Erndtebrück. . Bürgermeister-Wahl in Erndtebrück: Birkefehls Ortsvorsteher Steffen Haschke (43) will für die CDU antreten. Er spricht über Vereine und Vorbilder.

Steffen Haschke ist potenzieller Kandidat der CDU Erndtebrück für das Amt des Bürgermeisters in der Edergemeinde. Im Interview erklärt der 43-Jährige aus Birkefehl, warum er seinem Vorgänger Klaus Krüger nacheifert – und inwieweit Erfahrungen aus der Vereinsarbeit auch in der Politik hilfreich sein können.

Der Stellvertreter des Bürgermeisters – er empfiehlt sich bei Wahlen doch automatisch als dessen Nachfolger, oder etwa nicht? Anders gefragt: Wie kam es dazu, dass Sie nun 2020 gegen Amtsinhaber Henning Gronau kandidieren, das Votum der Mitglieder vorausgesetzt?

Zunächst einmal hat das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters wenig mit dem des hauptamtlichen Bürgermeisters zu tun. Während der Stellvertreter vornehmlich repräsentative Aufgaben und bei Bedarf die Leitung von Rats- oder Hauptausschuss-Sitzungen übernimmt, führt der Bürgermeister die Verwaltung und ist oberster Dienstherr der Gemeinde. Der ehrenamtlich agierende, stellvertretende Bürgermeister ist sicher in den wenigsten Fällen der geborene Nachfolger des Bürgermeisters. Dass ich nunmehr meinen Hut in den Ring werfe, hat sicherlich vielmehr mit der Wertschätzung meiner Arbeit in der CDU-Fraktion in den zurückliegenden Jahren zu tun. Der Vorstand des Gemeindeverbands sowie die Fraktionsspitze haben mich im Herbst vergangenen Jahres angesprochen, ob ich es mir vorstellen könnte, für das Amt zu kandidieren. Nach reiflicher Überlegung und Abwägung der Pros und Contras habe ich mich bereiterklärt, mich dem Votum der CDU-Mitglieder zu stellen.

Die CDU als Ihre Partei setzt großes Vertrauen in Sie. Sehen Sie sich den Aufgaben eines Bürgermeisters gewachsen, sollten Sie nächstes Jahr tatsächlich gewählt werden?

Wenn ich mich den Aufgaben nicht gewachsen sähe, dann würde ich mich sicher nicht diesem Amt und der damit verbundenen Verantwortung stellen. Ein positives Ergebnis in der noch zu terminierenden Versammlung des CDU-Gemeindeverbandes vorausgesetzt, werde ich mit der gesamten Fraktion sowie weiteren Unterstützern daran begeben, eine gute Perspektive für Erndtebrück zu erarbeiten.

Welche Chancen rechnen Sie sich aus, gegen Gronau zu gewinnen? Mit welchen Themen im Wahlkampf?

Gegen einen Amtsinhaber anzutreten, birgt immer gewisse Risiken, wird ein amtierender Bürgermeister mit einem gewissen Vorsprung ins Rennen gehen. Aber ich sehe schon Punkte, in denen wir uns vom Bürgermeister unterscheiden und die wir im Wahlkampf herausarbeiten werden. Heute ist es auf der anderen Seite allerdings noch zu früh, über detaillierte Themen für den Wahlkampf zu sprechen.

Welche Ehre ist es für Sie, demnächst als Bürgermeister-Kandidat anzutreten? Was sagt die Familie dazu?

Rückblende: Bürgermeister Henning Gronau (rechts) lädt alle Erndtebrücker Ortsvorsteher ins Rathaus ein, um gemeinsam mit Regionalmanagerin Carolin Lünser (Mitte) das LEADER-Förderprogramm der Europäischen Union bekannt zu machen. Im Bild von links die Ortsvorsteher Reinhild Saßmannshausen (Balde), Tim Saßmannshausen (Schameder), Matthias Althaus (Benfe), Olaf Karsten Kettler (Röspe), Steffen Haschke (Birkefehl), Andreas Nölling (Womelsdorf) und Lorenz Benfer (Zinse).
Rückblende: Bürgermeister Henning Gronau (rechts) lädt alle Erndtebrücker Ortsvorsteher ins Rathaus ein, um gemeinsam mit Regionalmanagerin Carolin Lünser (Mitte) das LEADER-Förderprogramm der Europäischen Union bekannt zu machen. Im Bild von links die Ortsvorsteher Reinhild Saßmannshausen (Balde), Tim Saßmannshausen (Schameder), Matthias Althaus (Benfe), Olaf Karsten Kettler (Röspe), Steffen Haschke (Birkefehl), Andreas Nölling (Womelsdorf) und Lorenz Benfer (Zinse). © LAG Wittgenstein

