Girkhausen/Marburg. . Im Beiheft des Heimatvereins erzählt Dr. Ulf Lückel spannende Geschichten von Rittern alter Adelsfamilien und dem Einsturz der Wallfahrtskirche.
Etwas für sein Heimatdorf Girkhausen zu tun, ist für den Theologen Dr. Ulf Lückel Ehrensache. Jetzt legt er über die Kirche in Girkhausen eine Arbeit vor, die in Kürze als Beiheft der Zeitschrift Wittgenstein des Heimatvereins erscheinen und bei der Sparkasse in Bad Berleburg und Girkhausen zum Kauf angeboten wird.
Wie lange dauert es denn eigentlich, das Material für solch eine Veröffentlichung zu sichten und zu sammeln? Dr. Lückel zögert ein wenig vor der Beantwortung der Frage und räumt dann ein: „Es war wirklich eine Menge Vorarbeit. Die hat mehrere Jahre gedauert.“
Aber das hat sich offenbar gelohnt, denn allein ein Blick ins Inhaltsverzeichnis verspricht jede Menge Informationen, die dem ein oder anderen sicher noch nicht geläufig sind. Warum steht der Kirchturm eigentlich einige Meter vom Gotteshaus entfernt? Dr. Lückel löst das im Kapitel „Einsturz im 17. Jahrhundert“ auf.
Gotteshaus mit besonderem Reiz
Im Gespräch verrät er der Heimatzeitung: „Bei der evangelischen Kirche in Girkhausen handelt es sich jedoch um keinen expliziten Epochenbau, sondern um ein gewachsenes Ensemble aus den letzten Jahrhunderten. Das macht den besonderen Reiz dieser Kirche aus. Der Turm war ursprünglich mit der Kirche verbunden. Der zwischen ihm und dem heutigen noch erhaltenen Kirchengebäude befindliche drei-jochige Mittelteil des Schiffs stürzte 1680 ein und wurde aus Kostengründen nicht wieder aufgebaut.“
Mangelnde Finanzen dürften wohl für den Einsturz des Mittelbaus als Ursache angenommen werden können; denn Lückel führt aus: „Das Gebäude hatte Dimensionen wie ein Dom. Es war eine Wallfahrtskirche, wodurch die Girkhäuser viel Geld verdient haben. Doch nach der Reformation verarmte der Ort, die Menschen ließen einen Teil der Kirche verfallen...“.
Von der Wallfahrtskirche und dem Gnadenbild Mariens
Aus der Zeit vor der Reformation stammen auch die Legenden vom angeblich wundertätigen Marienborn, dessen Wasser besondere Heilkraft zugesprochen wurde. Hier hat der Girkhäuser Theologe doch so seine Zweifel, und er kündigt an: „Zu manchen Themen wie Wallfahrtskirche und dem angeblich verschollenen Gnadenbild Mariens werde ich in dem Heft Stellung nehmen und Ross und Reiter nennen.“
In dem Zusammenhang wird Lückel auch auf die Entstehung der Drehkoite und das Handwerk der Schüsseldreher und Löffelschnitzer eingehen: Das resultiert nämlich aus der bitteren Armut der Bevölkerung nach Ende der Wallfahrten.
Die Ersterwähnung von Girkhausen benennt im Jahr 1220 den Ritter Konrad von Gerharttinkusen als Zeuge für den Battenberger Grafen Hermann. Auch dieser damals in Girkhausen herrschenden Adelsfamilie widmet Dr. Lückel ein Kapitel: Für das frühe 13. Jahrhundert können wir also schon von einer stärkeren Besiedlung des oberen Odeborntales ausgehen und zu dieser Zeit hat auch bereits einer der Vorgängerbauten der Girkhäuser Kirche bestanden.“
Der Inhalt insgesamt endet schließlich in der heutigen Zeit mit eineraktuellen Betrachtung des weltlichen und sakralen Innenlebens der Kirche von Girkhausen.
In seinem Vorwort lädt der Autor ein: So wollen wir nun einen Streifzug durch das Kirchengebäude und die über acht Jahrhunderte spannender Geschichte von Kirche und auch des Dorfes unternehmen.