Siegen/Bad Laasphe. Bei der Verhandlung gegen den Bad Laaspher, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird, wird die Nichte angehört. Immer noch bleiben Fragen offen.

Nach langer Terminsuche wurde am Mittwoch die 30-jährige Nichte des Angeklagten vernommen. Sie und ihre jüngere Schwester sollen über Jahre von ihm missbraucht worden sein, was der Mann nach wie vor vehement bestreitet. Das zweite mutmaßliche Opfer ist bereits zu einem früheren Zeitpunkt gehört worden.

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Verteidiger Dirk Löber nutzte auch diesmal wieder die Gelegenheit, gegen die Vernehmung und deren Verwertung zu protestieren. Wie schon bei der Schwester und der Mutter der jungen Frau monierte er die Akteneinsicht, die deren früheren Verteidiger und damit auch den drei Zeuginnen gewährt wurde, ohne seinem Mandanten in dieser Hinsicht rechtliches Gehör zu geben. Doch wie schon bei den früheren Anträgen, lehnte die erste Strafkammer diesen Einwand ab.

Die Kommunikation

Der Angeklagte gab am Mittwoch im nicht öffentlichen Teil der Gerichtsverhandlung an, dass er eine Reihe von Briefen und Postkarten vermisse, die sich bis zur Durchsuchung in einer Kiste in seinem Wohnmobil befunden hätten. Sein Verteidiger stellte diesbezüglich für die kommenden Tage noch einen Beweisantrag in Aussicht: „Ich muss aber erst noch einmal mit meinem Mandanten sprechen“. Grundsätzlich halte er es für sehr wichtig, öffentlich zu machen, was die älteste Nichte ihrem Onkel geschrieben habe – wenn die Papiere denn noch existierten.

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Zum Ende des Verhandlungstages wurden auf die Bitte des Verteidigers zumindest noch die Karten und Briefe verlesen worden, die sein Mandant selbst von Ende der 90er-Jahre bis etwa 2004 geschrieben hat. Überwiegend an die älteste Nichte und zeitweise sogar fast täglich. Darin bezeichnete er sie mit den verschiedensten Kosenamen, brachte immer wieder seine Sehnsucht nach ihr, „meine liebste von allen“ und seine innige Verbundenheit zum Ausdruck. Ab 2003 gab es hingegen überwiegend Schreiben, in denen der Angeklagte sein Unverständnis darüber ausdrückte, dass er keine Post mehr von seiner Nichte bekomme – samt Vermutungen, dass die Familie das Mädchen unter Druck setze oder ihr seine Briefe und Karten vorenthalte.

Der Bruch

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Die Zeugin selbst beantwortete die an sie gerichteten Fragen nach Wiederherstellung der Öffentlichkeit: Für sie habe es 2002 einen klaren „Cut“ gegeben, nachdem sie aus eigenen Stücken nicht mehr geantwortet habe. „Er brauchte wohl mal wieder ein junges Mädchen“, bewertete sie die anhaltenden Kontaktversuche. In dem letzten Brief des Onkels, datiert vom 22. April 2004, wünschte er ihr und der Familie einen ruhigen und schweigenden Sommer. Das habe sie als Abschied verstanden und als Hinweis, bloß nicht über die Geschehnisse der Vergangenheit zu sprechen. Für sie sei es aber auch der Moment gewesen, in dem die dauernde Angst vor ihm abgefallen sei, der ständige Druck, dass er noch einmal kommen und dass noch einmal etwas passieren könne.

Auf der anderen Seite hat die Nebenklage allerdings einen Brief eingereicht, den die Nichte selbst an ihren Onkel einige Jahre zuvor geschrieben hatte. Darin soll sie sehnsüchtig bedauert haben, dass der Onkel schon lange nicht mehr zu Besuch war. Vieles blieb an diesem Verhandlungstag ungeklärt.