Fridays for Future Siegen: 800 Demonstranten bei Klimastreik
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Siegen. Rund 800 Teilnehmer machen bei der Fridays-for-Future-Demo in Siegen mit. Sie setzen sich für mehr Klimaschutz ein.
Gerrit Großkopf (26) hat Angst vor dem Aussterben der Menschheit. „Wir müssen wirklich langsam etwas tun“, sagt er. Daher macht er beim Klimastreik in Siegen mit. Er hat aber auch noch eine andere Aufgabe: „Ich habe als Ordner darauf aufgepasst, dass die Teilnehmer nicht auf die Straße laufen und nichts Schlimmes passiert.“ Gerrit Großkopf hat den Kundgebungszug der Fridays-for-Future-Demo vom Bismarckplatz aus bis zur Siegbrücke mitbegleitet.
Rund 800 Klimastreikende bei Demo in Siegen
„Es ist erstaunlich, wie viele junge Menschen auf der Straße sind“, sagt er. Im Februar 2019 fand der erste Siegener Klimastreik statt. Seitdem ist die Bewegung stetig größer geworden. „Es kommen immer wieder neue Leute dazu“, sagt Meo Röttgers (15), Initiator und Sprecher der Siegener Ortsgruppe von Fridays For Future (FFF). Natürlich gäbe es aber Höhen und Tiefen. So schwankt die Anzahl der Teilnehmer von Mal zu Mal. Diesmal haben sich 600 Menschen auf dem Bismarckplatz getroffen, in Siegen waren es schließlich rund 800 Klimastreikende.
Teilnehmer fordern eine autofreie Oberstadt
„Wir müssen global eine Veränderung bewirken“, sagt Lorenz van Overloob (20) über die Klimabewegung. Die Streikenden forderten im Februar unter anderem die Abschaltung von einem Viertel der Kohlekraftwerke, die Beendigung der Subventionierung für fossile Energieträger und die Einführung einer CO2-Steuer bis zum Ende des Jahres. Nun haben sie die Ziele neu terminiert: die Forderungen sollen sofort erfüllt werden.
„Wir wollen klar machen, dass es nicht so weiter geht“, sagt Meo Röttgers. In Siegen wollen die Klimastreikenden einen massiven Ausbau für Bus- und Bahn, eine autofreie Oberstadt und eine Stadtbegrünung erreichen.
Ältere setzen sich für zukünftige Generationen ein
Die Stimmung auf der Siegbrücke ist bestens. Wenn nicht gerade jemand eine Rede hält, läuft Musik oder etwas anderes steht auf dem Programm. Nicht nur Schüler und Studierende sind dabei, auch ältere Menschen machen mit. „Ich muss mich für meine Kinder und Enkel einsetzen, so dass auch sie eine schöne Zukunft haben“, sagt Christel Krell (75). Sie ist den ganzen Weg von Weidenau bis nach Siegen mitgegangen.
„Die CO2-Bepreisung ist eine Farce. Das ist wie der Ablasshandel im Mittelalter“, sagt Paul Schütz. „Die Politik checkt überhaupt nichts.“ Auch er möchte die Klimabewegung „zu 100 Prozent unterstützen“.
Selbstgebastelte Plakate und ein Kostüm aus Ästen
„Es geht so nicht weiter. Ich finde es als Lehrerin wichtig, mich für die Schüler einzusetzen“, sagt Martina Sobczak (28). Sie hätte am liebsten von Anfang an beim Klimastreik ihr selbstgestaltetes Plakat in die Höhe gehalten. „Ich wurde aber als Ordnerin gebraucht. Und dann geht man eben dahin, wo man benötigt wird“, sagt sie. Auf der Siegbrücke hat sie dann aber Gelegenheit, ihr Plakat in die Höhe zu halten.
800 Teilnehmer bei der Fridays-for-Future-Demo in Siegen
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Christine Roth (33) hat sich für ein ganz besonderes Kostüm für die Demo entschieden: sie trägt Äste auf den Schultern. „Vielleicht kann man die Leute so dazu kriegen, dass sie ein zweites Mal hingucken“, sagt sie. Die Barbies, die auf den Ästen sitzen, halten wie die Klimastreikenden kritische Plakate in die Höhe: „Ich bin zu 100 Prozent aus Plastik, wie viel Plastik steckt in euch?“ ist eine der Fragen. „There is no Planet B“ ist eine andere Botschaft.
Wissenschaftler der Uni Siegen fordert CO2-Verbrauch einzuschränken
„Jeden Tag liest man in der Zeitung etwas, was einem das Blut gefrieren lässt“, sagt Prof. Helge Peukert, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Siegen. Überflutungen, Stürme oder Dürren würden immer häufiger vorkommen. „Wir sind mitten im Ökozid“, sagt er.
Er hält eine Rede beim Klimastreik und sagt: „Wir brauchen nicht nur einen Umbau, sondern auch einen Rückbau unserer Produktionsmuster.“ So sei weltweit ein CO2-Verbrauch von zwei bis drei Tonnen pro Person gerecht.
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