Bad Berleburg. . Gymnasiallehrer gilt als rechtskonservativ, spricht aber offen über seine Burschenschaftsvergangenheit bei den „Rheinfranken“ in Marburg.
Der in Bad Berleburg aufgewachsene Gymnasiallehrer Christian Zaum trat als Redner für die AfD in Bad Berleburg auf. Am Mittwochabend erläuterte der in Bad Laasphe unterrichtende Zaum „die Geschichte, die Institutionen und Probleme der EU und was die AfD dazu sagt“.
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Seit etwa einem Jahr ist Zaum Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD), sagt er und beschreibt sich selbst nicht als Europa-Kritiker. „Wir müssen zwischen Europa und der EU unterscheiden“, sagt er. Der Ursprung der AfD liegt in der Gegenbewegung zur Gemeinschaftswährung, dem Euro. Und da setzt Zaum an, wenn er „die Fehlentwicklungen der letzten zehn Jahre in der Europäischen Union“ aufzeigen will. Als ein Beispiel nennt er die Griechen, die seit fast neun Jahren merklich unter der Währungspolitik der EU litten, während die Deutschen eher abstrakt unter möglichen Ausfallrisiken der Kredite litten.
AfD will in die Kommunalparlamente
Der Kreisverband der Alternative für Deutschland (AfD) will in die Gemeinderäte: „Wir bereiten die Kommunalwahl seit Mitte 2018 vor und sind dabei, kommunalpolitische Arbeitskreise zu gründen“, erläutert Vorsitzender Roland Steffe im Gespräch mit dieser Zeitung.
Die Gründung von Ortsverbänden hält er dennoch für verfrüht: „Noch sind wir eine kleine Partei.“ Lokale Strukturen könnten erst ein Thema werden, wenn man in den Kommunalparlamenten vertreten sei. So lange bündelt der Kreisverband die Aktivitäten. In dessen Vorstand sitzen mit Rita Radenbach und Dr. Andreas Appelt auch zwei Bad Berleburger.
Steffe ist zuversichtlich, auch in Wittgenstein alle Wahlbezirke in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück zumindest mit einem Direktkandidaten besetzten zu können. Allerdings ist sich der AfD-Politiker bewusst, wie sehr seine Partei auch beobachtet wird. Nur um alle Wahlbezirke zu besetzen, werde man nicht jeden Kandidaten nehmen: „Es gibt Listen mit unerwünschten Personen“, bestätigt Steffe und nennt Pro NRW oder Pro Köln als problematische politische Engagements.
Allerdings weiß Steffe auch, wie sehr man Angriffen ausgesetzt sein könne: „Man muss mutig sein, wenn man für die AfD antritt.“
Den EU-Binnenmarkt befürwortet Zaum. Auch wolle seine Partei nicht raus aus der EU: „Wir wollen keinen Dexit, wir wollen tiefgreifende Reformen“. Speziell die Ungleichgewichte bei Stimmenverteilung und den Nettoeinzahlern und Nettoempfängern sorgen für Unmut. Malta ist das Beispiel, an dem Zaum Deutschland misst. Beide sind Nettozahler. Die Malteser liegen vor Schweden und Deutschland an der Spitze der Zahler. Aber: Die 400.000 Malteser haben sechs Parlamentarier in Straßburg. Deutschland 96, und damit nur 16 Mal so viele, obwohl man 200 Mal so viele Einwohner habe.
Natürlich kam auch Kritik am Euro: Der ist für Zaum „die größte Konkursverschleppung der Geschichte“. Hier wolle die AfD zurück zur eigenen Währung und gegebenenfalls den Euro als Nebenwährung beibehalten.
Schon vor dem Abend stellt diese Zeitung Zaum Fragen: Zum Beispiel, ob er in der AfD Karriere machen wolle. Das verneint der Laaspher. Allerdings wurde Zaum gerade erst am 24. März auf dem Bezirksparteitag in Ennepetal neben Klaus Zöller als Delegierter für den Bundesparteitag gewählt. Unter den Ersatzdelegierten sind neben dem Sprecher des Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein Roland Steffe auch der bekannte Siegener Unternehmer Prof. Dr. Henning Zoz.
Mit Blick auf den auf Bundesebene tobenden Kampf zwischen den politischen Flügeln bezieht Zaum im Gespräch mit dieser Zeitung keine eindeutige Position, sagt aber, dass er zum Beispiel in der Rentenfrage Kompromisse bevorzugt, die den demokratischen gesinnten AfD-Wählern im Westen vermittelt werden könnten.
Burschenschafts-Vergangenheit
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Bislang galt der Lehrer Zaum nicht nur bei seinen Schülern als rechtskonservativ. Gestützt wurde dieses Image durch seine Mitgliedschaft bei der Marburger Burschenschaft Rheinfranken, für die er sogar als einer der Autoren an der „Fux-Kladde“, einem „Ausbildungsleitfaden“ für angehende Burschen, mitgewirkt hatte. Die Gießener Politikwissenschaftlerin Dr. Alexandra Kurth forscht zum Thema Rechtsextremismus. Sie schätzt die Rheinfranken als antisemitisch ein. Kurth begründete ihre Einschätzung im August 2013 bei einen Demonstration gegen den Marburger Marktfrühschoppen der Burschenschaften und nahm dabei die Rheinfranken heraus: „Ein Mangel in der Abstammung, bezogen auf morphologische Elemente, bezogen auf Hautfarbe, auf Aussehen, sei nicht auszugleichen und ganz egal als was sich die Person selber versteht [...], wenn sie die deutsche Staatsangehörigkeit hat“ könnten sie nicht Mitglied der Burschenschaft Rheinfranken werden.
Mit dem Burschenschaftsteil seiner Biografie hat Zaum abgeschlossen „Ich bin zum Jahresende 2016 ausgetreten“, sagt er. Hintergrund seines Austritts war etwas, das er selbst als „Affäre“ bezeichnet. Zaum hatte Laaspher Abiturienten mit ins Burschenschaftshaus genommen und war dafür angezeigt worden (Siehe Zweittext).