Stünzel. Lobende Worte zum Start einer echten Traditionsveranstaltung. Fazit des Landwirtschaftlichen Kreisvereins: Besucher-Resonanz bleibt ungebrochen
Das zweite Wochenende im Juni gehört traditionell dem Tierschaufest auf dem Stünzel. Auch an diesem Samstag füllte sich das Gelände rund um die kleine Ortschaft bereits zum 186. Mal und lockte neben zahlreichen Züchtern und Ausstellern wie immer Tausende Besucher an. Die trafen entweder nach einer ausgedehnten Wanderung oder aber mit dem Auto den Weg auf dem Gelände ein. Gnädig zeigte sich dabei auch Petrus, der mit dem Wetter – zumindest bis zum Nachmittag – noch einen halbwegs würdigen Rahmen verlieh und bei Temperaturen um die 30 Grad die Scharen ins Schwitzen brachte.
Tradition und Moderne
Das Stünzelfest hat Tradition. Und die wird auch bei den vielen Züchtern groß geschrieben, die ab dem frühen Morgen ihre Tiere auftrieben und für die Prämierungen herausputzten. Die heimische CDU-Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach fand bei ihrer Begrüßung lobende Worte – und blickte dabei auch auf ihre persönliche Vergangenheit zurück: „Es ist schön, so eine Veranstaltung in der Heimat zu besuchen. Auch meine Familie betrieb Landwirtschaft im Nebenbetrieb, sodass ich weiß, welche Arbeit damit verbunden ist. Früher sagte man schlicht: ‚Ich komme vom Bauernhof.‘ Die Landwirte sind es, die unsere Kulturlandschaft erhalten.“
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Dabei erklärte die Sassenhäuserin auch, dass sich in der Landwirtschaft eine Professionalisierung eingestellt hat, die mit der Industrialisierung einhergeht. Umso mehr könne man also stolz sein auf die vielen Wittgensteiner Landwirte, die an traditioneller Tierhaltung festhalten. „Es ist, trotz der zahlreichen Herausforderungen, sehr erfreulich, dass so viele junge Leute in die Fußstapfen der Eltern treten, um die heimischen Betriebe aufrecht zu erhalten“, sagte Fuchs-Dreisbach.
Ein Prozedere, wie es auch bei Familie Hackler aus Weide üblich ist. Ernst Hackler wird von seinen Söhnen tatkräftig unterstützt, wie Joshua Hackler ausführt: „Natürlich helfen wir im heimischen Betrieb. Über die tägliche Tierkontrolle und das Füttern bis hin zum Stroheinstreuen und Führigmachen für den Stünzel. All das sind Aufgaben, die wir Brüder unternehmen.“
Stünzel-Geflüster
Für viele Wittgensteiner, Siegerländer und andere von weit angereisten Besucher ist die Tierschau ein Treffpunkt und lieb gewonnener Brauch. Zahlreiche Besucher verabreden sich traditionell „aufm Stünzel“ – und nicht selten kommt es vor, dass man sich eben nur einmal im Jahr sieht, wie eine gut gelaunte Truppe aus Benfe erzählt: „Für uns ist der Stünzel etwas ganz Besonderes, eine Anlaufstelle und Gelegenheit Freunde zu treffen, die wir sonst das ganze Jahr über nicht sehen.“ Dass dort das ein oder andere Bier getrunken wird, muss wohl an dieser Stelle nicht explizit erwähnt werden. So gehört es für die Benfer dazu, per „Schere, Stein, Papier“ auszuspielen, wer die nächste Runde Bier holt. Der Verlierer der Runde gehörte mit Hans-Christian Bosch, dem Geschäftsführer der Privatbrauerei Bosch aus Bad Laasphe, zwar nicht zur Benfer Reisegruppe, machte aber trotzdem keine Anstalten, sich der Tradition zu beugen – und besorgte die nächste Runde des heimischen Gerstensaftes.
Aussteller und Kulinarisches
Wie die Ausstellung und Bewertung der vielen Tiere gehört das bunte Drumherum genauso zum Stünzelfest dazu: das Kettenkarussell für die Kleinsten, die Wurfbuden, Süßigkeitenstände. Und beim Schlendern durch die Gassen der Festmeile trifft man Dutzende Aussteller und Händler, die Blumen, Obst und Gemüse sowie allerhand Nützliches anbieten, sodass der Besucher feststellen muss: Auf dem Stünzel gibt es einfach alles, was man braucht oder eben haben kann.
Auch kulinarisch kommen die Besucher auf ihre Kosten und können neben heimischen Spezialitäten auch allerhand Kostbarkeiten erwerben.
Miss Wittgenstein
Besonderes Highlight eines jeden Stünzelfestes ist die Wahl zur „Miss Wittgenstein“. In diesem Jahr ging der Titel an „Atlantica“ aus dem Betrieb der Familie Grenz aus Elsoff. Dementsprechend glücklich zeigte sich Stefan Grenz nach der Wahl. „Die schönste Kuh im Kreis zu haben, ist schon etwas Besonderes. Atlantica stammt aus einer Kuhfamilie, die schon sechsmal den Titel einheimsen konnte. Das ist wirklich hervorragend“, freut sich der Züchter. Bei der Wahl zur Miss Wittgenstein muss „das Gesamtbild vom Körper über die Fundamente bis hin zu den Eutern einfach harmonisch sein“, wie Grenz erklärt.
Doch nicht nur „Atlantica“ wurde ausgezeichnet. Wie in jedem Jahr wurden Preise und Auszeichnungen in den verschiedensten Kategorien verliehen. Neben Pferden, Milchkühen, Schafen und Hühnern, konnten ebenso einige Kaninchen prämiert werden.
Mehr Bilder vom Stünzel in unserer Fotostrecke.