Schwarzenau. . Landwirte, Kreis und Kommunen wollen mit Vertrauen und Dialogverschiedene Interessen beim Naturschutz im Edertal unter einen Hut bringen.

Hier sollen Landwirtschaft und Naturschutz, Wirtschaftlichkeit und extensive Bewirtschaftung, Artenvielfalt, Gewässerqualität und Erholungswert unter einen Hut gebracht werden. „Einen ziemlich großen Hut“, wie Tim Hellinger von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises das Ederauenkonzept nennt. Schon seit Jahrzehnten beschäftigt dieses Konzept Politik und Interessenvertreter von Landwirtschaft und Kommunen. Immerhin gehe es darum, EU-Recht auf Landesebene durchzusetzen, so Kreislandwirt Lothar Menn (Erndtebrück). Doch jetzt ist eine für die verschiedenen Seiten vertretbare Lösung in Sicht. Die Schlagworte lauten Kompromiss, Vertrauen, auf einander zugehen und Reden.

„Wir müssen etwas tun und viele Landwirte haben das auch verstanden. Im Zeitraum bis 2027 können wir noch freiwillig Maßnahmen umsetzen“, mahnt Menn und erinnert daran, dass man sich seit Inkrafttreten der Wasserrahmenrichtlinie 1992 bereits mit den Themen auseinandergesetzt habe. Nur war diese Zeit auch von Abwarten geprägt. Jetzt drängt die Zeit und deshalb haben sich Kreis und Landwirte erneut an einen Tisch gesetzt.

Hotspot des Naturschutzes

Der Umwelt-Dezernent des Kreises, Arno Wied, weiß um die konkurrierenden Interessenlagen. Einerseits ist Siegen-Wittgenstein die drittstärkste Industrieregion Deutschlands, andererseits ist sie sehr ländlich strukturiert: mit 70 Prozent Waldanteil. 85 Prozent des Kreisgebietes sind sogar bereits Landschaftsschutzgebiet, 12 Prozent stehen unter Naturschutz. Warum braucht man da noch weiteren Schutz, könnten Kritiker fragen. Wied hat eine Antwort: „Das Ökologische Potenzial führt dazu, dass Fachleute sagen, Siegen-Wittgenstein ist ein Hotspot des Naturschutzes“, weil hier nach wie vor viele Tier- und Pflanzenarten zu finden sind, die andernorts ausgestorben oder vom Aussterben bedroht sind.

Maßnahmen zum Naturschutz entlang der Eder

Das Ederauenkonzept betrifft das FFH-Gebiet von Erndtebrück bis zur Landesgrenze in Beddelhausen.

Um möglichst viele Schutzziele zu erreichen, muss in den forst- und landwirtschaftlichen Bereichen ein beidseitiger Uferrandstreifen von drei bis 15 Metern aus der Bewirtschaftung genommen werden.

Insgesamt geht es um etwa 20 bis 40 Hektar entlang der Eder.

Das soll durch Flächentausch, Ausgleichsflächen oder Umwidmung von Forst- zu Landwirtschaft erfolgen. Auch Vertragsnaturschutz und ähnliche Programme sollen herangezogen werden.

Die Kommunen müssen dann noch als zuständige Behörde für die Durchgängigkeit der Gewässer für Kleinstlebewesen sorgen.

Wied macht aber auch deutlich woher das kommt: Es handele sich nicht um eine Naturlandschaft, sondern um eine über Jahrhunderte durch eine extensive Landwirtschaft erzeugte Kulturlandschaft. Die kargen Böden haben aber auch dazu geführt, dass in den vergangenen 30 Jahren 1500 Landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben haben. Mit diesem Wissen will der Kreis zusammen mit den Landwirten Naturschutz betrieben und gleichzeitig deren Wirtschaftlichkeit erhalten.

Eins sei aber klar: „Wir sind angehalten, alles zu tun, um den Schutzwert zu erhalten oder zu verbessern“, sagt Wied. Diese schwierige Aufgabe fällt Tim Hellinger zu. Er muss mit den Landwirten sprechen, das heißt mit den Bewirtschaftern von Flächen in der Ederauen ebenso wie mit deren Eigentümern. Die sind nicht immer identisch.

Tim Hellinger in einem ungemähten Stauden bestandenen Ederrandstreifen.
Tim Hellinger in einem ungemähten Stauden bestandenen Ederrandstreifen. © WP | Lars-Peter Dickel

Das Maßnahmenkonzept sähe eigentlich einen sehr breiten Randstreifen links und rechts der Eder vor. Doch hier will Hellinger mit allen Betrieben individuell passende Lösungen mit den betroffenen Landwirten zu erarbeiten. Unterstützung erhält er von Karl-Heinz Grenz aus Elsoff. „Wir sind im Großen und Ganzen zufrieden“. Grenz macht aber immer wieder auch darauf aufmerksam, dass die Landwirte nicht immer weiter gegängelt werden dürfen, denn die große Artenvielfalt zeige sich ja eben auch auf Flächen, die schon lange verantwortungsvoll bewirtschaftet werden.

Dass das Ederauenkonzept nicht am Ufer aufhört macht Wolfgang Grund vom Tiefbauamt der Stadt Bad Berleburg deutlich. Bis zum Jahr 2027 werde die Stadt werde 1,6 Millionen Euro aus der Stadtkasse und erheblichen Fördergeldern von land und EU in die Läufe von Eder und Odeborn investieren. Grund betont aber auch, dass das „Leben am Fluss“ - also die Erholung Teil des Konzeptes sein werde.

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