Bad Berleburg. Die Linksjugend Wittgenstein organisierte am Freitag die erste „Fridays for Future“-Demo in Bad Berleburg. Bürgermeister zeigte sich solidarisch.
Laut, wütend und unbequem – so präsentieren sich die Klimaaktivisten im Rahmen der „Fridays for Future“-Demos. Heute hat diese Bewegung noch mal Aufschwung bekommen: Millionen Menschen sind im Rahmen des weltweiten Klimastreiks auf die Straßen gegangen, um gegen die Ergebnisse des Klimaschutzprogramms der Bundesregierung vom 20. September zu protestieren. Sie wollen mehr – unter anderem den Kohleausstieg bis 2030 und eine CO2-Steuer. „Wir fordern einen radikalökologischen Umbruch hin zu einer Welt, die den Stopp des Klimawandels als oberste Prämisse ansieht und alle Konsequenten zieht, um diesen zu bekämpfen“, so Taliesin Matthes von der Linksjugend Wittgenstein. Er hat die heutige „Fridays for Future“-Demo in Bad Berleburg organisiert. Die erste überhaupt in Wittgenstein.
Die Slogans
Mit selbst gebastelten Schildern und Bannern sind rund 50 Aktivisten durch die Berleburger Kernstadt gezogen. Darauf hatten sie Slogans geschrieben wie „system change – not climate change“, „Klimagerechtigkeit – jetzt!“ und „Lebenswandel überdenken“. Dazu feuerte Matthes die Gruppe immer wieder mit Schlachtrufen via Megafon an, zum Beispiel mit „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ oder „Wehrt euch, leistet Widerstand gegen die Braunkohle hier im Land“. Gut eine Stunde haben die Aktivisten auf der Straße demonstriert, starteten am Bahnhof in Richtung Nordkreisel, über die Poststraße und schließlich über die Schulstraße zurück zum Bahnhof. Zwei Polizeiwagen schirmten die Gruppe vom Straßenverkehr ab.
Die Folgen vor Ort
Zu der Kundgebung am Bahnhof war auch Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann eingeladen, der die Demo für ein wichtiges Zeichen hielt: „Bewusstsein wird geschaffen durch starke Signale: Sei es, dass die Stadt Bad Berleburg im September einstimmig den Klimanotstand ausgerufen hat oder die ‘Fridays for Future’-Bewegung und diese Veranstaltung heute in Bad Berleburg. Sie sind wichtig, um immer auf Probleme hinzuweisen und damit das Denken und Verhalten von uns allen zu ändern.“ Denn der Klimawandel sei auch in der Region spürbar. „Bei jedem Waldspaziergang sehen wir die trockenen und toten Bäume, wir sehen, wie viel vom Borkenkäfer befallenes Holz an den Wegrändern liegt… Da muss eigentlich jedem klar werden: Wir müssen etwas tun!“, so Fuhrmann weiter.
Die Warnung
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Handeln – nicht nur auf kommunalpolitischer Ebene, sondern jeder Einzelne sei dazu aufgerufen. Die Frage: Wo kann ich bei mir im Kleinen etwas ändern, damit sich auch das Große verändert? Entscheidend laut Fuhrmann sei aber, dass man alle bei einem derartigen Veränderungsprozess mitnehmen müsse. „Denn zur ganzen Wahrheit gehören ja auch andere Schlagzeilen: Radikale, demokratiefeindliche Gruppen nutzen Unzufriedenheiten in der Bevölkerung für Ihre Parolen. Diesen dürfen wir nicht das Feld überlassen – auch deswegen müssen wir eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung für einzelne Maßnahmen finden.“ Inwieweit derartige Klima-Demos auf Zuspruch stoßen, wird sich womöglich an kommenden Freitagen zeigen.
>>> KRITIK AN DEM MAßNAHMEPAKET DER GROßEN KOALITION
- Anlass für den globalen Klimastreik ist die UN-Klimakonferenz Anfang Dezember in Madrid.
- Unter dem Motto #NeustartKlima fordern die Teilnehmer der Demonstration eine Neuauflage des Klimaschutzpakets der großen Koalition.
- Das Klimaschutzpaket wird heftig kritisiert. Die Deutsche Umwelthilfe sprach sogar von einem „klimapolitischen Totalausfall“.