Bad Laasphe. . Es sieht trüb aus auf dem Wilhelmsplatz. Dort, wo die Eiche Schatten spendete, ist heute nur noch ein kleiner Stumpf am Boden zu sehen.
Es sieht trüb aus auf dem Wilhelmsplatz in Bad Laasphe. Dort, wo bisher die Eiche mit ihren grünen Blättern den Menschen im Bushäuschen Schatten spendete, ist heute nur noch ein kleiner Stumpf am Boden zu sehen. Für viele Bad Laaspher war sie mehr als nur ein gewöhnlicher Baum. Sie war ihr Baum, der das Stadtbild seit Jahren prägte. Einige saßen bereits als Kinder unter ihm, haben im Sommer dort gespielt und im Herbst seine Früchte gesammelt.
Bad Laasphe verliert einen beliebten Baum
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Auch am Dienstag stehen einige Anwohner ihrem Baum bei, als die Firma Daub gegen neun Uhr mit ihren Lastwagen und einer Hebebühne vorfährt und die ersten Späne und Eicheln auf den warmen Boden fallen. „Die hat schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel. Wenn man sich anschaut, wie viele Früchte diese Eiche noch produziert hat, kann man gar nicht glauben, dass sie krank ist“, hört man einen älteren Mann im Vorbeigehen zurufen. Er wirkt traurig. Auch Ellen Kamm aus Bad Laasphe findet es schade, das die Eiche, die bereits seit dem 19. Jahrhundert dort stand, gefällt wird. „Die Sicherheit geht vor. Sie war alt und kaputt. Das muss man leider akzeptieren“, sagt sie, während die Hebebühne mit zwei Männern in die Luft geht.
Pilzbefall gefährdet Standsicherheit
Bereits im Mai stellte man im Zuge einer Untersuchung einen Pilzbefall der Eiche fest. Dieser gefährdete die Standsicherheit des Baumes. Er drohte zu kippen und war somit eine Gefahr für den Mensch. „Wenn sie in einem Park stehen würde, könnte man den Bereich um sie herum absperren. Dann wäre sie eine natürliche Bereicherung für die Tiere. So aber stellt sie eine Gefahr dar“, sagt Michel Daub, Gründer der Garten- und Landschaftsbau-Firma Daub.
Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern entfernt er einen Ast nach dem anderen. Stück für Stück landet so auf den Boden, direkt hinter dem Bushäuschen. Das Knattern der Motorsäge ist kaum zu überhören. Immer wieder muss das Benzin aufgefüllt werden. Gegen zwölf Uhr ist von den einst so grünen Blättern nichts mehr zu sehen.
Danach geht es an den Stamm. Scheibchenweise kürzen die Männer den Baum. Mit Hilfe eines Baggers können sie die schweren Holzscheiben nach unten transportieren. Fast viereinhalb Tonnen soll der Stamm in etwa wiegen.
Nachdem alle Vorarbeiten abgeschlossen sind, beginnt die eigentliche Fällung. Sobald ein Mitarbeiter den Stamm bodennah angesägt hat, holt sein Kollege den Vorschlaghammer und die Keile. Mit vollem Körpereinsatz schlägt er die Keile in das harte Holz. Immer wieder holt er zum Schlag aus, während die Menschen auf dem Wilhelmsplatz ihm gespannt zuschauen. Einer von ihnen ist Ulrich Marx. „Es ist traurig. Sie gehörte zum Wilhelmsplatz.“
Gegen zwei Uhr, fünf Stunden nach Beginn der Fällarbeiten, ist es dann soweit. Der Stamm, der mit einem blauen Seil am Kran gesichert ist, fällt auf das weiche Gras. Ein dumpfes Geräusch ertönt. Der Platz scheint mit einem Male leer.
Neben dem Stamm liegen noch immer die vorab abgesägten Stamm- und Astreste. „Darf ich ein Stück mit nach Hause nehmen?“, lautet die Frage einiger Bewohner der Stadt. Ein Stück hölzerne Erinnerung, die in einigen Gärten und Wohnungen erhalten bleibt.
Aber auch aus dem Stamm der Eiche soll in naher Zukunft ein Denkmal geschaffen werden, ein Denkmal für die Friedenseiche.
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