Arfeld. Ein Verlag aus Shanghai fragt bei Autorin Melanie Thiel-Rieger aus Arfeld Rechte am Bilderbuch Filius Fledermaus an

Das hatte Filius Fledermaus selbst in seinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt: Da kam doch tatsächlich eine Anfrage aus dem fernen Shanghai, ob man die Bilderbuchgeschichte von Melanie Thiel-Rieger nicht auch für chinesische Kinder in deren Landessprache drucken dürfe. Geplant habe man eine Erstauflage von 5000 Exemplaren, so die Shanghai Tian`an Culture Communication Co Ltd./Bobmouse in ihrem Schreiben.

Das chinesische Unternehmen war bei der Suche nach europäischen Bilderbüchern mit Lerninhalt auf das Druckwerk der Arfelderin gestoßen und hatte Kontakt zu ihrem Verlag aufgenommen. Neben der Autorin war da natürlich auch die kleine Fledermaus ziemlich aus dem Häuschen.

Erste chinesische Wörter gelernt

Filius, der bisher außer einer verschütteten Höhle und seinem Lieblingswald noch nicht viel von der Welt gesehen hatte, sollte also im Reich der Mitte publiziert werden. Klar, dass man da nicht lange überlegen musste und dem deutschen „Papierfresserchens MTM-Verlag“ den Auftrag erteilte, Verhandlungen über die Lizenzvergabe zu führen. Mittlerweile ist die Geschichte von der kleinen Fledermaus, die es schwer hat, an ihrem neuen Wohnort Freunde zu finden, gedruckt und im Reich der Mitte in den Verkauf gegangen. Filius, dessen chinesischer Name „Fei Li Wu Si“ lautet, hat inzwischen mit „Ni hao“ (Guten Tag) und „zai jian“ (Auf Wiedersehen) bereits die ersten chinesischen Worte gelernt.

Zur Vorgeschichte: Aufgeschrieben und gezeichnet hat die Erlebnisse der kleinen Fledermaus Melanie Thiel-Rieger, von Beruf Erzieherin und Leiterin des AWO-Kindergartens Diedenshausen.

Verlagssuche 2010 in Leipzig

Schon seit ihrer frühen Jugend malt die heute in Arfeld lebende 39-Jährige. Außerdem absolvierte sie eine Zusatzausbildung in Kunst und Heilpädagogik. Vor ein paar Jahren hat sie bereits ein Kochbuch für Kinder zusammengestellt und herausgegeben: „Mein Traum war es jedoch schon damals, für ein Bilderbuch mit eigenen Zeichnungen und selbst geschriebenem Text einen Verlag zu finden, der es veröffentlichen würde.“ Und das gelang ihr nach Gesprächen auf der Leipziger Buchmesse im März 2010. Mehrere Verlage hatten Interesse, wollten ihr die Geschichte von „Filius Fledermaus“ abkaufen und selbst vermarkten, was jedoch nicht im Interesse der Wittgensteinerin lag. Zwei Verlagshäuser erklärten sich jedoch bereit, eine Erstauflage zu drucken. Die Entscheidung fiel schließlich für den „Papierfresserchens MTM-Verlag“ in Bodolz, der sich besonders stark im Kinderbuchsektor und für Nachwuchsautoren engagiert. Zum Inhalt der gezeichneten Geschichte: Sich in der Rolle eines Außenseiters wiederzufinden, kann jede und jeden treffen. Mal reicht es schon, dass man der Kleinste ist oder sich im Sport ein wenig schwer tut. Oder es sind die von Mama aufgezwungenen „uncoolen“ Klamotten, die einen in die Ecke drängen. Eine andere Sprache, der behinderte Bruder, ein fremdländisches Aussehen, die besonders guten Noten oder ganz einfach die Tatsache, dass man ein wenig schüchtern ist. Mit ähnlichen Problemen hat auch Filius Fledermaus zu kämpfen, der sich nicht nur äußerlich von den im Wald lebenden Tieren unterscheidet, sondern auch ganz andere Schlafgewohnheiten hat. Er merkt schnell, wie wichtig es gerade in einem neuen Umfeld ist, Freunde zu haben. Doch zum Kennenlernen gehört auch das einander verstehen lernen. In der Bilderbuchgeschichte ist es die kluge Eule, die Waldbewohner und Filius zueinanderfinden lässt. Ihre Ratschläge sorgen sogar dafür, dass sich Hase, Igel und Co. extra einen Wecker stellen, um mit ihrem neuen Freund in der Dunkelheit zu spielen.