Bad Laasphe. .
Hat ein Lehrer am privaten Gymnasium Schloss Wittgenstein Schüler seines Abitur-Jahrgangs im März zu einer Feier in den Räumen der Marburger Burschenschaft Rheinfranken eingeladen, die als politisch rechts orientiert gilt? Das behauptet jedenfalls die „Antifa Marburg“ in einem Eintrag auf der Internet-Plattform „linksunten.indymedia.org“ – und liefert dafür angebliche Belege aus den sozialen Medien. Für den Schulverein Wittgenstein als Schulträger jedoch derzeit kein Grund, den Lehrer vom Unterricht zu suspendieren.
„Nach vorläufiger Überprüfung konnte kein Fehlverhalten im dienstrechtlichen oder juristischen Sinne festgestellt werden“, sagt Gudrun Kämmerling, Vorsitzende des Schulvereins. Sie spricht vielmehr von einer „Kampagne“ gegen den Pädagogen, die da doch recht anonym im Internet gefahren werde. Und das könne „jeder Schule, jedem Lehrer passieren“, so Kämmerling. „Gerade Lehrer haben da einen gefährlichen Beruf.“
Gleichwohl hätten Schulträger und Schulleitung des Gymnasiums die Vorwürfe, die ja nun auch öffentlich diskutiert werden, zum Anlass genommen, am Mittwoch das eingehende Gespräch mit dem Pädagogen zu suchen, so Kämmerling – mit besagtem Ergebnis. Für sie sei die Sache jetzt „aufgeklärt“.
Deutsch, aber nicht Geschichte
Dem Schulträger liege eine Erklärung von Schülern vor, nach der sie von dem betreffenden Lehrer nicht zu einer Party in das Marburger Studentenverbindungshaus eingeladen worden seien. Und auch der Lehrer selbst bestätige die Einladung nicht.
Wenn Schüler des Gymnasiums allerdings in privater Initiative solch eine Veranstaltung besuchten, sei das ihre Privatsache, so Gudrun Kämmerling. Gleiches gelte für die Frage, was die Lehrer in ihrer Freizeit machten – und was ihre privaten politischen Ansichten angehe.
Welche Konsequenzen ziehen Schulträger und Schulträger nun aus dem Vorfall? Dem Lehrer seien wie erwähnt keine Verfehlungen nachzuweisen, sagt Kämmerling. Und die Schulvereinsvorsitzende hofft, dass man im Gymnasium nun rasch wieder zum Alltag übergehen könne. Allerdings werde man das Geschehen im Auge behalten. Und der Fachlehrer für Deutsch und Geschichte unterrichte im Moment nur Deutsch. Gudrun Kämmerling kann sich im Übrigen nicht an ähnliche Fälle in den beiden privaten Schlossberg-Schulen erinnern, „wo das so eskaliert ist“ wie jetzt.
Antifa spricht von „Neonazi-Treff“
Die angebliche Einladung komme „einem Rekrutierungsversuch nahe“, kritisiert derweil die Antifa. Und die Marburger Burschenschaft sei „ein Neonazi-Treffpunkt in der Region“. Die Rheinfranken gehörten dem Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ an, warnt die Antifa, „in dessen internen Richtungsstreitigkeiten der letzten Jahre das völkisch-rassistische Lager die Oberhand gewonnen“ habe.