Bad Berleburg. . Die größte Gefahr für die Kinder ist nicht ein langer Fußweg oder die Fahrt im Bus. Im Regelfall geht die größte Gefahr von den Eltern aus.
Der Schulweg ist ein Risiko für Kinder und Jugendliche. Besonders Grundschüler und hier gerade die Schulanfänger, für die vieles noch aufregend und neu ist, müssen besonders intensiv beaufsichtigt werden. Aber die größte Gefahr für die Kinder ist nicht ein langer Fußweg oder die Fahrt im Bus. Im Regelfall geht die größte Gefahr von den Eltern aus. Von den Eltern, die die Kinder mit dem Auto zur Schule fahren und dabei viele Verkehrsregeln schlicht missachten. Das fängt bei der Tempo-30-Zone an und hört beim absoluten Haltenverbot auf.„Die denken in dem Moment nur an ihre eigenen Kinder“, weiß Polizeibeamter Matthias Hartmann.
Wenige Tage nach Schuljahresbeginn hat die Westfalenpost die Polizeibeamten Matthias Hartmann und Heiko Pratsch bei ihrem Einsatz an der Bad Berleburger Burgefeldschule begleitet. „Viele parken im absoluten Halteverbot, in der Busspur oder auf Privatgrundstücken, um ihre Kinder raus zulassen“, beschreibt Hartmann, was sich montags bis freitags morgens im Eichenweg abspielt. Das Problem ist: „Wenn das in Eile passiert, achten manchen nicht mehr auf Kinder, die vielleicht hinter dem Auto hervorlaufen.“
Vorführeffekt
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Vorführeffekt: Am Montagmorgen ist vieles ruhiger als sonst. Auch weil der Bulli der Polizisten weithin zu sehen ist. Viele drehen deshalb mit grimmiger Miene eine Ehrenrunde durch den Wendehammer und parken ein paar Meter entfernt auf dem Parkplatz des Kindergartens – wenn da gerade etwas frei ist. Aber einige Elterntaxis fahren trotz Polizeibeamten am Straßenrand mit dem Auto bis vor den Schulhof und stellen ihr Fahrzeug dreist unter dem Halteverbotsschild ab. „Wir sprechen diese Eltern dann gezielt an“, sagt Hartmann Und die zeigen Einsicht. Meistens. Die Erklärungen für das Fehlverhalten klingen immer gleich: „Da hat doch eben auch ein anderer Wagen gestanden“, sagt ein Vater. Und eine Mutter beteuert: „Normalerweise laufen wir immer...“ Hartmann und Pratsch kennen diese Sätze und schütteln mit dem Kopf.
„Seit ein paar Jahren gibt es eine Vereinbarung der Schule mit der Evangelischen Gemeinschaft in der Fürst-Richard-Straße. Die Eltern können dort parken und die Kinder zu Fuß zur Schule begleiten“, erläutert Heiko Pratsch. Und Schulleiter Günter Rothenpieler erklärt, wie viel getan wird, damit Verkehrsgefährdungen erst gar nicht entstehen: „Es ist aber immer das gleiche Prozedere: Die Schule informiert die Eltern und die Elternpflegschaft gibt Handzettel heraus.“ Immerhin, die Kooperation mit Pastor Manfred Heinzelmann funktioniere gut und viele Eltern nutzten die Gelegenheit, ihre Kinder von dort aus die letzten 200 Meter laufen zu lassen. Abhilfe könnte allerdings auch das kostenfreie Schülerticket des Kreises schaffen. Dadurch gibt es keinen Drei-Kilometer-Umkreis mehr. Schüler aus diesem Umkreis mussten bisher laufen, die Eltern ein Busticket selbst zahlen oder – und das will man vermeiden – Kinder privat fahren.
Kreis unterstützt das Schülerticket
40 000
Euro stellt der Kreis Siegen-Wittgenstein im Haushaltsjahr 2018 für das neue „Schülerticket Hessen“ zur Verfügung.
Aber Günter Rothenpieler hat auch im Schülerticket ein Gefährdungspotenzial entdeckt: Durch das kostenfreie Ticket droht mehr Gedränge in dem bislang einen Schulbus, der Kinder zur Grundschule bringt. Aber eine Zählung soll demnächst ergeben, ob ein zweiter Bus eingesetzt werden muss. Auch im Bus sorgen die Polizeibeamten auf Wunsch der Busunternehmen ab und an bei Kontrollen für Ordnung, wenn zum Beispiel die Ranzen auf den Sitzen stehen oder die Kinder anfangen zu drängeln, berichtet der Bezirksbeamte Matthias Hartmann, der aber auch seine ganz persönliche Meinung zum Thema hat: „Wenn die Kinder zur Schule laufen, ist das gut. Sie bekommen Sauerstoff, Bewegung und es macht die Kinder selbstständiger“, sagt er.
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Und tatsächlich beherzigen das auch viele Eltern der 209 Kinder der Burgfeldschule. Ein Vater begleitet seine radelnde Tochter auf dem Fahrrad zur Schule und zwei Mütter nutzen den Schulweg ihrer Sprösslinge auch für den ersten Gang mit dem Hund. Das macht Hoffnung auf mehr Einsicht.