Bad Laasphe. . Sozialhilfe: Psychisch erkrankte Mitmenschen müssen sich ab 2020 selbst in den Rathäusern ums Verfahren kümmern. Das WiPS-Forum setzt sich ein.

Das Wittgensteiner Psychosoziale Forum (WiPS) will sich verstärkt für psychisch kranke Mitmenschen in der Region einsetzen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind. Denn bei der Auszahlung ändert sich demnächst einiges.

Das werde nicht zuletzt auch gesetzliche Betreuer betreffen, die sich um die Geschäfte der ihnen Anvertrauten kümmern, erläuterten Tino Strackbein, Regionalleiter des Sozialwerkes St. Georg in Bad Laasphe, und Margit Haars, Leiterin des August-Hermann-Francke-Hauses der Diakonie in Bad Laasphe, vor Politikern im Bad Laaspher Ausschuss für Freizeit, Jugend, Soziales und Sport. Beide wünschen sich hier eine „Barrierefreiheit“ im übertragenen Sinne.

Die Sozialhilfe

Hintergrund: Ab Januar 2020 werden psychisch Erkrankte auch in Wittgenstein notwendige Grundsicherung direkt bei den Sozialämtern in den Rathäusern beantragen müssen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist dann laut NRW-­Ausführungsgesetz zum Bundesteilhabegesetz (BTHG) nur noch für die sogenannten Fachleistungen zuständig.

„MUT-Tour“ als Höhepunkt im WiPS-Kalender

Ohne Frage ein Höhepunkt im WiPS-Kalender sei die „MUT-Tour“ im vergangenen Sommer gewesen, berichtet Margit Haars. Schließlich habe die Tour auch am „Pluspunkt KÖ“ Station gemacht – dem Begegnungscafé des Sozialwerks St. Georg an der Königstraße in der Bad Laaspher Altstadt.

Die Botschaft der Radtour durch ganz Deutschland, an der auch Betroffene teilnahmen: Depression als psychische Krankheit darf kein Tabu mehr sein.

Träger der Sozialhilfe hier in der Region sei eigentlich der Kreis Siegen-Wittgenstein, so Volker Kohlberger, im Bad Laaspher Rathaus Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste – doch habe der die Abwicklung auf die örtlichen Sozialämter übertragen. Wie das in der Praxis aussehen soll, dazu sei die Stadt Bad Laasphe im Gespräch mit der Kreisverwaltung. Die beiden zuständigen Sachbearbeiter im Hause sollen in Schulungen mit den neuen Sachverhalten vertraut gemacht werden. Für Betroffene soll es Info-Veranstaltungen geben.

Die Schwerpunkte

Ein aktueller Themen-Schwerpunkt im WiPS-Forum ist laut Strackbein unter anderem die Soziotherapie: Mit deren Hilfe sollen Patienten mit schweren psychischen Störungen in Lage versetzt werden, andere medizinische Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Es gehe aber auch um die Zukunft der ambulanten psychiatrischen Pflege und eine bessere Versorgung Wittgensteins mit Psychotherapeuten, so Strackbein weiter.

Habe im Jahr 2014 noch das lange Warten Erkrankter auf einen Therapie-Platz beim Psychotherapeuten im Fokus gestanden, sei es beispielsweise 2018 um die schlechte Versorgung mit Fachärzten gegangen, blickt Margit Haars zurück – und verweist auf den „Brief an die Gremien“, den das WiPS-Forum „als Sprachrohr für Menschen mit psychischen Erkrankungen“ an die zuständigen Entscheider verfasst habe.

Die Versorgung

Kinderklinik Siegen: Von hier aus soll die kinderpsychiatrische Versorgung des Kreises Siegen-Wittgenstein künftig gewährleistet sein.
Kinderklinik Siegen: Von hier aus soll die kinderpsychiatrische Versorgung des Kreises Siegen-Wittgenstein künftig gewährleistet sein. © Jörg Büdenbender

Hier hakte im Ausschuss Anne Bade ein, Fraktionschefin der Bad Laaspher Grünen. Sie erkundigte sich danach, wie es mit der kinderpsychiatrischen Versorgung des Kreises Siegen-Wittgenstein aussehe. Sie solle künftig die DRK-Kinderklinik in Siegen übernehmen, teilte Margit Haars mit. Und für die Erwachsenen sei es die Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg.

Die Teilnehmer

Das WiPS-Forum – es wurde vor fast genau sechs Jahren gegründet. In der Runde seien aber eben nicht nur Träger von Einrichtungen wie Diakonie, evangelisches Johanneswerk oder Sozialwerk vertreten, betont Tino Strackbein. Vielmehr gehe es im Forum auch ganz bewusst „um den Dialog mit Betroffenen und Angehörigen“. Dauerthemen seien die Erkennung von Versorgungslücken in Wittgenstein und geeignete Maßnahmen gegen die soziale Ausgrenzung psychisch Erkrankter.

Allerdings: „Die Teilnehmer-Zahlen schwanken“, ergänzt Margit Haars. Hier müsse man „immer wieder dazu aufrufen“, im Forum mit seinen Arbeitsgruppen mitzuarbeiten. Darüber hinaus seien Vertreter der Kirchengemeinden ebenso im Forum aktiv wie etwa der Behinderten-Werkstätten.

Übrigens: „Das WiPS-Forum ist grundsätzlich offen für jeden, der sich für das Thema interessiert“, unterstreicht Tino Strackbein. Die Treffen finden „regelmäßig an wechselnden Orten in Bad Berleburg und Bad Laasphe statt, so der Regionalleiter, wobei die Träger der beteiligten Einrichtungen die Räume zur Verfügung stellten.

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