Erst einmal ist es für mich eine Ehre, vom Gemeindeverband der CDU für ein solches Amt vorgeschlagen zu werden. Dem Amt des Bürgermeisters gerecht zu werden, erfordert aber sicher mehr als nur das Votum der eigenen Partei. Ich bin Erndtebrücker mit Leib und Seele. Ich bin hier aufgewachsen und fühle mich den Menschen hier vor Ort mehr als verbunden und verpflichtet. Sich für diese Menschen einzusetzen, bedeutet mir sehr viel. Wenn dann die Arbeit, die man bisher ehrenamtlich geleistet hat, honoriert wird, ist das auch eine Bestätigung der eigenen Arbeit. Meine Aufgaben gehe ich stets mit voller Hingabe an. So werde ich es auch weiterhin tun, wenn ich gewählt werde.

Mit meiner Familie habe ich in den vergangenen Wochen viel über dieses Amt gesprochen. Hier bin ich mir absoluter Unterstützung gewiss. Meine Lebensgefährtin weiß auch, dass sie in der nächsten Zeit, das ein oder andere mal auf mich verzichten muss. Ihr und auch meinen Eltern danke ich herzlich für die hervorragende Unterstützung. Ohne eine Familie, die hinter einem und den damit verbundenen Aufgaben steht, könnte man solche Verantwortung nicht übernehmen.

Glauben Sie, dass Sie als Birkefehler Urgestein eine gute Alternative sind zum Amtsinhaber, gebürtig aus Netphen im Siegerland? Oder werden bei den Wählern auch ganz andere Überlegungen eine Rolle spielen?

Ich glaube, die Herkunft ist nicht entscheidend, wenn man gute Ergebnisse vorzeigen kann. Ich möchte den Erndtebrückern eine Alternative bieten. Ich möchte ein Bürgermeister sein, der aktiv Ideen einbringt, der häufig seinen eigenen Standpunkt bezieht. Ein Bürgermeister für alle Bürger, ob im Kernort oder auf den Dörfern.

Sie haben Klaus Krüger als Birkefehler Ortsvorsteher wie auch als Ratsmitglied politisch beerbt. Inwiefern kann er Vorbild für Sie sein – oder auch nicht?

Vielen Dank für die Blumen: Gerade hat der 1. stellvertretende Bürgermeister Steffen Haschke (blaue Krawatte) Henning Gronau als neuen Bürgermeister von Erndtebrück vereidigt. Das war im Herbst 2015..
Vielen Dank für die Blumen: Gerade hat der 1. stellvertretende Bürgermeister Steffen Haschke (blaue Krawatte) Henning Gronau als neuen Bürgermeister von Erndtebrück vereidigt. Das war im Herbst 2015.. © Eberhard Demtröder

Ich bin Klaus Krüger sehr dankbar. Er war es, der mich vor gut 20 Jahren gemeinsam mit meinem Freund Carsten Dreisbach – ehemaliges Ratsmitglied und ehemaliger Ortsvorsteher von Schameder – für die Mitarbeit in der CDU-Fraktion begeistert hat. Was Klaus für unseren Heimatort Birkefehl als Ortsvorsteher geleistet hat, kann man kaum wiederholen, geschweige denn übertreffen. Als Unternehmer hat er sich auch die Freiheiten nehmen können, „mal so eben zwischendurch“ Dinge zu regeln und anzustoßen. Ihm gebührt mein Dank für seine Arbeit. Ich habe aber auch in den vergangenen Jahren erlebt, dass ehrenamtliches Engagement irgendwann an seine Grenzen stößt, wenn man einem erfüllenden und interessanten Job nachgeht. Klaus Krüger war immer ein Mann der Tat und ist es als Vorsitzender des Vereins „Dorfgemeinschaft Birkefehl“ auch heute noch. Ihm nachzueifern, ist mir eine Ehre.

