Bad Berleburg. „Wenn ich in der Stadt bin, dann kommen viele auf mich zu und begrüßen mich mit Mama, Mama und tragen mir die Einkaufstaschen“, sagt Luise Dickel.

In der Flüchtlingsunterkunft am Spielacker hat sich in den vergangenen Wochen einiges verändert. Aber es gibt auch eine große Konstante: das ehrenamtliche Engagement von Einheimischen in der Arbeit mit Flüchtlingen. Die Westfalenpost hat sich am Dienstag bei einem Pressetermin ein Bild von der vielfältigen Arbeit der Ehrenamtlichen in der Zentralen Flüchtlingsunterkunft gemacht und sie auch nach ihrer Motivation gefragt.

Kleiderkammer

Die Kleiderkammer in der Flüchtlingsunterkunft wird von Luise Dickel geleitet. Zu den insgesamt 20 ehrenamtlichen Helferinnen gehören auch Mechthild Spies, Annemarie Lückel und Margret Pott (von links).
Die Kleiderkammer in der Flüchtlingsunterkunft wird von Luise Dickel geleitet. Zu den insgesamt 20 ehrenamtlichen Helferinnen gehören auch Mechthild Spies, Annemarie Lückel und Margret Pott (von links). © Lars-Peter Dickel

In der Kleiderkammer werden Sachspenden gesichtet, sortiert und später wie in einem Kaufhaus an die Flüchtlinge ausgegeben. In der Kleiderkammer in der Unterkunft und in der Spendenannahme in der Herrenwiese arbeiten 20 Frauen. Die Organisation hat Luise Dickel. Sie ist ehrenamtserfahren, hat sich in der Hospizarbeit, der Kirchengemeinde und als gerichtliche Betreuerin engagiert. Diese drei Ehrenämter hat sie aber jetzt an den Nagel gehängt, um sich ganz der Arbeit mit Flüchtlingen zu widmen: „Man bekommt soviel Dankbarkeit zurück. Wenn ich in der Stadt bin, dann kommen viele auf mich zu und begrüßen mich mit ‘Mama, Mama’ und tragen mir die Einkaufstaschen“, beschreibt sie herzliche Szenen. „Das hier will ich machen, so lange ich kann.“

Musikunterricht

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Auch Friedhelm Fuchs ist begeistert. Der Rentner hat einen Bekannten, der sich hier engagiert, und gehört, dass immer Helfer gesucht werden. Also kam er als Musiker und hat schnell Erfolg: „Wenn sie ein Instrument in der Hand haben, sind sie glücklich“, beschreibt er, was ihm die Arbeit mit Flüchtlingen gibt. Die meisten haben keine Erfahrung, also hat der mit der Wittgensteiner Band Hewe Deeg bekannt gewordene Fuchs einfache Akkorde aufgeschrieben: „Das kann jeder. Das ist kein Hexenwerk.“ Sein Problem ist: „Wir haben leider zu wenig Instrumente.“

Sport

Der VfL Bad Berleburg und auch die Sportfreunde Edertal lassen Jugendlichen mittrainieren. Fußball ist eine internationale Sprache, die fast jeder versteht.

Deutschunterricht

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Egal ob erwachsen oder jung. Der Deutschunterricht ist ein Schlüssel für die Integration. Am Spielacker werden Alphabetisierungskurse angeboten, Anfänger und Fortgeschrittene unterrichtet. Das Problem ist die Planbarkeit. Keiner der Flüchtlinge weiß, ob er drei Tage oder zwölf Wochen hier sein wird. Entsprechend gibt es in den Landeseinrichtungen keine Schulpflicht für Kinder oder Pflichtkurse für Erwachsene. Zusammen mit hauptamtlichen Lehrern bilden Ehrenamtliche das Rückgrat der Kurse. Hier sind aber nicht alle pensionierte Lehrer wie Ursula Belz, die den Deutschunterricht als wichtigstes Element der Integration sieht und viele positive Erfahrungen gemacht hat: „Als Lehrerin ist es faszinierend, wie wissbegierig die Menschen sind.“ Und jeder ehrenamtliche zusätzlich, der die Menschen beim Schreiben- und Sprechenlernen unterstützt, ist wichtig: „Deren Arbeit wird dankbar angenommen.“

Kinderbetreuung

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Von den aktuell 404 Menschen in der Einrichtung sind rund 100 Kinder und Jugendliche. In der Kinderbetreuung arbeitet Helen Freitag als hauptamtliche Kraft. Sie organisiert die Kindergartengruppen, in denen sprichwörtlich buntes Treiben herrscht. Nur manchen alleinspielenden Kindern sieht man an, dass nicht alles so einfach ist. „Viele Kinder haben unglückliche Situationen hinter sich. Ich möchte ihnen Freude bereiten“, sagt Britta Matthes, die sich hier ehrenamtlich einbringt.

Kontaktadresse

Wer sich ehrenamtlich in der ZUE Bad Berleburg engagieren möchte, kann per Email Kontakt aufnehmen: badberleburg@drk-fhnrw.de