Bad Laasphe. . Zeitzeugin Ruth Bayer tritt vor 50 Jahren in die Partei ein und berichtet über ihre persönlichen Gründe. Laaspher Genossen feiern mit Gästen
In Bad Laasphe entsteht die Sozialdemokratie aus dem großen Zusammenbruch heraus. 1918 wird der Ortsverein von Mitgliedern des Arbeiter- und Soldatenrats gegründet. Aus der Niederlage im Ersten Weltkrieg erwächst eine politische Kraft, die auch in Bad Laasphe über viele Jahrzehnte eine maßgebliche war. Trotzdem wäre dieses 100-jährige Jubiläum fast in Vergessenheit geraten.
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Das die SPD am Freitagabend mit ein paar Monaten Verschiebung im Haus des Gastes feiern konnte, ist auch einem Zufall geschuldet: Die Ortsvereinsvorsitzende Waltraud Schäfer hatte am 6. November 2018 in der Rubrik „Heute vor 30 Jahren“ in der Westfalenpost gelesen, dass die Laaspher SPD 1988 ihr 70-jähriges Bestehen mit Festredner Friedhelm Farthmann gefeiert hatte und brachte ihre Entdeckung mit in die nächste Vorstandssitzung. Kurzerhand wurde das Jubiläum für April 2019 eingeplant. Und mit Sören Bartol konnte durch den Unterbezirksvorsitzenden Heiko Becker auch ein Festredner gefunden werden.
„Ihr habt eine lebendige Diskussionskultur in eurem Ortsverein und Ihr habt bei den letzten Kommunalwahlen gezeigt, dass ihr auch Wahlen gewinnen könnt.“ Sören Bartol
Sören Bartol ist als Stellv. Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion Festredner des Abends. Der Mann aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf hebt die enge Verbindung beider Regionen über die Landesgrenze hinaus hervor.
„Ich bin sehr gerne hier, um mit euch zu feiern. Aber hat die SPD den überhaupt noch etwas zu feiern? Die SPD ist schwierige Zeiten gewohnt und sie hat sich immer wieder berappelt.“ Andreas Müller
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Andreas Müller, Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, ruft den Genossen ins Gedächtnis, was gerade Bad Laaspher für die Partei und die Menschen geleistet haben und nennt dabei mit dem Gründungsmitglied des Ortsvereins, Richard Renner, einen Mann, der Bürgermeister und Kreistagsmitglied war und im April 1933 von den Nazis ins KZ Papenburg gesteckt wurde: „Sein Schicksal ist leider nicht dokumentiert.“ Daneben haben aber auch in späteren Jahren SPD-Politiker wie Werner Möhl, Hermann Kuhli und Otto Düsberg. Nicht zuletzt habe auch Waltraud Schäfer in ihren 25 Jahren Kreistagsmitgliedschaft viel geleistet. Schäfer sei seit 15 Jahren stellvertretende Landrätin und damit in Wittgenstein so etwas wie das „Gesicht des Kreises.“
„Ich bin jetzt 50 Jahre SPD-Mitglied und es ist das erste Mal das ich vor einem Mikrofon spreche. Ich darf mich outen. Ich bin Zeitzeugin und habe versucht aus der Geschichte zu lernen.“ Ruth Bayer
Ruth Bayer wuchs in Schlesien auf und hat anfangs den Nazis zugejubelt. Aber die Erfahrungen des Krieges haben sie zu einer „überzeugten Pazifistin“ werden lassen. Das sei auch der Grund gewesen, warum sie in die SPD eingetreten sei – mit 32 Jahren erst. Damals habe sie als Mutter von drei Kindern in Bad Laasphe ein Schlüsselerlebnis gehabt. Bei einem großen Militärmanöver habe sie in den 1960er Jahren mit ihrem neunjährigen Sohn zugesehen. Als die schweren Panzer von Puderbach aus auf die Stadt zugefahren sind habe sie gedacht: „Wenn das real wäre..?“ Bayer trat in die SPD ein, um für den Frieden zu arbeiten.