„Wer das Ehrenamt gut gemacht hat, ist auch in der Politik gut geeignet.“ Das sagt CDU-Fraktionschef Heinz-Josef Linten. Wie kann Ihre Erfahrung aus dem Engagement in mehreren Vereinen, etwa beim MGV „Sangeslust“ Birkefehl, Ihnen in der Kommunalpolitik hilfreich sein?

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Ich habe in meiner mittlerweile über 25-jährigen aktiven Arbeit in verschiedenen Vereinen sicherlich mit vielen unterschiedlichen Charakteren zusammen gearbeitet – vielleicht auch hin und wieder zusammenarbeiten müssen. Gut zuzuhören und diplomatisch auf den ein oder anderen einzugehen, haben mich – soweit ich das selbst beurteilen kann – immer ausgezeichnet. Einen Verein zu führen kann man aber nicht mit der verantwortungsvollen Aufgabe der Führung einer Gemeindeverwaltung vergleichen. Es ist ja nicht damit getan, den Mitarbeitern der Verwaltung Aufgaben zuzuteilen und diese zu überwachen. Als Bürgermeister muss ich auch immer die Menschen in der gesamten Gemeinde im Blick haben. Gleichwohl werden mir die Erfahrungen aus den Jahren der Vereinsarbeit sicher auch in Zukunft helfen.

Mit Blick auf die Kommunal- und Bürgermeister-Wahl im Herbst 2020 verspricht die CDU Erndtebrück, ihren Generationswechsel fortzusetzen und dass Steffen Haschke als Kandidat mit einem jungen Team antritt. Können Sie dazu mehr sagen?

Wir als CDU-Fraktion haben bereits jetzt eine gute Mischung aus jungen, aufstrebenden Leuten wie auch erfahrenen Ratsmitgliedern. Wir werden uns für die Kommunalwahl breit aufstellen. Wir werden eine jüngere Mannschaft aufstellen, ohne dabei auf die Erfahrung der Altgedienten vollends zu verzichten. Wir wollen als CDU-Fraktion schließlich Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen vertreten und ansprechen.

Als Bürgermeister sollte man natürlich neben der Politik den Dialog mit den Bürgern suchen. Wie stellen Sie sich das vor? Mit welchen Zielen?

Ich bin schon immer auf die Menschen in unserer Gemeinde zugegangen und unterhalte mich gerne über allmögliche Themen mit ihnen. Ob auf Schützenfesten, Vereinsveranstaltungen, Dorffesten oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen. Für die Bürger der Gemeinde habe ich stets ein offenes Ohr, auch beim Einkauf, auf dem Sportplatz, im Verein oder wo immer man sich trifft. Die Bürger sollen immer das Gefühl haben, dass sie und ihre Anliegen ernst genommen werden.

Eine Wahl zum Bürgermeister würde für Sie natürlich auch einen Wechsel des Arbeitsplatzes ins Rathaus bedeuten. Kann, muss man sich als Mensch darauf irgendwie vorbereiten?

Jubiläumsschützenfest 50 Jahre Schießverein „Tell“ Birkefehl im Sommer 2014, die Vorbereitungen laufen: „Der Schnaps ist vom Ortsvorsteher, das Bier vom noch amtierenden Kaiser.“ Mit diesem flockigen Spruch überbringt Steffen Haschke (rechts) den fleißigen Kranzbindern im Dorf ein flüssiges Geschenk.
Jubiläumsschützenfest 50 Jahre Schießverein „Tell“ Birkefehl im Sommer 2014, die Vorbereitungen laufen: „Der Schnaps ist vom Ortsvorsteher, das Bier vom noch amtierenden Kaiser.“ Mit diesem flockigen Spruch überbringt Steffen Haschke (rechts) den fleißigen Kranzbindern im Dorf ein flüssiges Geschenk. © Christoph Vetter

Unweigerlich muss man sich auch darauf vorbereiten. In den vergangenen Jahren habe ich in der freien Wirtschaft wertvolle Erfahrung – auch mit Personalverantwortung - sammeln dürfen. Diese Erfahrungen werde ich weitestgehend einbringen wollen.

Eine klare Absprache mit dem bisherigen Arbeitgeber ist zudem unbedingt erforderlich.

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