Bad Laasphe/Siegen. Der Angeklagte (64) aus Bad Laasphe behauptet, die angeblich von ihm missbrauchte Nichte habe bei ihm in Berlin leben wollen.
Nach Plan und Hoffnung der Beteiligten hätte die Hauptverhandlung um den angeklagten Missbrauch zweier Minderjähriger durch ihren Onkel am Montag abgeschlossen werden sollen. Wie schon beim ersten Anlauf im Frühjahr stockt das Verfahren aber auch diesmal und wird sich mindestens noch bis Ende August hinziehen.
Dafür sorgt ein Vorgang vom vergangenen Donnerstag. Da war ursprünglich die Aussage des älteren mutmaßlichen Opfers vorgesehen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Stattdessen präsentierte die Nebenklage ein Paket aus Briefen, Fotos und Videos, die in der Folge vom Gericht und vom Angeklagten samt Verteidiger erst einmal gesichtet werden mussten.
Videos im Gerichtssaal abgespielt
Der Montag wurde von letzteren dazu genutzt, am Dienstag folgt dann eine Stellungnahme zu Briefen und Bildern. Die Videos gibt es anschließend im Gerichtssaal zu sehen. Dabei handelt es sich um Aufnahmen
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von Familienfeiern und Schulfesten, auf denen der Onkel zu sehen ist, beziehungsweise als anwesend angesprochen wird.
„Wer soll die Videos denn gemacht haben“, fragt er. „Sie“, antwortet Staatsanwältin Katharina Burchert. Der 64-Jährige kann sich nicht erinnern, auch nur vermuten, dass er auf einem Video dabei hilft, Sperrmüll aus seinem Elternhaus zu tragen. Genau könne er den Ort aber nicht identifizieren.
Offenbar sollen die Beweismittel die Aussagen des Angeklagten, seiner Lebensgefährtin und deren Kinder
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sowie eines Bekannten in Zweifel ziehen, er habe sich im möglichen Tatzeitraum eher selten und immer nur wenige Tage in Bad Laasphe aufgehalten.
Herzliches Verhältnis zur Nichte
Videos und Fotos zeigen ihn über mehrere Jahre immer wieder im Kreise der Familie. Er selbst geht auf die
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– bislang nicht verlesenen – Briefe ein, die nach Verständnis aller ein überwiegend herzliches Verhältnis der ältesten Nichte zu ihm ergeben.
Er selbst vermisst dabei weitere Briefe und Karten, in denen es um die aus seiner Sicht katastrophalen Zustände in der Familie gegangen sei. Das Mädchen sei von ihrer Mutter und seinen beiden anderen Schwestern, die in dieser Zeit in Wittgenstein zu Besuch gewesen seien, kontrolliert und überwacht worden.
Briefe abgefangen und gelesen
Seine Briefe an die Nichte seien wohl auch regelmäßig abgefangen und gelesen worden, vermutet der
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Angeklagte. „Sie wollte von zu Hause weg und bei mir in Berlin leben“, berichtet er weiter. Das habe er aber bewusst hinausgezögert und verhindert, in der damaligen angespannten Gesamtlage nicht die Verantwortung übernehmen wollen.
Am 7. August soll die Zeugin nun endgültig gehört werden, auf Antrag der Verteidigung auch ihre jüngere Schwester und beider Mutter noch einmal, was die neuen Unterlagen betrifft.