pflanzenschutzmittel oder Kunstdünger entstehen. Natürlich gibt es durch unterschiedlich gute Ernten auch Unterschiede im Geschmack, „aber Kaffee ist wie Wein“, sagt Thorsten Piel und zeigt auf das Regal. Hier stehen Kaffees aus Guatemala, Honduras, Kenia, Brasilien und Bolivien. Sie alle haben bestimmte geschmackliche Eigenschaften ihrer Herkunftsländer. Das macht den Reiz der sortenreinen Kaffees aus und bietet den Brüdern auch viele Möglichkeiten, für ihre eignen Mischungen.

So leidenschaftlich wie Thorsten Piel über Kaffee spricht, kann sein Bruder Daniel (29) über Senf sprechen. Neben der Röstmaschine steht eine Steinmühle. Hier wird das Senfkorn geschrotet und aufgebrochen. „So kann der Senf sein Aroma entfalten“, erklärt Daniel Piel. Abschließend wir das Schrot gemeinsam mit Essig und anderen Zutaten in eine wassergekühlte Senfmühle gefüllt. Heraus kommen zwei Produkte: ein mittelscharfer und ein scharfer Senf. Doch nach dem Mahlen ist noch lange nicht Schluss. „Der Senf entwickelt sein gesamtes Aroma erst durch die weitere Reifung im Glas“, erläutert Daniel Piel.

Tierwohl ist den Brüdern wichtig

Jörg Piel züchtet Schottische Hochlandrinder. Seine Herdbuchzucht liefert das bio-zertifizierte Fleisch für die Wurstwaren des Hofladens.
Jörg Piel züchtet Schottische Hochlandrinder. Seine Herdbuchzucht liefert das bio-zertifizierte Fleisch für die Wurstwaren des Hofladens. © WP | Lars-Peter Dickel

Und er hat auch eine Erklärung dafür, warum es Sinn macht, im Wittgensteiner Hofladen auch Senf anzubieten: „Wir verkaufen auch Wurstwaren.“ Das Fleisch dafür stammt aus der Herdbuchzucht von Schottischen Hochlandrindern, die der älteste Bruder Jörg Piel (48) betreibt. „Geschlachtet werden die Tiere bei der Metzgerei Bätzel in Wunderthausen“, erläutert Klaus Piel (47), der Wert auf die kurzen Wege und das Tierwohl legt.

Neben Kaffee, Senf und Wurst vertreiben die Piels aber noch ein viertes Produkt in ihrem Hofladen: alkoholfreien Fruchtsecco. „Den stellen wir nicht selbst her, das wäre zu aufwändig“, erläutert Thomas Piel. Aber die Brüder haben die Geschmacksvarianten zusammengestellt.

Onlineshop und Hofladen

Weil alle fünf Brüder ihrer Leidenschaft für Bio-Lebensmittel nur in ihrer Freizeit nachgehen, ist der Laden immer samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, Waren online unter www.rothaardrinks-shop.de zu bestellen.