Wittgenstein. Im Kreis steigt die Zahl der Pkw trotz Klimaschutz. Grund ist vor allem der mangelhaft ausgebaute ÖPNV. So viele Autos gibt es in den Kommunen.

Klimakrise und ökologischer Fußabdruck: Neben der Industrie wird ein großer Teil der Schuld am sich verändernden Klima den Fahrzeugen zugeschoben. Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss nicht, dass die Bürger vermehrt auf ihre Pkw verzichten. Im Gegenteil: Der Konsum von Autos hat zugenommen, deutschlandweit wie auch in Siegen-Wittgenstein. Hier hat sich die Anzahl der Pkw seit 2008 um 17 Prozent erhöht.

Gerade in den ländlichen Regionen jedoch ist ein Verzicht auf einen eigenen fahrbaren Untersatz kaum möglich – der ÖPNV gerade in abgelegenen Dörfern und Kommunen ist nicht ausreichend ausgebaut, um die Menschen zur Arbeit, zum Kino, ins Einkaufszentrum oder zum Sonntagnachmittag-Besuch bei der Oma zu transportieren und auch wieder zurück zu bringen.

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So kommen derzeit im Kreis Siegen-Wittgenstein laut Statistischem Bundesamt auf 1000 Einwohner 625 Pkw. Zum Vergleich: In den deutschen Großstädten kommen die Menschen mit weniger Autos aus (Dortmund: 488 Pkw pro 1000 Einwohnern; Duisburg: 461 Pkw pro 1000 Einwohnern; Köln: 445 Pkw pro 1000 Einwohnern; Berlin: 332 Pkw pro 1000 Einwohnern). In den Nachbarkreisen, ebenso ländlich gelegen, stellt sich die Situation ähnlich wie in Siegen-Wittgenstein dar: Im Kreis Olpe kommen auf 1000 Personen 656 Pkw, im Hochsauerlandkreis sind es 631.

Bad Berleburg

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Bad Berleburg hat derzeit rund 19.000 Einwohner. Laut Pressestelle des Kreises sind hier derzeit 12.655 Fahrzeuge zugelassen – damit kommen auf 1000 Einwohner 666 Fahrzeuge. Damit liegt Bad Berleburg über dem Schnitt des Kreises. 4.137 Bad Berleburger fahren Diesel, 8.394 tanken Benzin. Im Vergangenen Jahr wurden in Bad Berleburg 555 neue Fahrzeuge zugelassen.

Erndtebrück

In Erndtebrück sind zur Zeit rund 7.400 Menschen und 4.536 Pkw gemeldet. Das bedeutet: knapp 613 Fahrzeuge pro 1000 Einwohnern, was nur leicht unterhalb der Zahl für den gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein liegt. 1.442 Pkw werden in Erndtebrück mit Diesel angetrieben, 3.042 bekommen Benzin. Neu zugelassen wurden im vergangenen Jahr in der Edergemeinde 229 Pkw, teilt die Pressestelle des Kreises auf Nachfrage mit.

Bad Laasphe

In Bad Laasphe leben derzeit etwa 13.500 Menschen, der Fahrzeugbestand beläuft sich auf 8.914 Pkw. Umgerechnet auf 1000 Personen ergibt das 660 Fahrzeuge – knapp unter Bad Berleburg und über dem Schnitt des Kreises. 2.791 Bad Laaspher fahren einen Wagen mit Dieselantrieb, 6.068 tanken Benzin. Neu dazu kamen im vergangenen Jahr 435 Autos.

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„Das Interesse an Autos ist hier in Wittgenstein natürlich breitgefächert“, macht Roland Lauber vom Autohaus Müller in Erndtebrück deutlich und verweist auf den ÖPNV. Man könne hier eben nicht mal eben in die S-Bahn steigen. „Die Leute hier sind auf das Auto angewiesen.“ Das reflektiere auch die Kundschaft beim Autokauf.

Trotz Diesel-Skandal und einer anfänglich großen Verunsicherung greifen die Wittgensteiner nach wie vor auch zum Diesel: „Aus rein ökonomischen Gründen macht es für jemanden, der viel fährt, Sinn, auf den Diesel zurückzugreifen.“

Die Preisentwicklung

Vor 20 Jahren noch kostete ein Liter Super in Deutschland laut dem ADAC im Durchschnitt weniger als 79 Cent (1,54 Mark). Zehn Jahre später kostete Super zu Beginn des Jahres bereits 1,15 Euro pro Liter, während der Diesel sich bei 1,06 Euro bewegte. Den vorläufigen Höhepunkt erreichte die Entwicklung des Kraftstoffes in Deutschland im September 2012: Im Schnitt 1,67 Euro für Super, 1,52 Euro für Diesel.

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In diesem Jahr startete Super mit 1,32 Euro pro Liter, Diesel mit 1,23 Euro – beide Kraftstoffe steigerten sich bis Mai (1,50 für Super, 1,30 für Diesel), gehen seitdem aber wieder etwas zurück und lagen im September durchschnittlich bei 1,39 (Super) und 1,26 Euro (Diesel). Schuld an den steigenden Preisen ist neben der Ökosteuer auch die Mehrwertsteuererhöhung im Jahr 2007. Außerdem sind die Produktionskosten erheblich angestiegen. Der konkrete Preis an der Tankstelle wird aufgrund des Wettbewerbes festgelegt.