Bad Laasphe. . Hans-Jürgen Zampich (81) lebt in Hesselbach. Im Interview spricht er über sein Engagement in Vereinen – und neuerdings als grünes Ratsmitglied.

Der Mann ist schon 81 Jahre alt, aber noch sehr aktiv: Im Interview mit unserer Zeitung spricht Hans-Jürgen Zampich über seine Rollen als Berufsbetreuer, mehrfaches Vereinsmitglied und neues Mitglied im Rat Bad Laasphe.

Sie gehören bereits seit 1999 der Bad Laaspher Grünen-Fraktion an. Darf man Sie als einen Wittgensteiner Grünen der ersten Stunde bezeichnen?

Hans-Jürgen Zampich: Mitglied bei den Grünen bin ich tatsächlich schon seit 1983, als die Grünen erstmals in den Bundestag einzogen – und zwar zunächst an meinem damaligen Wohnort Bad Berleburg. Als ich dann 1999 umzog in den Raum Bad Laasphe, schloss ich mich den Grünen dort an, war zunächst sachkundiger Bürger in der Fraktion.

Mit welchen politischen Zielen sind Sie unterwegs?

Wo geht’s jetzt hin mit der Menschheit, mit der erhaltenswerten Natur? Das sind meine Fragen. Wenn wir da nämlich so weitermachen wie bisher, haben unsere nächsten Generationen keine Zukunft, fürchte ich. Deshalb wollen wir Grüne als Keimzelle dazu beitragen, Natur und Klima zu erhalten – das ist mein Hauptanliegen. Ein Beispiel: Das Auto hatte bislang auch bei uns in der Kommunalpolitik immer Vorrang vor Fußgänger und Fahrrad – das muss aber nicht sein. Mit dem Rad durch Bad Laasphe zu kommen, ist eine Katastrophe – da müssen wir als Grüne dranbleiben, dass der geplante Radweg zügig zum Zuge kommt.

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Seit Anfang November 2018 sitzen Sie für die Grünen nun auch im Bad Laaspher Rat. Was hat sich da für Sie verändert?

Edgar Kuhly aus Feudingen als langjähriges Ratsmitglied ist ja ausgestiegen – und ich bin dann von der Reserveliste aus nachgerückt. Ich bin nun gefordert, mich in alle Themen, die den Rat, den Ort Bad Laasphe betreffen, hineinzuknien – und die Menschen zu überzeugen, Natur zu erhalten. Und wir müssen wir Bad Laasphe dringend attraktiver machen. Wir haben doch hier eine herrliche Natur, wir müssen nur mehr dafür tun. Auch für den Kurpark, um ihn zu pflegen. Aber dafür fehlt auch die finanziellen Mittel für das Personal im Bauhof.

Bad Laasphe muss attraktiver werden – wie denn?

Nun, wir sind noch „Bad“, da darf man mehr erwarten. Nehmen Sie den Wilhelmsplatz, da ist ja nichts Attraktives – nur zwei kalte Steinbänke. Oder die Königstraße: Da ist es unwahrscheinlich schwer, im Zeitalter des Internet-Handels mit der Folge von Laden-Leerständen Leben hineinzubringen. Schön wäre hier wieder ein ansprechendes Café für alle, auch die Urlaubsgäste. Ich finde: Die Aktivitäten der TKS in Sachen Tourismus müssen noch gezielter von der Politik gefördert werden – etwa im Wirtschaftsförderungs- und Kulturausschuss, der aber viel zu selten tagt.

Was fasziniert Sie eigentlich an der Kommunalpolitik? Ist das noch Hobby? Oder schon Berufung?

Weder das eine noch das andere. Es ist mir einfach ein großes Anliegen, mich zu engagieren – sowohl was die Stadt als Ganzes betrifft, als auch meinen Heimatort Hesselbach. Es ist mir eben nicht egal, was da passiert.

Zampich über sein Heimatdorf Hesselbach: „Man kann nur loben: Wir haben einen junge Generation, die hier Leben reinbringt.“
Zampich über sein Heimatdorf Hesselbach: „Man kann nur loben: Wir haben einen junge Generation, die hier Leben reinbringt.“ © Eberhard Demtröder

Hesselbach, Ihr Heimatort. Was können Sie dort bewegen – als Bewohner, als Politiker?

Was hier in Hesselbach passiert, kann man schlecht politisch initiieren. Man kann aber das unterstützen, was in unserem Ort an Aktivitäten bereits geschieht. Und man kann nur loben: Wir haben einen junge Generation, die hier Leben reinbringt. Die auch gestaltet und die gesamte Bevölkerung einbezieht. Ortsvorsteherin Petra Tang und ich als Ratsmitglieder stützen das Engagement und versuchen uns auch da einzubringen. Und in kleineren Dingen werden wir ja auch von der Stadt unterstützt.

Was halten Sie von der These des schleichenden Dörfer-Sterbens?

Also, hier in Hesselbach ist es der gegenläufige Trend: Junge Leute finden oft leerstehende Häuser durch Tod der Bewohner oder Wegzug. Und das hat ja auch eine Bedeutung, dass die Jungen nicht weggehen: Sie identifizieren sich mit ihrem Ort. Darüber hinaus haben wir eher noch Zuzug.

