Stünzel. Bei der Stutenschau werden die Tiere von der Jury des Westfälischen Pferdestammbuchs bewertet. Manche qualifizieren sich für die Elite-Schau.
Das gestriegelte Fell glänzt in der Sonne, die Frisur sitzt, der Lauf wurde vorher penibel einstudiert. Wenn der Pferdezuchtverein Wittgenstein zur Stutenschau auf dem Stünzel einlädt, wächst das 70-Einwohner-Dorf schnell auf das Vielfache an. Temperamentvolle Fohlen, fachmännische Zaungast-Kommentare und eine kritische Bewertungskommission inklusive.
Kurz nach 10 Uhr. Die ersten Stuten mit ihren Fohlen betreten den Wiesen-Laufsteg. Während die Mütter schon geübter in ihrer Präsentation sind, scheinen die Kleinen immer mal wieder aus ihrer Choreographie ausbrechen zu wollen. Manche springen unkontrolliert aus dem gleichmäßigen Trab heraus, bocken oder galoppieren in die Laufbahn ihrer Mutter. Den wachsamen Augen der Münsteraner Jury entgeht das natürlich nicht.
„Das Fohlen besticht durch eine gute Körperharmonie, die Galoppade ist groß angelegt und mit viel Kraft aus den Hinterbeinen“ – so das Urteil von Wilken Treu über das knapp drei Monate alte Fohlen „Anka“ vom Erndtebrücker Züchter Erich Dickel. Dazu ein „schönes Gesicht“ und eine „gut bemuskelte Statur“ – ergibt den zweiten Platz in der Gesamtbewertung der springbetonten Fohlen in der Kategorie „Reitpferd“. Der Eintrag ins Westfälische Pferdestammbuch ist hier nur noch eine Formsache.
„Wir wollten uns das Spektakel hier mal anschauen, in zwei Wochen sind wir selbst in Handorf dran“, erzählt eine Pferdezüchterin aus dem Siegerland, die mit zwei Fohlen bei der Elite-Stutenschau antreten wird. Die Zulassung zur Elite hat am Freitagmorgen auch Nele, die vierjährige Stute der Zuchtgemeinschaft Frankberg, auf dem Stünzel bekommen. Vorsichtiger Applaus entlang des Zauns. In Handorf wird Nele schließlich gegen die besten der drei- bis vierjährigen Stuten antreten, gegen die Qualitätsgaranten der Westfälischen Zucht. Dann werden nicht nur die Stuten selbst, sondern auch ihre Züchter und Besitzer feierlich geehrt.
Kurz vor 11 Uhr. Die dressur- und springbetonten Fohlen haben sich der Jury gestellt, Mütter und Kinder können wieder entspannen. Bei der Vorführung – knapp 50 Tiere – schwingt nämlich auch immer ein bisschen Stress mit, gerade für die Jungtiere. Und wenn die gestresst sind, färbt das auch immer ein bisschen auf die Mütter ab. Da fliegt schon mal der Speichel, die Stuten wiehern und schnauben, manche versuchen kurzzeitig auch mal die Flucht zu ergreifen.
Bei der Vorführung der erfahreneren Reitponys und Kaltblüter geht’s da schon stressfreier zu. Fast so, als ob die Tiere das Waldpanorama genießen würden.