Bad Berleburg/Fredensborg. Eine Diskussion um die Reise einer Bad Berleburger Delegation Mitte September in die Partnerstadt Fredensborg beginnt schon vor dem Start.
Mehrmals waren Delegationen aus Bad Berleburgs dänischer Partnerstadt Fredensborg jüngst in Wittgenstein zu Gast, zuletzt Ole Holde vom dänischen „Berleburg Klubben“ mit einer mehr als 60-köpfigen Reisegruppe. Jetzt wollen die Berleburger zum Gegenbesuch starten – mit einer kleinen Delegation aus heimischen Politikern, Vertretern des Fredensborg-Ringes, Mitgliedern aus dem Vorstand der Stadtverwaltung sowie zwei Auszubildenden aus dem Bad Berleburger Rathaus, die in der Fredensborger Verwaltung ein kleines Praktikum absolvieren. Für Zündstoff sorgt allerdings die Frage, ob die Delegation in Zeiten der „Fridays for Future“-Bewegung nun unbedingt mit dem Flugzeug nach Dänemark reisen muss.
Gegenbesuch überfällig
Die Einladung von Fredensborgs Bürgermeister Thomas Lykke Pedersen an die Stadt Bad Berleburg zum offiziellen Besuch in der Partnerstadt steht. Der Gegenbesuch war bereits 2016 verabredet worden und soll nun endlich umgesetzt werden. Ziel ist ein Austausch zu Abläufen in Verwaltung und politischen Prozessen.
Die „Fredensborg Kommune“ entstand am 1. Januar 2007 im Zuge der Kommunalreform durch die Vereinigung der bisherigen Kommunen Fredensborg-Humlebæk und Karlebo.
Die Transfers
„Sind wir etwa nicht eine global nachhaltige Kommune, die gerade sogar einen Preis dafür bekommen hat?“, fragt Oliver Junker-Matthes, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bad Berleburger Stadtrat mit Blick auf das Reiseprogramm vom 12. bis 15. September. Es sehe zunächst einen Transfer von Bad Berleburg zum deutschen Flughafen vor, dann einen Linienflug in die dänische Hauptstadt Kopenhagen und von dort aus einen weiteren Transfer nach Fredensborg. Geschätzte Reisedauer: sieben bis acht Stunden.
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Warum nicht mit Zug oder Bus nach Fredensborg reisen, fragt Junker-Matthes weiter. Es dauere zu lange, außerdem sei Fliegen billiger – das sei die Begründung der Stadt, so der Grüne, die er jedoch nicht gelten lassen möchte. Als global nachhaltige Kleinstadt, gerade mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet, müsse man für so eine Fernreise eben etwas mehr ausgeben, findet er. Aber der Flug sei auch schon länger gebucht gewesen – „ein Akt der laufenden Verwaltung“, so Junker-Matthes.
Die Prüfung
„Die jetzt gewählte An- und Abreise mit dem Flugzeug ist natürlich auch aus Sicht der SPD-Fraktion kritisch auf mögliche Alternativen zu prüfen“, erklärt Bernd Weide, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bad Berleburger Stadtverordneten-Versammlung, in einer E-Mail an Bürgermeister Bernd Fuhrmann zum geplanten Fredensborg-Besuch. Und „diese Prüfung und Abwägung im Hinblick auf die zur Verfügung stehende Zeit, das straffe Programm und auch hinsichtlich der Kosten“ habe nach Auskunft der Stadtverwaltung auch stattgefunden. Weides Fazit: „Die SPD-Fraktion stimmt daher dem gewählten Transportmittel Flugzeug zu.“
Der Sinn der Reise
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Und die Reise jetzt sei wichtig, betont Weide: „Die SPD-Fraktion Bad Berleburg begrüßt außerordentlich, dass nach 15 Jahren Anfang September wieder ein offizieller Gegenbesuch einer kleinen Delegation aus Rat und Verwaltung der Stadt Bad Berleburg in Fredensborg stattfindet, nachdem uns Bürgermeister und Ratsmitglieder unserer Partnerstadt in den vergangenen Jahren mehrfach offiziell besucht und Einladungen ausgesprochen haben. Eine solche Städtepartnerschaft lebt vom regelmäßigen inhaltlichen Austausch hinsichtlich der Herangehensweise in der Lösung kommunaler Aufgaben und Problemstellungen – besonders in der heutigen Zeit der Globalisierung mit all ihren positiven und negativen Folgeerscheinungen.“
Die Nachhaltigkeit
Generell Zustimmung kommt auch von Wolfgang Völker. Er sitzt für die Bad Berleburger FDP-Fraktion im Rat und ist außerdem 2. Vorsitzender des Fredensborg-Ringes Bad Berleburg. Auch wenn er wegen eines wichtigen privaten Termins nicht an der Reise teilnehme, befürworte er die Reise mit dem Flugzeug in Grundsatz, sagt Völker unserer Zeitung. Zumal beim Vergleich mit Zug oder Bus nicht klar werde, welches Verkehrsmittel am Ende tatsächlich mehr CO2 produziert. Und: „Eine Busreise nach Fredensborg – unter zwölf Stunden ist das kaum zu machen“, schätzt der Berleburger.
Darüber hinaus betont Völker, dass sich Politik und Verwaltung in Bad Berleburg durchaus sehr viel Gedanken machen würden über die Nachhaltigkeit angestrebter Projekte – allerdings sei da aber eben auch der Faktor Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen. Für den Fredensborg-Ring reist Mitte September dessen 1. Vorsitzende Dorothe Schmidt mit.
Die Stornierung
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Oliver Junker-Matthes, der sich zunächst als Teilnehmer angemeldet hatte, wird übrigens nicht an der Flugreise nach Dänemark teilnehmen. Er hat sie mittlerweile für sich persönlich aus den genannten Gründen storniert.