Neben der Politik engagieren Sie sich im Wittgensteiner Psychosozialen Forum. Warum?

Das ist mir ein besonderes Anliegen. Ich habe als Sozialarbeiter erlebt, wie schnell man als gesunder Mensch psychisch krank werden kann. Hier in Wittgenstein betreuen wir zum Beispiel beim Sozialwerk St. Georg wie auch im August-Hermann-Francke-Haus der Diakonie über 150 psychisch kranke Menschen, ambulant wie stationär. Diese Menschen werden in der Gesellschaft leider oft übersehen. Dabei brauchen sie Hilfe, medizinische wie menschliche. Unser Forum besteht aus Menschen unterschiedlicher Einrichtungen einschließlich Kreisklinikum und Klinik Wittgenstein, aber auch aus Berufsbetreuern wie ich und nicht zuletzt Betroffenen. Es geht ganz einfach um die Vernetzung von Menschen, die sich ihrerseits um psychisch kranke Menschen kümmern. Ein Berufsbetreuer wird vom Gericht beauftragt und kümmert sich dann um die Belange seiner Schützlinge. Das sind Menschen, die in Heimen leben, als Senioren, als Behinderte. Leider gibt es von den Betreuern unserer Art viel zu wenige.

Vergangenen Sommer haben Sie die „MUT-Tour“ zum Tabu-Thema „Depressionen“ ein Stück begleitet. Was hat Ihnen das gebracht?

Es war eigentlich ein Stück Solidarität, die betroffenen Menschen zu begleiten, ihnen das Gefühl zu vermitteln: Wir sind nicht allein. Wir haben sie im „Pluspunkt Kö“ an der Königstraße empfangen, und das hat ihnen sehr gefallen. Das war schon eine tolle Aktion.

Sie waren Mitglied des Gesangvereins „Eintracht“ Hesselbach, sogar im Vorstand, ehe der Chor 2017 aufgelöst wurde. Trauern Sie dem Verein heute nach?

Irgendwie schon, weil die Musik schon ein wichtiger Teil meines Lebens ist.

Der Verein für soziale Dienste, in dem Sie ebenfalls Mitglied waren, leistete von 1984 bis 2013 im Auftrag des evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein einen Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in der Region. Wird dessen Arbeit, die überall geschätzt wurde, eigentlich irgendwie weitergeführt?

Damals, 2012: Hier rückt ein Forstwirt vom Verein für soziale Dienste und Arbeit im Kirchenkreis Wittgenstein einer 25 Meter hohen Küstentanne mit der Motorsäge zu Leibe. Auf dem Gelände am Laaspher Max-Präger-Weg sollen die Bauarbeiten für einen neuen kirchlichen Kindergarten beginnen, heute als Kita „Farbklecks“ bekannt.
Damals, 2012: Hier rückt ein Forstwirt vom Verein für soziale Dienste und Arbeit im Kirchenkreis Wittgenstein einer 25 Meter hohen Küstentanne mit der Motorsäge zu Leibe. Auf dem Gelände am Laaspher Max-Präger-Weg sollen die Bauarbeiten für einen neuen kirchlichen Kindergarten beginnen, heute als Kita „Farbklecks“ bekannt. © Kirchenkreis Wittgenstein

Die Vereinsarbeit musste damals beendet werden, weil die Finanzierung einfach nicht mehr gewährleistet war. Wir wurden sehr unterstützt von der heutigen Arbeitsagentur in Siegen, aber deren Mittel sind nach und nach zurückgefahren worden, so dass wir am Ende das Personal nicht mehr bezahlen konnten. Das hat uns allen sehr leid getan. Schade: Im Verein konnten Arbeitslose aktiv sein und etwa in unserem Raumländer Lager gebrauchte Möbel aufmöbeln – den Bedarf dafür gab es jedenfalls.

Was verbindet Sie mit dem SV Oberes Banfetal?

Ich bin Mitglied des SVO, weil ich mich damit identifiziere, was im Verein läuft. Und da interessiert mich in erster Linie der Fußball. Als Fan.

Die ehemalige Hauptschule in der Bad Laaspher Gennernbach weicht demnächst wohl einer neuen Senioren-Residenz, die „Emmaburg“ als riesige Immobilie in der Kernstadt findet dagegen einfach keinen soliden Eigentümer. Und in der Königstraße wird demnächst ein komplett marodes Haus abgerissen. Was passiert da aus Ihrer Sicht? Inwieweit muss man da eingreifen?

Die Entwicklung auf dem Hauptschul-Gelände ist für mich die Ideal-Lösung in Sachen Gebäude-Management für immerhin 50 städtische Immobilien: Die Stadt Bad Laasphe braucht endlich kein Geld mehr für ein leerstehendes Gebäude aufzuwenden. Und wir bekommen endlich ein neues Seniorenheim. Da hat uns die AWO nach Schließung des Fritz-Heinrich-Seniorenzentrums an der Pfingstweide ja auch viel zu lange hingehalten.

Und die „Emmaburg“? Nun, das ist ja etwas Privates, das ist freie Marktwirtschaft – da sind wir in der Politik leider mehrmals veräppelt worden. Zur Königstraße: Ich würde mir wünschen, dass die Baulücke für etwas genutzt wird, was mehr Menschen anzieht – vielleicht das oben vorgeschlagene Café?

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