Bad Berleburg/Gießen. Die Landestelle am Vamed-Akutklinikum wird nach wie vor nicht angeflogen. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Grund ist ein Kommunikationsproblem.
Vier Wochen sind vergangen und es hat sich nichts bewegt. Inzwischen scheint klar: Es gibt ein großes Kommunikationsproblem.
Nach wie vor fliegt der Rettungshubschrauber der Johanniter Luftrettung die Landestelle am Vamed-Akutklinikum in Bad Berleburg nicht an. Die Heimatzeitung hat deshalb bei verschiedenen Institutionen nachgefragt und unter anderem auch mit dem Hubschrauberpiloten gesprochen, der als erster eine Landung auf dem Platz verweigert hat.
Die Stadt Bad Berleburg und der Kreis Siegen-Wittgenstein haben bereits nach alternativen Landestellen
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gesucht. Diese Vorschläge wurden in zwei Emails mit detaillierten Lageplänen und Beschreibungen an die Johanniter Luftrettung in Gießen kommuniziert. „Wir haben bis zum heutigen Tag keine Antwort erhalten“, sagt Pressesprecher Torsten Manges.
Auf Nachfrage beim Geschäftsführer der Johanniter Luftrettung, Günther Lohre, werden wir an die Firma Heli-Flight mit Sitz in Reichelsheim verwiesen. „In enger Zusammenarbeit mit uns betreibt die Johanniter Luftrettung Intensivtransporthubschrauber“, heißt es auf deren Homepage.
Zustände persönlich moniert
Einer von vier Standorten ist das Luftrettungszentrum Gießen. Dort ist auch „Christoph Mittelhessen“ stationiert. Im Gespräch erläutert der Flugdienstleiter Sven Silber, dass er persönlich die Zustände an der Landestelle moniert habe. „Ich war an dem Tag in Bad Berleburg und habe die Klinikleitung informiert. Wir sind mit der Besatzung ins Krankenhaus gefahren und ich habe mit dem Notarzt gesprochen“, erinnert sich Sven Silber.
Von Vorschlägen für alternative Landeplätze wisse er aber nichts. „Ich habe seit dem Tag nichts mehr gehört.“ Sven Silber macht sogar deutlich, dass er auf alternative Vorschläge wartet und sehr gerne auch auf einer grünen Wiese landet: „Wir wollen doch Menschenleben retten.“
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Deshalb flögen Hubschrauberbesatzungen in Notfällen auch gefährliche Landeplätze an – wenn es aber um eine Verlegung oder einen planbaren Flug gehe, sei ihm das Risiko in Bad Berleburg einfach zu hoch. Hintergrund sind die beiden Wohnhäuser, die in diesem Jahr in direkter Nachbarschaft zur Landestelle entstanden sind. „Da spielen Kinder im Garten. Die können sich der Landestelle bis auf fünf Meter nähern.“
Fliegende Steine eine Gefahr
Als Horrorszenario malt sich Sven Silber aus, was ein einziges aufgewirbeltes Steinchen bei einem Kind anrichten könnte: „Wir können als Piloten nicht die Verantwortung dafür übernehmen. Was ist, wenn jemand verletzt wird, ein Leben lang ein Pflegefall ist?“, macht Silber noch einmal die versicherungsrechtliche Haftung der Piloten deutlich.
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Klar sei auch, dass man in einem Notfall den Landeplatz anfliegen könne und dies auch werde. Es gehe aber um die Verlegungsflüge, bei denen Patienten, die zuvor stabilisiert worden sind, zur weiteren Behandlung in andere Krankenhäuser transportiert werden. Die seien planbar, und dafür seien die Piloten nicht bereit Risiken einzugehen. Deshalb warte man auch bei Heli-Flight auf Alternativen.
Kunstrasenplätze problematisch
Ein Beispiel sei die vielzitierte grüne Wiese oder ein Fußballplatz, der durch die Freiwillige Feuerwehr ausgeleuchtet werden könne. Hier bestehe häufig kein Problem, sagt Sven Silber. Nur kenne er keine Alternativen.
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Von einem Platz aber rät er auf Nachfrage ab: Kunstrasenplätze seien nicht wegen des aufgewirbelten Granulats problematisch, sondern wegen des Gewichts des Hubschraubers. „Der hat Rollen und rollt beim Landen immer nach. Dadurch kann der Platz beschädigt werden.“ Für Silber, Heli-Flight und die Johanniter Luftrettung ist Bad Berleburg kein Einzelfall. Eine ähnliche Situation gebe es am Klinikum im hessischen Lich nahe Gießen.