Richstein. Und auch hier zeigen die Sängerinnen und Sänger des 300-Seelen-Dorfes, wie kreativ sie sind, wenn es darum geht, Althergebrachtes zu würdigen.

Es war nicht immer einfach. Aber die Richsteiner Männer und Frauen haben es geschafft, ihre Harmonie hoch zu halten, immer wieder Traditionen mit Modernem zu verknüpfen. Das ist Grund genug für eine ganze Reihe von Festen. Den Auftakt zum 100-jährigen Bestehen des Gemischten Chores Harmonie Richstein machte der Festkommers im Dorfgemeinschaftshaus am Abend vor Himmelfahrt.

Und auch hier zeigen die Sängerinnen und Sänger des 300-Seelen-Dorfes, wie kreativ sie sind, wenn es darum geht, Althergebrachtes zu würdigen. Das Wichtigste ist es, die Menschen zu unterhalten und nicht zu langweilen. Das ist bei diesem Kommers gelungen. Durch den Abend führten Ortsvorsteher Michael Sittler und der Vorsitzende des Gesangvereins Andreas Limper. Zusammen mit vielen anderen Organisatoren und helfenden Händen im Hintergrund wurde aus dem Kommers eine kleine Samstagabendshow am Mittwoch gemacht: Mit Musik, Ehrengästen, Sketchen und fast ganz ohne die üblichen Grußworte.

Altes und Neues

Dass Singen im Chor längst wieder in ist, zeigt der Projektchor, bei dem sich die Richsteiner Frauen und Männer um Chorleiterin Silke Wied mit einigen Stimmen aus den umliegenden Ortschaften verstärkten. 39 Mitglieder zählt der Chor, der an diesem Abend alt hergebrachtes Liedgut mit modernen Arrangements verband. Tradition und Moderne eben.

Mit den jungen Sängerinnen Sophie (24), Melissa (19), Pauline (22), Lena (23) und Julia (20) präsentierte der Chor fünf Ehrendamen, die die Ehrengäste für Talkrunden zum Podium geleiteten.
Mit den jungen Sängerinnen Sophie (24), Melissa (19), Pauline (22), Lena (23) und Julia (20) präsentierte der Chor fünf Ehrendamen, die die Ehrengäste für Talkrunden zum Podium geleiteten. © Lars-Peter Dickel

Und mit den jungen Sängerinnen Sophie (24), Melissa (19), Pauline (22), Lena (23) und Julia (20) präsentierte der Chor fünf Ehrendamen, die die Ehrengäste für Talkrunden zum Podium geleiteten. Auch das gab es schon einmal, wie Michael Sittler per Foto belegt: Und zwar in den 1950er Jahren. Im Interview mit zwei Zeitzeuginnen berichten Waltraud Martin, dass die Aufnahmen anlässlich eines großen Sängerfestes entstanden waren: „Wir hatten wunderschöne lindgrüne Kleider“. Und Luise Sittler ergänzt: „Die waren auf Maß angefertigt.“

Interviews

In mehreren Gesprächsrunden befragte Michael Sittler mit Julia Mosch die Ehrengäste aus Politik, Verwaltung und dem örtlichen Vereinsleben. Sittler wollte wissen, welche Beziehung sie zum Singen, zum Ehrenamt in Vereinen, dem Richsteiner Chor oder auch zum Dorf selbst haben.

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„Ihr habt 29 Aktive, und bei einem Durchschnittsalter von 54 Jahren doch vier bis sechs junge Sänger. Das freut mich ganz besonders“, sagt der Vorsitzende des Sängerkreises Wittgenstein, Christian Dellorie.

Er hat sich auf seinen Besuch beim Jubilar auch mit einem Blick in die Statistik schlau gemacht. Und der Birkefehler hat auch eine Beziehung zu Richstein wegen seines Hobbys: „Ich backe selbst noch Brot“. Und so hat er auch schon im Richsteiner Backhaus am Ofen gestanden.

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„Ich finde es schön, dass ich eine Region vertreten darf, in der so viele Gesangvereine aktiv sind. (...) Ich gehöre zu den wichtigsten Menschen für Chöre überhaupt – zu den Zuhörern“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein. Er erinnert sich auch noch an das letzte Mal, dass er in Richstein war. Das war bei einer dreitägigen Mountainbike-Tour, als er geschwitzt übers Didoll herunter im Dorf ankam. „Jetzt konnte ich mal ganz entspannt mit dem Auto anreisen.“

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„Bad Berleburg ist nicht nur eine Stadt der Dörfer, es ist eine Stadt mit über 200 Vereinen. Das ist ein schlafender Riese, weil wir Netzwerke geschaffen haben und alle anpacken. Vereine, sind der Kitt der Gesellschaft.“ Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann war, ganz dem Motto Global Nachhaltige Kommune folgend, mit dem Fahrrad zum Kommers gekommen.

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„Ich bin seit 30 Jahren Chorsänger und habe schon alle Funktionen eines Chores innegehabt. Als Chorleiter von fünf Chören haben ich mir mein Studium finanziert. Heute fehlt mir die Zeit. Ich singe nur noch unter Dusche oder im Auto“, berichtet Landrat Andreas Müller. Er hat eine klare Haltung zum Ehrenamt: „Ohne Ehrenamt würde dieser Staat, wie wir ihn kennen nicht funktionieren. Aber wir dürfen es auch nicht übertreiben und das Ehrenamt über Gebühr belasten“.

100 Jahre Gesangverein Harmonie Richstein: Der Projektchor mit seinen 39 Sängerinnen und Sängern unterhält das Publikum.
100 Jahre Gesangverein Harmonie Richstein: Der Projektchor mit seinen 39 Sängerinnen und Sängern unterhält das Publikum. © Lars-Peter Dickel

Neben diese Ehrengästen kamen aber auch der Vorsitzende des Heimatvereins Dr. Peter Jüngel, der Vorsitzende der Dorfjugend Nicklas Kus, Oberbrandmeister und Löschgruppenführer Siegfried Hippenstiel, der Vorsitzende der Jagdgenossen Bernhard Stolz und der Vorsitzende der Gefrierhausgemeinschaft, Peter Limper zu Wort.

Siegfried Hippenstiel überbrachte dann im Namen aller örtlichen Vereine ein Geschenk und hob noch einmal die große Harmonie zwischen den örtlichen Vereinen in Richstein hervor.