Wittgenstein. . Ärzte in Wittgenstein werben seit einem halben Jahr im Internet um potenzielle Praxis-Nachfolger. Und starten jetzt gemeinsam eine neue Aktion.

„Idylle braucht Kompetenz. Starten Sie jetzt Ihre Karriere in Wittgenstein und Hinterland.“ So wirbt der Kooperationsverband Ärzte der Region (ADR) seit gut einem halben Jahr per Karriere-Portal im Internet um Nachwuchs für den Altkreis und die hessische Nachbarschaft. Das Interesse bislang? Eher gering, sagt Bertram Roessiger aus Bad Berleburg, im Ärzte-Netz als Betriebswirt aktiv. Aber davon wolle man sich keinesfalls entmutigen lassen – sondern mit Aktionen gegensteuern.

Klinik-Mediziner als Zielgruppe

Immerhin 3000 Mal seit der Freischaltung seien die Portal-Seiten angeklickt worden, zieht Roessiger im Gespräch mit unserer Zeitung Zwischenbilanz – darunter oft die Infos über angebotene Praktika zur Facharzt-Ausbildung und jene zur Praxis-Beteiligung. Konkrete Anfragen mit Blick aufs Arbeiten in einer ADR-Praxis seien „von drei Ärzten aus dem stationären Bereich“ gekommen, doch dabei sei es geblieben. Sicher auch, weil die Arbeitgeber den wechselwilligen Medizinern am Ende bessere Angebote gemacht hätten.

Derzeit drei Angebote zur Übernahme

Zu einer konkreten Praxis-Übernahme finden sich laut Betriebswirt Bertram Roessiger derzeit drei Angebote im ADR-Karriereportal.

Die Details sind allerdings kennwortgeschützt und nur für ausgewiesene interessierte Ärzte zugänglich. Damit wolle man nicht zuletzt vermeiden, dass aus angebotenen Praxen Patienten abwandern – und wirtschaftlicher Schaden zurückbleibe.

Gerade bei Klinik-Ärzten mit oft anstrengenden Diensten liege jedoch das Potenzial, um sie für eine Aufgabe als Landarzt zu begeistern – und abzuwerben, erläutert Roessiger. Deshalb „werden wir unsere Marketing-Maßnahmen weiter verstärken – mit Info-Flyern zu unserem Karriere-Portal, die wir per Post an diese Zielgruppe versenden“. Etwa 3000 Ärzte wolle man auf diesem Wege anschreiben. Dabei habe der ADR auch im Auge, dass die jungen Ärzte der sogenannten Generation Y „immer öfter weiblich und familienorientiert“ seien und „in gesicherten Verhältnissen arbeiten“ wollen. Roessiger: „Unsere Praxen müssen also familientauglich werden.“

17 Ärzte schon über 61

Hier könnten Anstellungsverhältnisse mit Medizinern hilfreich sein – in der Hoffnung, dass diese Partner später auch die Praxis übernehmen. Roessiger ist überzeugt: „Als Landarzt wird man nicht reich, hat aber eine wirtschaftliche Sicherheit.“ Und es gebe Fördergelder.

Präsent sei das ADR derzeit auch mit Plakaten etwa im Krankenhaus Biedenkopf, beim Gesundheitsamt Marburg und auch im Bad Berleburger Rathaus, berichtet der Betriebswirt. „Kaum Ausschlag“ bei den Klick-Raten im ADR-Karriere-Portal haben laut Roessiger teure Anzeigen im Oktober und November 2018 im „Ärzteblatt“ gebracht.

Bald zahlreiche Praxen abzugeben

Derzeit gehören dem ADR-Netz 43 Ärzte in 31 Praxen an – darunter „17, die altersmäßig jenseits der 61 sind“, so Roessiger. „Da werden wir in fünf bis acht Jahren einiges an Praxen abzugeben haben.“ Da heißt es: am Ball bleiben.

Das Ärztenetz im Internet: www.adr-netz.de

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